Culpa Mosel
kommen von Oberkail, und das ist noch nicht das weiteste Kaff von hier.«
Waldes fragender Blick ließ sie ergänzen: »Das liegt hinter Spangdahlem, ziemlich ungünstige Strecke hierher.«
Nachdem Walde die Kollegen gebeten hatte, sich im Gelände umzusehen, nahmen diese zwei große Taschenlampen aus dem Streifenwagen. Die Polizistin gab über Funk einen kurzen Lagebericht an die Einsatzzentrale durch.
Das erinnerte Walde daran, dass sein Handy noch eingeschaltet war. Kaum hatte er es vom Beifahrersitz genommen und ausgeschaltet, klingelte es.
Auch wenn er ihre Worte nicht gleich verstehen konnte, so spürte er die Angst in Doris’ Stimme.
Mit zitternder Stimme wiederholte sie: »Da ist jemand in unserem Garten!«
Der Riegel an dem kleinen Tor in der Mauer war wie erwartet unproblematisch zu knacken gewesen. Hucks Rucksack streifte an Efeu vorbei, als er in gebückter Haltung in den Park schlüpfte. Das Gebäude rechts von ihm schloss überraschend an das Gelände des Klosters an. In einem der Parterrezimmer brannte Licht. Erst als er näher heranschlich und drinnen die einsam brennende Schreibtischlampe sah, spürte er die Gegenwart des Hundes im Garten. Der hatte sich bisher nicht geregt. Es war ihm schon einmal passiert, dass er erst angegriffen worden war, als er bereits an der Hundehütte vorbeigegangen war. Der kleine Kläffer hatte ihm damals die Hose zerrissen. Dieser Hund hier war deutlich größer und schien auch nicht angeleint zu sein.
Nach kurzem Zögern ging er weiter. Das Tier lag still mit geöffneten Augen auf der Wiese. Soweit er in dem schwachen Licht, das von der Straßenbeleuchtung hinter der Mauer hereinfiel, erkennen konnte, war es ein Malamute. Er schien kein Problem mit Eindringlingen zu haben. In polaren Regionen gab es keine Reviere zu verteidigen.
Er gelangte zu einer Terrasse mit Gartenmöbeln. Fast wäre er über einen Kinderbuggy gestolpert.
Plötzlich wurde es hell auf der Terrasse. Das Licht kam aus zwei gardinenlosen Fenstertüren. Er wich in den Garten zurück. Doch nach ein paar Metern versperrte ihm eine Mauer den Weg, ebenso hoch wie die Klostermauern an der Straße. Jetzt dämmerte es ihm, er befand sich in dem Garten des roten Hauses, aus dem heute der Polizist gekommen war. Womöglich wohnte er hier im Parterre, alarmierte gerade die Kavallerie und würde jeden Moment mit gezogenem Revolver herausstürmen.
War es die beängstigende Nachricht von Doris oder die nächtliche Temperatur, die ihn frösteln ließ? Er hatte in der Eile nur ein dünnes Sweatshirt übergezogen und trug auch keine Socken.
»Möchtest du einen Tee?« Andrea Pawelka stand immer noch in der Haustür.
»Danke, ich muss sofort wieder weg. Am besten ist, du kommst mit.«
»Das war einer von den Dörflern, einer von den Junggesellen, der sich Mut angetrunken hat«, versuchte sie abzuwiegeln. »Das ist mir erst klar geworden, als vorhin der Trecker weggefahren ist. Der kommt sicher so schnell nicht wieder. Es tut mir leid, dass ich dich mitten in der Nacht angerufen habe.«
»Ich will dir nicht noch mehr Angst einjagen, aber dein Vater und deine Schwester könnten …«
»Das war auch mein erster Gedanke.«
»Du hast die Wahl, entweder mit der Streife auf das Polizeirevier oder mit mir nach Trier.« Walde wurde nervös, er hatte keine Sekunde zu verlieren. »Du willst doch nicht etwa nach dem, was vorgefallen ist, ganz allein hierbleiben?«
»Ich kann doch nicht …« Sie zog das Wollhemd zusammen. »Aber ich habe …«
»Meine Frau kann dir sicher was zum Anziehen leihen.«
Die beiden Polizisten kamen von der Umrundung des Hauses zurück.
»Niemand mehr da«, meldete die Polizistin. »Da hinten ist ein Frühbeet zu Bruch gegangen.«
»Lassen Sie die Kriminaltechnik kommen und, falls es Traktorspuren gibt, sichern Sie diese«, gab Walde Anweisungen. »Beim Halter könnte es sich um einen Mann hier aus dem Ort handeln.«
»Und was ist mit der Zeugenvernehmung für die Anzeige?«, fragte die Kollegin.
»Ich kümmere mich darum. Frau Pawelka begleitet mich nach Trier«, er griff nach Andreas Arm und wunderte sich, als sie ohne Gegenwehr die Haustür hinter sich zuzog und ihm zum Wagen folgte.
Doris hatte sich partout nicht dazu bewegen lassen, die Polizei anzurufen. Sie war sich auf einmal nicht mehr sicher gewesen, ob die Geräusche im Garten nicht doch von einem Tier verursacht worden waren. Und Walde wollte nichts über ihren Kopf hinweg unternehmen. Wie zuvor auf dem Weg
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