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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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müsste um diese Zeit eigentlich …« Während sie eine Nummer ins Telefon tippte, hielt sie inne. »Da kommt Herr Sudau.«
    Draußen fuhr ein Elektromobil vorbei, das denen auf Golfplätzen ähnelte. Am Steuer saß ein groß gewachsener Mann im blauen Overall. Die auf einem kleinen Anhänger aufgetürmten Rollen Maschendraht gerieten in Schiefläge, als das Gefährt in einer scharfen Kurve um die Terrasse herumgelenkt wurde.
    Die junge Frau schaute auf ihre Armbanduhr. »Herr Sudau geht nebenan zu Tisch. Soll ich …?«
    »Danke, wir gehen hinüber.« Meyer verzog den Mund, was nur Eingeweihte als Lächeln deuten konnten, während er sich, gefolgt von Walde, zum Ausgang bewegte.
     
    »Sudau soll nach der Wende sein Geld mit einer Tankstellenkette im Osten gemacht haben. Es wird gemunkelt, dass er in eine Affäre um Elf Aquitaine verwickelt gewesen sein soll«, erzählte Meyer vor der Tür.
    »Wurde etwas nachgewiesen?«, fragte Walde.
    »Er ist angeblich um ein paar Millionen reicher daraus hervorgegangen.« Meyer steckte seine Zigarette in den Sand eines großen Aschers und hielt Walde die Tür zum Restaurant auf.
    Der Mann im Overall saß am letzten Tisch an der Fensterfront, von wo er das ganze Lokal im Blick hatte. Nun schaute er aufmerksam zu den beiden Männern, die zur Tür hereingekommen waren.
    »Herr Meyer?« Sudau erhob sich und bot den beiden Besuchern einen Platz an seinem Tisch an, nachdem Meyer Walde vorgestellt hatte.
    »Wir haben telefoniert«, sagte Meyer.
    »Darf ich Sie zu einer Gulaschsuppe einladen?« Der Parkbetreiber trug unter dem Overall ein helles Hemd mit Krawatte.
    »Danke, ein Kaffee würde uns genügen«, antwortete Meyer.
    Eine Bedienung mit einer weißen Spitzenschürze über dem schwarzen Rock brachte eine Schale dampfende Suppe, ein Körbchen mit Brot und einen in eine Serviette gewickelten Löffel.
    »Conny, bitte zwei Kaffee für die Herren.« Ohne vorher gekostet zu haben, streute Sudau reichlich Salz und Pfeffer über die Suppe.
    »Guten Appetit«, wünschte Meyer.
    »Danke.« Sudau schob sich den ersten Löffel in den Mund. »Es fehlt immer Salz. Ich glaube, das hat meine Frau so mit dem Koch vereinbart, wegen meines Blutdrucks.«
    Sudau brockte das Brot in die Suppe und löffelte mit hastigen Bewegungen. »Ich esse gerne heiß«, sagte er, während Meyer und Walde ihren Kaffee serviert bekamen und den Mann ungestört essen ließen.
    »Das habe ich jetzt gebraucht«, seufzte Sudau und tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Aber Sie sind den weiten Weg sicher nicht nur wegen des Kaffees gekommen.«
    »Das ist richtig«, Meyer nickte. »Haben Sie inzwischen über die Sache mit dem Panther nachgedacht?«
    »Conny, bringst du mir bitte auch einen Kaffee?« Sudau winkte der Bedienung. Dann schaute er zum Fenster und atmete schwer ein und aus. »Sie lassen nicht locker!«
    »Wir sind nicht vom Tierschutzverein, wir ermitteln in einem Mordfall.« Meyer strich mit dem Zeigefinger über einen Tropfen Kaffee auf der Tischplatte. Er ließ seinem Gegenüber Zeit.
    »Nicht, dass ich mir hätte etwas zuschulden kommen lassen. Aber ich habe mich rechtlich beraten lassen …«
    »Herr Sudau, ich schlage vor, wir spielen mit offenen Karten.« Meyer stützte seine Unterarme links und rechts neben seiner Tasse ab und beugte sich nach vorn. »Falls wir aufgrund zu dünner Fakten keinen Durchsuchungsbeschluss kriegen, müssen wir es halt über die Presse versuchen. Es wird sich schon irgendein Tierpfleger, Tierarzt, Mitglied eines Wanderzirkus oder wer auch immer finden, der was weiß. Und was dann herauskommt, könnte dem Image Ihres Tierparks schaden. Wollen Sie es wirklich darauf ankommen lassen?«
    Sudau bemerkte nicht, dass er schon viel länger als nötig seinen Kaffee umrührte. »Was würden Sie dazu sagen, wenn jemand, nennen wir ihn mal einen tierlieben Menschen, der auch über die entsprechenden Möglichkeiten verfügt, ein in Not geratenes Tier aufnimmt, es wieder aufpäppelt, alles natürlich ohne kommerzielle Absichten, und ihm dieses Tier eines Tages gestohlen wird oder wegläuft?«
    »Und er diesen Verlust nicht bei der Polizei anzeigen kann«, sagte Meyer, »weil er das Raubtier eigentlich nicht besitzen dürfte?«
    Sudau nickte und nahm endlich seinen Löffel aus der Tasse.
    »Wer käme für einen Diebstahl auf Ihrem Gelände infrage?« Meyer schaute aus dem Fenster.
    »Bei einem größeren Tier, das eventuell auch noch eine gewisse Gefährlichkeit aufweist, wäre dazu

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