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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Leitung der Kriminalabteilung der Staatsanwaltschaft übernehmen würde. Andy Masens eigene Pläne zielten noch um einiges weiter. Er hoffte, im Jahre 1984 selbst Generalstaatsanwalt zu werden und 1987 für den Posten des Gouverneurs zu kandidieren. Und nach acht Jahren im Gouverneursamt, wer konnte wissen, wie es danach weiterginge?
    Er stammte aus einer großen Familie in ärmlichen Verhältnissen. Er und seine drei Brüder und zwei Schwestern waren in einer Bruchbude an der äußeren Sabbatus Road in der Stadt Lisbon aufgewachsen, einer typischen »Armeleutegegend«. Seine Brüder und Schwestern hatten den unter den Umständen vorgegebenen Erwartungen entsprochen. Nur Andy Masön und sein jüngster Bruder Marty hatten die höhere Schule absolviert. Eine Weile hatte es so ausgesehen, als ob auch Roberta es schaffen könnte, aber dann hatte sie sich anläßlich eines Tanzabends bis über beide Ohren verliebt. Sie war von der Schule abgegangen, um den Jungen zu heiraten, der mit neunundzwanzig noch Pickel hatte, N[arragansett direkt aus der Dose trank und sie und ihr Kind schikanierte. Marty war bei einem Autounfall auf der Route 9 in Durham umgekommen. Er und einige betrunkene Freunde hatten die Kurve den Sirois Hill hinauf mit hundertzehn nehmen wollen. Der Camaro, in dem sie fuhren, überschlug sich zweimal und brannte aus.
    Andy war der Star der Familie gewesen, aber seine Mutter hatte ihn nie gemocht. Sie hatte ein wenig Angst vor ihm. Wenn sie mit Freunden sprach, pflegte sie zu sagen: »Mein Andy ist kalt wie ein Fisch«, aber er war noch mehr als das. Er hatte sich immer streng unter Kontrolle und war immer zugeknöpft. Schon in der fünften Klasse wußte er, daß er irgendwie ein Studium absolvieren und Anwalt werden würde. Anwälte verdienten viel Geld. Anwälte arbeiteten mit Logik. Und Logik war Andys Heiligtum.
    Er sah jedes Geschehen als einen Punkt an, von dem eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten strahlenförmig ausging. Am Ende jedes dieser Strahlen befand sich der Ausgangspunkt für ein weiteres Ereignis. Und so weiter. Und dieser Punkt-Zu-Punkt-Lebensplan hatte ihm gute Dienste geleistet. Er bekam in der Schule nur gute Noten und erhielt für seine guten Leistungen anschließend ein Stipendium. Er hätte überall studieren können, aber er entschied sich für die Universität von Maine. Damit verzichtete er auf seine Chance in Harvard, aber er hatte schon beschlossen, seine Karriere in Augusta zu beginnen, und er wollte nicht, daß irgendein Hinterwäldler in Gummistiefeln und Holzfällerjacke ihm seine Harvardausbildung um die Ohren schlug.
    An diesem heißen Julimorgen lief alles planmäßig.
    Er legte Vic Trentons Telefonhörer auf. Bei Camber hatte niemand abgenommen. Der Mann von der State Police und Bannerman waren noch hier und warteten wie gut dressierte Hunde auf weitere Anweisungen. Mit Townsend, dem Mann von der State Police, hatte er schon früher zusammengearbeitet. Er gehörte zu den Leuten, die Andy Masen gern um sich hatte. Wenn man sagte ›holen‹, dann holte Townsend. Bannerman war ein Neuer, und Masen mochte ihn nkht besonders. Seine Augen waren ein bißchen zu flink, und wie er mit der Idee herausgeplatzt war, Kemp könnte das Kind benutzt haben, um die Frau gefügig zu machen … nun, solche Ideen, wenn sie denn auftauchten, sollten von Andy Masen kommen. Sie saßen alle drei schweigend auf dem Sofa, tranken Kaffee und warteten auf die Jungs vom FBI, die die Fangschaltung am Telefon installieren sollten.
    Andy ließ sich den Fall durch den Kopf gehen. Vielleicht war es nur ein Sturm im Wasserglas. Vielleicht war es aber mehr. Der Ehemann jedenfalls glaubte fest an eine Entfuhrung und maß dem Fehlen des Wagens keine Bedeutung bei. Er war auf die Idee fixiert, daß seine Leute sich in Steve Kemps Gewalt befänden.
    Andy Masen war da nicht so sicher.
    Camber war nicht zu Hause; da oben war überhaupt niemand. Vielleicht waren sie in Urlaub gefahren. Das war ziemlich wahrscheinlich. Der Juli war der übliche Urlaubsmonat. Hätte er ihren Wagen zur Reparatur angenommen, wenn ert wegfahren wollte? Unwahrscheinlich. Unwahrscheinlich, daß der Wagen dort stand. Immerhin mußte der Vergaser nachgesehen werden, und eine Möglichkeit hatte er Vic Trenton gegenüber nicht erwähnt.
    Angenommen, sie hatte. den Wagen zu Cambers Werkstatt gefahren? Angenommen, jemand hatte sie in seinem Wagen mitgenommen? Kein Freund, kein Bekannter, sondern ein Fremder? Andy hörte jetzt schon Trenton

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