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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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alarmiert?
    Er war schon längst an Klausen vorbei, als sein Handy endlich klingelte.
    »Ich glaube, er ist im Haus«, flüsterte sie.
    »Verbarrikadiere die Zimmertür, ich bin schon in Osann-Monzel, die Kollegen müssten auch jeden Augenblick bei dir sein!«
    Auf dem Weg hinunter zur Moselbrücke schaltete Walde Martinshorn und Blaulicht aus.
    Auf den Straßen im Ort war nicht einmal eine Katze unterwegs. In den Häusern brannte kein Licht mehr und wenn doch, ließen die Rollläden es nicht durch. Außer einem Traktor, der bereits abgebogen war, bevor Walde ihn überholen konnte, sah er kein Fahrzeug. Anscheinend waren die Kollegen schon eingetroffen. In dem Tal zwischen den wie riesige Igelrücken wirkenden Weinbergen sah es ganz anders aus als tagsüber.
    Er verpasste die Einfahrt, setzte zurück und fuhr mit aufgeblendeten Scheinwerfern über die Wiese auf das kleine Haus zu. Bevor er anhielt, schaltete er nur für ein paar Umdrehungen das Blaulicht ein. Er ging auf das Haus zu, unbewaffnet. Die Kollegen waren noch nicht da. Seine Dienstpistole nahm er für gewöhnlich nicht mit in den Feierabend. Walde blieb stehen, weil die Haustür geöffnet wurde.
     
    Sie hatte das Geraschel noch im Ohr, als sie erwachte. Als Erstes schaute Doris in den Korb. Das Baby lag auf dem Rücken. Die leisen Atemgeräusche waren so schnell und gleichmäßig wie immer.
    Da war es wieder. Das Geräusch schien von oben zu kommen, als würde eine Maus durch eine Holzdecke laufen. Das hatte sie als Kind gehört, im Urlaub, in einem in die Jahre gekommenen Ferienhaus, auf dessen Speicher offensichtlich Mäuse hausten. Aber hier gab es eine Betondecke mit einer Schallisolierung, die so gut wie keine Geräusche aus der Wohnung in der ersten Etage nach unten dringen ließ. Erst recht nicht mitten in der Nacht. Sie tastete neben sich. Da war niemand. Das Bett neben ihr war unbenutzt.
    Wieder raschelte es. Sie setzte sich auf. Das Geräusch schien vom Garten her zu kommen. Als würde Minka ihre Krallen an den Brettern der Terrasse wetzen – nur lauter.
    Ohne Licht zu machen schlich Doris in die dunkle Diele. Unter der Tür von Waldes Musikzimmer, wie er es manchmal nannte, war ein schwacher Lichtschein zu sehen. Dort war auch niemand. Die Schreibtischlampe brannte. Ein Stift lag auf Papieren und Notizzetteln. Im Wohnzimmer wandte die auf einem Schemel schlafende Katze den Kopf. In der Küche fand sie Waldes hingekritzelte Notiz.
    Sie war sich nicht sicher, ob das Licht den Eindringling anlockte oder vertrieb. Was, wenn er gerade zum Fenster hereinstarrte? Sie schaltete die Lampe aus. Da besaßen sie diesen großen Malamute, aber der hatte anscheinend keinerlei Wachhundeigenschaften.
    Annikas Zimmertür war wie immer angelehnt. Ihr dunkles Haar hob sich von dem hellen Kopfkissen ab. Das Telefon lag auf der Wohnzimmercouch. Während Doris angestrengt durch die Fenstertüren auf die Terrasse starrte, wählte sie Walde an. Sein Handy war besetzt. Auch während der nächsten Minuten kam sie nicht durch.
     
    Die Gestalt in der Tür hielt etwas in der Hand. War es eine Schrotflinte mit kurzem Lauf? Walde führte nicht einmal eine Taschenlampe mit.
    »Polizei!« Walde verknüpfte die Anrede nicht mit dem Aufruf, die Hände zu heben.
    Die Gestalt ließ den Arm mit der Waffe sinken. »Herr Bock … Waldemar?«
    »Ja?«
    »Danke.« So wie Andrea Pawelka es aussprach, aus so tiefem Herzen und mit soviel Erleichterung, hatte sich, soweit er sich erinnern konnte, noch nie jemand bei ihm bedankt.
    »Wo ist er?«
    »Weg.«
    Walde hätte sich gerne umgesehen, konnte die Frau aber keinesfalls alleine lassen. »Bist du sicher?«
    Sie schüttelte den Kopf mit den schweren Locken. »Als ich die Polizeisirene hörte, ist ein Trecker weggefahren.«
    »Den habe ich womöglich gerade gesehen.« Er hatte das Martinshorn zu spät ausgeschaltet.
     
    Nebenan, zwischen den Bäumen und Hecken, blitzten die Scheinwerfer eines schnell fahrenden Wagens auf, bevor das Lärmen des Motors zu hören war und wieder leiser wurde. Einem Bremsgeräusch folgte das Sirren des Rückwärtsgangs. Kurz darauf kam ein Streifenwagen über die Wiese herangefahren. Auf den letzten Metern nahm der Fahrer die Geschwindigkeit zurück. Es war eine junge Polizistin, die sich beim Aussteigen ihre Uniformmütze aufsetzte und langsam genug auf die Haustür zukam, dass ihr Kollege um den Wagen herum zu ihr aufschließen konnte.
    »Unser Revier ist ziemlich groß.« Ihre Stimme klang angespannt. »Wir

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