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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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getrocknet.
    Donna schlief nicht sehr fest. So erschöpft sie auch war, ihre verkrampfte Haltung und die Schmerzen an Bauch, Bein und jetzt auch am Finger (während seines Anfalls hatte Tad bis auf den Knochen hineingebissen) ließen es nicht anders zu. Ihr Haar klebte ihr am Kopf wie ein Helm aus schweißnassen Strähnen. Der Verbandsmull an ihrem linken Bein war schon durchblutet, und die Ränder ihrer oberfläcruicheri Verletzungen am Bauch waren häßlich rot. Auch sie atmete heiser, aber nicht so unregelmäßig wie Tad.
    Tad Trenton hatte fast die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht. Der Wasserentzug zeigte schon seine Auswirkungen. Er hatte durch das Schwitzen wichtige Mineralien verloren.
    Nichts hatte sie wieder ersetzt. Seine inneren Abwehrmechanismen waren stark beeinträchtigt, und er erreichte jetzt das letzte kritische Stadium. Sein Leben war nicht mehr fest in Fleisch und Knochen verwurzelt. Es war nur noch schwach, bereit, beim leisesten Windhauch zu verströmen.
    In seinen Fieberträumen schob sein Vater ihn auf der Schaukel an, höher und immer höher, und er sah nicht den Hof, er sah den Ententeich, und die leichte Brise kühlte seine sonnenverbrannte Stirn, seine schmerzenden Augen, seine aufgesprungenen Lippen.

    Auch Cujo schlief.
    Er lag neben der Veranda im Gras und hielt seinen übel zugerichteten Schädel zwischen den Vorderpfoten. Seine Träume waren wirr und verrückt. Der Abend dämmerte, und der Himmel war dunkel von hin und her huschenden rotäugi-gen Fledermäusen. Er sprang immer wieder hoch, und jedesmal holte er eine aus dem Himmel, verbiß sich in ihre lederartigen zuckenden Flügel. Aber die Fledermäuse bissen mit ihren kleinen Rattenzähnen immer wieder in sein empfindliches Gesicht. Daher kamen die Schmerzen. Daher kam all seine Qual. Aber er würde sie alle töten. Er würde …
    Plötzlich wachte er auf. Er hob den Kopf von den Pfoten und legte den Kopf schief.
    Ein Auto näherte sich.
    Für seine höllisch wachen Ohren war das Geräusch des Wagens entsetzlich. Unerträglich. Es war das Geräusch eines großen, stechenden Insekts, das ihn mit Gift füllen wollte.
    Jaulend stand er auf. Seine Gelenke schienen voller Glassplitter zu sein. Er sah zu dem toten Wagen hinüber. In seinem Innern sah er den Kopf DER FRAU als unbewegliche Silhouette. Vorher hatte Cujo sie durch das Glas deutlich sehen können, aber DIE FRAU hatte etwas mit dem Glas gemacht, und jetzt war sie kaum zu erkennen. Aber es war gleichgültig. Herauskommen konnte sie nicht. Und auch nicht DER JUNGE.
    Das Dröhnen war nähergekommen. Der Wagen kam den Hügel herauf, aber … war es ein Wagen? Oder eine riesige Biene oder Wespe, die sich auf ihn stürzen wollte, um ihn zu stechen? Seine Schmerzen noch schlimmer zu machen?
    Er mußte abwarten.
    Cujo schlich unter die Veranda, wo er früher oft die heißen Sommertage verbracht hatte. Dort lagen die modernden Herbstblätter vom vergangenen Jahr, Blätter, die einen Duft ausströmten, den er damals als angenehm empfunden hatte. Jetzt fand er den Geruch ekelhaft. Erstickend und fast unerträglich. Wenn ein Hund Gerüche töten könnte, hätte Cujo diesen getötet.
    Jetzt war das Dröhnen ganz nahe. Und dann bog ein Wagen in die Einfahrt ein. Ein Wagen mit blauen Flanken und weißem Dach, auf dem Lichter waren.
    Der Gegenstand, den George Bannerman am wenigsten erwartet hatte, als er auf Cambers Grundstück fuhr, war der Wagen der vermißten Frau, den er jetzt vor sich sah. Er war nicht dumm, und wenn ihn auch Andy Masens Punkt-zuPunkt-Logik irritierte (er hatte sich schließlich mit Frank Dodds Taten befassen müssen und wußte, daß es manchmal keine Logik gab), so gelangte er doch auf ähnliche Weise zu seinen eigenen Schlüssen. Vielleicht aber unbewußt. Und er stimmte Masen zu, wenn dieser es für unwahrscheinlich hielt, daß die Frau und ihr Sohn hier waren. Der Wagen aber stand direkt vor seinen Augen.
    Bannerman griff nach dem Mikrophon unter dem Armaturenbrett und beschloß dann, sich zuerst den Wagen anzusehen. Von hier aus, direkt hinter dem kleinen Wagen, konnte man nicht erkennen, ob jemand darin saß. Die Lehnen der Vordersitze waren hoch, und Donna und Tad waren in ihren Sitzen im Schlaf zusammengesunken.
    Bannerman stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu. Bevor er zwei Schritte gegangen war, sah er, daß das Fenster an der Fahrerseite über die ganze Länge gesplittert war. Sein Herz schlug schneller, und seine Hand fuhr an den Kolben der .38

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