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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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zwischen die Lebens– und die Todesfotos steckten ordentlich ausgedruckte Karteikarten mit Namen, Alter und einer kurzen Beschreibung der Frau, Datum und Ort ihres Verschwin–dens. Die letzte Zeile gab Datum und Ort der Entdeckung der Leiche an und den vom Gerichtsmediziner geschätzten Zeitpunkt des Todes. Die Angabe der Todesursache war überflüssig. Die Hochglanzfotos an der «Mauer» dokumentierten sie allzu offensichtlich.
    Dominick nahm einen Schluck kalten Starbucks–Kaffee und betrachtete, wie schon hunderte Male zuvor, das erschütternde Gesicht eines jeden Mädchens, ihre einst so vertrauensvollen, im Tod angstgeweiteten Augen. Was hatten sie in den letzten Augenblicken ihres kurzen Lebens sehen müssen, bevor es schwarz um sie wurde und sie erlöst wurden?
    Sie waren alle so jung. Die meisten in ihren frühen Zwanzigern, drei hatten nicht einmal das Glück gehabt, so alt zu werden. Die Jüngste war kaum achtzehn, die Älteste fünfundzwanzig. Die Fotos aus Lebzeiten zeigten neckische Schmollmünder, strahlend einladendes Lächeln. Blonde Locken ringelten sich bis auf die Schultern; eine andere trug das platinblonde Haar kurz und verwuschelt, und wieder eine andere hatte eine glatte honigblonde Mähne, die ihr bis auf den Rücken fiel. Alle waren blond gewesen und zu Lebzeiten sehr schön. So schön, dass bei sechs der Mädchen die Setkarten ihrer Model–Agenturen an der «Mauer» hingen.
    In den letzten achtzehn Monaten waren elf Frauen in der tropischen Nacht von Miami verschwunden, verloren gegangen in überfüllten Nachtclubs und an szenigen Treffpunkten in South Beach, unter den Palmen des Ocean Drive und der Washington Avenue, wo die Reichen, Schönen und Berühmten tanzten und feierten. Wochen, manchmal erst Monate nach ihrem Verschwinden waren die verstümmelten nackten Leichen von neun der Frauen entdeckt worden, an abgelegenen, verlassenen Orten quer über das County verteilt. Die Fundorte waren weit verstreut und unvorhersehbar: eine alte Zuckerraffinerie in den Everglades, ein von der Polizei geschlossenes Crack–Haus mitten in Liberty City, ein verlassener Supermarkt in Kendall. Der Killer hatte jedoch nicht versucht, die Leichen zu verstecken oder seine Verbrechen zu vertuschen; vielmehr hatte er sie für ihre letzte Entdeckung richtiggehend inszeniert. Und es war offensichtlich, dass er den Tod einer jeden Frau genau so systematisch arrangierte wie ihr Verschwinden, und zwar mit einer Grausamkeit, die selbst dem dickfelligsten Ermittler den Magen umdrehte.
    All diese vergewaltigten Leichen trugen die grässliche, kranke Signatur eines Serienkillers. Jemand, der sich seine menschliche Beute scheinbar willkürlich in der Menge suchte, aus Gründen, die nur sein verdrehtes Gehirn verstehen konnte. Ein Teufel, der so abgebrüht war, dass er seine Opfer bewusst vor Hunderten von Zeugen auswählte; der sich so barbarisch an ihnen verging, dass seine Brutalität ihm den makaberen Spitznamen Cupido eingebracht hatte.
    Jede der Frauen war im wahrsten Sinne des Wortes aufgeschlitzt worden: einmal senkrecht von der Kehle bis zum Bauch und einmal waagerecht unter den Brüsten entlang. Dann war ihnen mit einem unbekannten Objekt der Brustkorb aufgestemmt und die Rippen gebrochen, ja zertrümmert worden. Und schließlich war den Opfern die Herzen aus der Brust geschnitten worden. Die waren bis heute verschwunden geblieben. Die zerstörte Brust hatte Cupido offen gelassen; wo das Herz gewesen war, gähnte ein blutiges Loch. Jede der jungen Frauen war nackt gefunden worden, in einer letzten obszönen Position, und jede war vor ihrem Tod sexuell missbraucht worden, sowohl vaginal als auch anal, mit einem oder mehreren unbekannten Objekten. Manche sogar noch nach ihrem Tod.
    Zwölf Beamte und Ermittler waren jetzt Vollzeit für die Sonderkommission Cupido abgestellt worden: Sie kamen aus den Police Departments von Miami Beach, City of Miami, Miami Dade und North Miami. Auf Veranlassung von Gouverneur Bush hatte das Florida Department of Law Enforcement den Konferenzraum in ihrem Regional Operations Center als Zentrale für die Sonderkommission umgerüstet. Außerdem hatte man die Dienste einer Profilerin und einer Halbtagssekretärin, ein Faxgerät und einen Kopierer gestiftet. An der Wand der neuen Zentrale hatten die Ermittler dann die Korkwand installiert. Zuerst war es noch eine normale Pinnwand von etwa 90 mal 60 cm gewesen. Dann, nach zehn Monaten, sechs vermissten Frauen, drei Leichen und nicht

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