Culpa Mosel
Mist, er hatte den Kaffee vergessen.
Also aß er die Brötchen und trank Wasser dazu. Nebenbei skizzierte er auf einem Blatt Papier, was ihm durch den Kopf ging. Konzentriere dich auf das große Ganze, sagte er sich, aber verliere dabei wichtige Details nicht aus den Augen. Es gab mehrere Spuren, die verfolgt werden mussten.
Gegen sieben Uhr waren auf dem Flur die ersten Schritte zu hören. Kurz darauf klingelte Waldes Telefon.
»Die zugesagte Verstärkung ist ab heute schon da.« Es war Monika, die ihm die gute Nachricht überbrachte.
»Endlich Nägel mit Köpfen, ich kann es kaum glauben.«
»Wir können um acht eine Lagebesprechung abhalten. Und ein Profiler vom LKA ist schon seit gestern Abend im Haus. Er soll sich angeblich die halbe Nacht über in den Fall eingearbeitet haben.«
In dem Raum, in dem am Vortag die Pressekonferenz stattgefunden hatte, stellten Grabbe und Decker die Magnettafel auf. Statt der Journalisten nahmen diesmal Polizisten in den Stuhlreihen Platz. Walde traute seinen Augen kaum, als er ein Dutzend neuer Kollegen erblickte. Die meisten waren ihm nicht bekannt.
»Stefan Viergruben, LKA Mainz.« Ein Mann kam, wie von einer unsichtbaren Feder angetrieben, von seinem Stuhl auf die Füße. »Ich habe ein paar Kollegen vom Dezernat 51 mitgebracht.« Während der Mann ihm die Hand reichte, schaute Walde zu den neuen Kollegen, von denen ihm einige zunickten.
»Die Verantwortung liegt ab sofort beim LKA«, fuhr der LKA-Mann fort, »was nicht heißen soll, dass wir Sie in irgendeiner Weise bei Ihren Ermittlungen behindern wollen. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.«
Viergruben klatschte in die Hände und sprach nun mit lauter Stimme in den Raum hinein: »Ich schlage vor, wir bilden einen Kreis, wir sind ja ab jetzt ein Team.« Er nickte den Kollegen aufmunternd zu, ohne selbst etwas zu tun. Während die Stühle im Kreis aufgestellt wurden, vermischte sich die Gruppe der Mainzer mit den Trierer Polizisten.
Bevor der LKA-Mann an die Tafel trat, drehte er mit beiden Händen die Spitzen seines Schnurrbartes in Form, zupfte an seinem Kinnbart und räusperte sich. Er holte tief Luft. »Liebe Kollegen, für diejenigen, die mich noch nicht kennen: Mein Name ist Stefan Viergruben vom LKA Mainz. Einige Mitarbeiter vom Dezernat 51 begleiten mich. Ich brauche euch nicht zu sagen, dass die Zeit drängt. Deshalb legen wir gleich ohne große Förmlichkeiten los. Kollege Bock gibt uns eine Übersicht über den Ermittlungsstand.« Er nickte Walde zu.
Walde stellte Gabi, Grabbe, Meyer und Monika vor. Dann gab er einen Überblick über den Stand der Ermittlungen. Im Gegensatz zur gestrigen Pressekonferenz wurde er heute geradezu von einem Mitteilungsbedürfnis getrieben.
Nach einer Weile trat er an die Pinnwand und deutete auf die Fotos mit den Schriftzeichen. »Die Zeilen in lateinischer Sprache weisen auf Konstantin hin, einen römischen Kaiser, der bis auf seine drei Söhne alle männlichen Mitglieder seiner Familie und auch seine Frau umbringen ließ.«
Als er zu den Ähnlichkeiten zu Konstantins Morden an dessen Familienmitgliedern und griff nach seinen Notizen. »Seine Frau Fausta, mit der er mehrere Kinder hatte, wurde im Bad verbrüht.«
»Wie bei Hertha Becker in Saarburg«, warf Grabbe ein.
Walde nickte. »Und im Fall des getöteten Sozialarbeiters Rudolf Knauer aus Grevenmacher gibt es Ähnlichkeiten zum sogenannten Säcken, bei dem zu römischen Zeiten der Verurteilte zusammen mit Schlangen in einen Sack gesteckt und in den Tiber geworfen wurde.«
»Und das Blei im Mund von Pawelka bei unserem Koblenzer Fall?«, fragte Burkhard Decker.
»Haben auch die Römer erfunden. Und im Trierer Amphitheater wurden möglicherweise nicht nur die Christen den wilden Tieren vorgeworfen«, sagte Walde, »Pawelkas Tochter sollte in Verviers wahrscheinlich auf eine ähnliche Art durch einen in ihrer Wohnung lauernden Panther sterben.«
»Fragt sich nur noch, was für eine teuflische Todesart sich unser Täter für die Ordensschwester ausgesucht hat«, bemerkte Gabi.
»Da gibt es noch eine Menge Varianten, vom Verbrennen über Erhängen bis zum Knochenbrechen und natürlich auch das Kreuzigen«, sagte Walde.
»Was schließen wir daraus?«, fragte Viergruben, der neben Walde stehen geblieben war.
»Eine weitere Spur führt in die Römerszene.«
»Was heißt das konkret?«
»Museumsangestellte, Münzsucher, Hobbygräber, Legionäre«, zählte Walde auf. »Letztere sind diese Typen, die bei
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