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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Entzündung eingehandelt.
    Der erste Teil seines Traumes war recht angenehm gewesen. Der Gedanke, daß all dies sich in Tads Schrank abspielte, war ihm auf seltsame Weise wunderbar erschienen. Dann war er an eine Lichtung gekommen … aber jetzt zerfloß alles wieder, wie es Träume tun, wenn sie wachen Gedanken ausgesetzt sind.
    Auf der anderen Seite der Lichtung erhob sich eine steile Wand etwa tausend Meter hoch in den Himmel. In einer Höhe von ungefähr sechs Metern befand sich eine Höhle - nein, für eine Höhle war sie nicht tief genug. Es war eher eine Nische, eine Vertiefung im Felsen, die einen flachen Boden hatte. Und in dieser Vertiefung hockten Donna und Tad. Sie duckten sich vor einer Art Ungeheuer, das versuchte, hinaufzureichen, hinaufzureichen und sie zu packen. Sie zu fressen.
    Es war wie die Szene aus King Kong, nachdem der große’ Affe die Männer, die versucht hatten, Fay Wray zu retten, vom Baum geschüttelt hat und jetzt den letzten Überlebenden fangen wül. Aber der Kerl hat sich in ein Loch verkrochen, und Kong kann ihn nicht ganz erreichen.
    Das Ungeheuer in seinem Traum war allerdings kein riesiger Affe gewesen. Es war … was gewesen? Ein Drache? Nein, nichts dergleichen. Kein Drache, kein Dinosaurier, kein Troll. Er kam nicht mehr darauf. Jedenfalls konnte es Donna und Tad nicht ganz erreichen, und darum wartete es vor ihrem Schlupfloch, wie eine Katze mit grausamer Geduld auf eine Maus wartet.
    Er rannte los, aber wie schnell er auch rannte, er kam der anderen Seite der Lichtung nicht näher. Er hörte Donnas Hilfeschreie, aber als er zurückbrüllte, waren die Worte, kaum hatten sie seinen Mund verlassen, wie abgeschnitten. Es war Tad, der ihn schließlich entdeckte.
    »Sie nützen nichtsl« schrie Tad, und in seiner Stimme lag eine so hoffnungslose Verzweiflung, daß Vic die Angst im Magen spürte. »Daddy, die Worte an die Ungeheuer nützen nkhts! Oh, Daddy, sie nützen nichts, sie haben nie etwas genützt! Du hast gelogen, Dacdy! Du hast gelogenl«
    Vic rannte weiter, aber er lief wie auf einer Tretmühle. Und er hatte am Fuße der steilen grauen Wand einen Haufen von alten Knochen und grinsenden Totenschädeln gesehen, von denen einige mit grünem Moos bedeckt waren.
    In diesem Augenblick wachte er auf.
    Aber was war das für ein Ungeheuer gewesen?
    Er wußte es einfach nicht mehr. Schon erschien ihm der Traum wie eine Szene, die man durch ein Fernglas betrachtet, in das man von der verkehrten Seite hineinschaut. Er ließ die Zigarette in das Becken fallen, spülte und drehte den Wasserhahn auf, damit auch die Asche aus dem Waschbecken ve,rschwand.
    Er urinierte, schaltete das Licht aus und ging wieder ins Bett.
    Als er sich hinlegte, fiel sein Blick auf das Telefon, und er verspürte plötzlich den irrationalen Impuls, zu Hause anzurufen.
    Irrational? Das war noch, sehr milde ausgedrückt. Es war zehn nach zwei Uhr morgens. Er würde sie nicht nur wecken, er würde ihr außerdem auch noch einen fürchterlichen Schreck einjagen. Man durfte Träume nicht wörtlich deuten; das wußte jeder. Wenn die Ehe und das Geschäft gefährdet waren, durfte man sich nicht wundern, daß die ständige Beschäftigung mit diesen Dingen beunruhigende Träume zur Folge hatte.
    Trotzdem. Nur einmal ihre Stimme hören und erfahren, daß alles in Ordnung ist.
    Er kehrte dem Telefon den Rücken, legte sich das Kissen zurecht und schloß die Augen.
    Ruf sie morgen früh an, wenn es dich beruhigt. Gleich nach dem Frühstück.
    Er fand seine Gelassenheit wieder und war bald eingeschlafen. Diesmal träumte er nicht -»und wenn es doch der Fall war, prägten sich diese Träume jedenfalls nicht seinem Bewußtsein ein. Und als am Dienstag der Weckruf kam, hatte er seinen Traum von der. Bestie auf der Waldlichtung ganz vergessen. Er erinnerte sich nur vage daran, daß er in der Nacht überhaupt aufgestanden war. Vic rief an diesem Tag nicht zu Hause an.

    Charity Camber wachte am Dienstagmorgen um punkt fünf Uhr auf und erlebte ihre eigene kurze Phase der Desorientierung - gelbe Tapeten statt der Holzwände, die Vorhänge lebhaftes Grün statt des weißen Chintz, ein schmales Einzelbett statt des breiten Doppelbetts, das in der Mitte schon durchhing.
    Dann wußte sie, wo sie war - Stratford, Connecticut - und empfand plötzlich eine angenehme Vorfreude. Sie konnte sich den ganzen Tag mit ihrer Schwester unterhalten, über alte Zeiten reden und erfahren, wie es ihr während der letzten Jahre ergangen war. Und

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