Cumberland: Band 3 - Deumus (German Edition)
nur der Blick des blonden Cops glitt über die umliegenden Gebäude, sondern auch sein eigener. Cumberland warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Die Stunden mit Liam waren nur so an ihm vorbeigerauscht und es war bereits kurz nach zehn.
„Sehnsucht nach Hause zu kommen?“, fragte der blonde Mann leise.
Rhys schüttelte den Kopf.
„Ich hab mich an die Zeitzone noch nicht gewöhnt. In Philadelphia ist es nicht so früh dunkel geworden und vor allem war es nicht so verdammt heiß.“
Cumberland zog leicht am Kragen seines Poloshirts, da er das Gefühl hatte, es würde auf der Haut kleben. Liams Mundwinkel zuckte und er fixierte mit dem Blick den Stoff und Rhys' Finger, die sich daran zu schaffen machten. Er glaubte ein schelmisches Aufblitzen in den Augen des anderen ausmachen zu können, aber ehe der Blonde etwas sagen konnte, hörten sie Schritte und der Gerichtsmediziner trat vor das Gebäude. Cumberland erlaubte sich, den Mann kurz zu mustern.
Sola hatte in etwa seine Größe, war allerdings sehr schlank und hinterließ einen drahtigen Eindruck. Dunkle Stoppeln breiteten sich breits aus und zeugten davon, dass der Mediziner bereits einige Stunden hinter sich gebracht hatte.
„Es ist und bleibt mir ein Rätsel, wie es möglich ist, den Schwefel in den Körper zu bekommen“, erklärte Sola ernst.
Dieser trat ein Stück beiseite und machte den Männern Platz, die den Leichnam des Opfers zu einem Van trugen. Anschließend nestelte er an einer Brusttasche seines Hemdes und zog eine Schachtel Zigaretten heraus.
Während die kleine Flamme des Feuerzeugs Solas Gesicht erhellte und der Zigarette Glut gab, erklärte Liam leicht spöttisch: „Tja, dann bleibt uns wohl nur noch die Theorie von dem Dämon, der die Seelen der Opfer frisst.“
Carlos Sola blies überrascht den Qualm aus der Lunge.
„Chupar Alma“, stieß er leise aus und sah die beiden Polizisten prüfend an.
„Chupar was?“, fragte Liam perplex.
„Eine mexikanische Legende, Summer. Chupar Alma, der Seelensauger. Um nicht zurück in die Hölle zu müssen, braucht er die Seelen von Menschen. Es heißt, sie sind so bösartig, dass Gott dem Teufel verboten hat, sie auf uns loszulassen. Aber immer, wenn Satan wirklich erbost über etwas ist, schenkt er einem von ihnen die Freiheit, um uns das Fürchten zu lehren.“
Der Gerichtsmediziner sah sich den überraschten Blicken der beiden Polizisten ausgesetzt.
„Eine alte mexikanische Legende eben. Der letzte Chupar Alma soll ein ganzes Dorf ausgelöscht haben, bis ein Priester ihn zurück in die Hölle schicken konnte.“
„Weiter nördlich werden sie Deumus genannt“, warf Rhys sein.
Liam schnaubte und sagte mit Hohn in der Stimme: „Prima, ihr habt euch ja gefunden, wie es scheint. Vielleicht sollten wir dann mal einen Priester mobilisieren, damit das Morden in dieser Stadt ein Ende hat?“
Summer kam nicht zu weiteren Bemerkungen, denn sein Handy meldete sich. Er entfernte sich telefonierend ein Stück von den beiden dunkelhaarigen Männern.
Die unergründlich dunklen Augen Solas wurden schmal und dieser sah Cumberland nachdenklich an.
„Fast alle sind für Spekulationen dieser Art nicht zugänglich, Detective Cumberland.“
Rhys nickte verstehend.
„Das ist mir durchaus bewusst.“
Der Cop zögerte einen Moment und sagte dann gedämpft: „Es heißt, ein Deumus würde statt der Seele des Menschen einen Klumpen Schwefel im Brustkorb hinterlassen.“
Der Gerichtsmediziner sah Cumberland überrascht an.
„Im Detail kenne ich die Legende vom Chupar Alma nicht, aber ich werde mich erkundigen.“
Rhys nickte, doch ehe er das Gespräch mit dem anderen fortsetzen konnte, kam ein untersetzter, schmierig aussehender Mann auf sie zu.
„Solas, treten Sie ihre Kippen nicht wieder am Tatort aus! Auch, wenn wir das mexikanische Kraut inzwischen ihnen zuordnen können!“
Carlos Sola grinste den Mann frech an und zog eine Sekunde später einen kleinen Taschenaschenbecher hervor.
„Madre Dios! Das ist mir ein einziges Mal in einem Schlachtfeld von Leichen passiert, als ich mich davon abhalten wollte, in eine Ecke zu kotzen, Detective Fellow und das ist vier Jahre her. Seither dürften Sie nichts dergleichen gefunden haben, oder?“, brummte Carlos den Untersetzten an.
„Man weiß ja nie, Sola!“, giftete der Polizist zurück.
Cumberland fand den Mann einfach nur unangenehm und war froh, dass dieser anscheinend in einem anderen Präsidium arbeitete. In der eigenen Abteilung wäre der Cop ein Grund für Stress
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