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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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wendiger agieren als das hohe, das die römischen Legionäre wohl auch als Schutz gegen feindliche Pfeile genutzt hatten.
    »Morituri te salutant!«, keuchte er, als er mit erhobenem Schwert über dem vermeintlich besiegten Gegner innehielt, um, nachdem er selbst den Daumen gesenkt hatte, seine Waffe gnadenlos in den Todgeweihten zu bohren.
    Als er die Sandalen und den Armschutz neben die Hanteln in eines der unteren Regale gelegt hatte, stieß er sich beim Aufrichten den Kopf an einem dicken Querbalken, der eines der Schwerlastregale mit seinen Arbeitsmaterialien hielt. Auf Latein zu fluchen würde er sich auch noch beibringen. Vielleicht würde er nie das richtige Deklinieren lernen, aber seine antiken Vorgänger waren sicher auch nicht besonders wortgewandt gewesen, wenn sie überhaupt Latein gesprochen hatten.
     
    Nach dem Duschen wärmte sich Huck einen Rest Gemüsesuppe, in die er klein geschnittene Rindswürstchen gegeben hatte. Den ersten, viel zu heißen Löffel Suppe versuchte er mit Hecheln bei offenem Mund auf eine erträglichere Temperatur zu kühlen. Das erinnerte ihn wieder an die Tischgebete im Heim. Nachdem er einen zweiten Teller leergelöffelt hatte, begann er die Zeitungen, die er am Trierer Bahnhofskiosk gekauft hatte, durchzusehen. Die für ihn interessanten Artikel schnitt er aus. Hier und da überflog er den Inhalt. Konkrete Hinweise auf den Täter gab es nicht. Er hatte es nicht anders erwartet.
    Die Zeitungsausschnitte klebte er auf Pappe und ergänzte sie mit den Fotos, die er selbst geschossen und ausgedruckt hatte. Sie zeigten die leblosen Personen zusammen mit der Schrift. Es war nicht immer einfach gewesen, beides scharf abzubilden. In Verviers hatte er die Schrift sehr unglücklich an der Haustür hinterlassen. Die vermeintliche Schmiererei war abgewischt worden. Alles hatte sich vollkommen anders entwickelt, als er geplant hatte. Den Panther hatte er gleich, nachdem er ihn bekommen hatte, in einer Box auf der Ladefläche transportiert. Es war nicht leicht gewesen, die Raubkatze in die Wohnung zu schaffen. Dann hatte er auf dem Balkon gewartet. Doch als es darauf ankam, war die Katze ausgebüxt, und als er ins Zimmer kam, lag Elke sterbend am Boden.
    Erst später, als keine belgische Zeitung davon berichtet hatte, war ihm klar geworden, dass Elke Pawelka nicht an den Verletzungen durch den Panther gestorben sein konnte. Dabei hatte er es kaum deutlicher inszenieren können. Nicht einmal eine Traueranzeige war geschaltet worden. Und in Koblenz war es anfangs ähnlich gelaufen, obwohl seine Handschrift deutlich markanter geworden war.
    Er walzte die Rolle über den Klecks schwarzer Farbe und schwärzte die Zeile in dem Winkelhaken ein, bevor er die Schrift auf den Karton drückte. Mit dem Ergebnis war er zufrieden. Die meisten Buchstaben, die er nun trocken pustete, waren lesbar.
    Aeterna et relig..sa incomp … ensibilis.ietas
    Nach dem Laminieren versuchte er, mit der flachen Hand die kleinen Bläschen zum Rand der Folie zu drücken. Sein Blick fiel auf ein Foto, das während der Pressekonferenz im Polizeipräsidium aufgenommen worden war. Das war der Mann, der heute aus dem roten Haus neben dem Kloster gekommen war. Im Bildtext las er: Kriminalhauptkommissar Waldemar Bock.
     
    Das Klopfen drang dumpf in ihren Traum von dem bunt bemalten Bauwagen, in dem sie eingeschlafen war. Draußen spielten die Kinder unbeaufsichtigt mit einer riesigen Spaltaxt. Eines der Kleinen versuchte sie zu wecken.
    Andrea erwachte. Ihr Herz pochte. Sonst war es ruhig, kein Kindergeschrei, keine Schläge von der Axt. Schemenhaft erkannte sie das Glas auf dem Nachtschrank, den Stuhl gegenüber an der Wand. Sie befand sich im Schlafzimmer unter dem Dach ihres Hauses. Es war nur ein Traum gewesen. Sie atmete tief durch, drehte sich auf die andere Seite und ließ ihre Haare wie eine schützende Decke über ihrem Gesicht liegen.
    Ihre Haarwurzeln reagierten schneller, als sie mit dem Verstand realisieren konnte, dass es wieder geklopft hatte. Diesmal war es kein Traum. Sie hielt den Atem an. Da war es wieder, jemand pochte an die Haustür. Und dann hörte sie auch das Rufen der Männerstimme: »Mach auf!«
    Erneut durchfuhr sie eine kalte Schockwelle, ihr Herz raste. Am liebsten hätte sie sich die Decke über den Kopf gezogen und wäre in den Tiefen ihres zur Höhle gewordenen Bettes verschwunden, wie sie es als Kind getan hatte.
    »Mach auf!« Die Stimme klang ein wenig heiser und auch aggressiv. Das Klopfen

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