Cupido #1
hatten, auf der Suche nach mikroskopischen Blutspuren. Luminol brachte ansonsten unsichtbare Blutflecke im Dunkeln zum Leuchten – Spuren, die Wasser und Seife nicht abwaschen konnten und die, sobald das Licht aus war, einen ganzen Roman erzählten.
Im zweiten Gästezimmer saugten die Techniker den Teppich gerade mit einem speziellen keimfreien Stahlzylinder, der jede kleinste Faser, jede Schuppe, jedes Haar aufnahm. Die Vorhänge wurden von den Gardinenstangen geholt und ebenfalls als Beweismaterial eingepackt.
Dominick fand MDPD–Detective Eddie Bowman und Special Agent Chris Masterson in Bantlings Schlafzimmer auf dem Boden, wo sie Videokassetten durchgingen, die sie stapelweise in einer großen dekorativen Korbtruhe gefunden hatten. Beide Detectives gehörten der Sonderkommission seit ihrer Gründung an. In dem massiven Eichenschrank an der Wand lief ein Großfernseher mit voller Lautstärke.
«Hallo, Eddie. Wie läuft die Haussuchung? Habt ihr was gefunden?»
Eddie Bowman sah von seinem Videostapel auf. «Hallo, Dom. Fulton hat versucht dich anzurufen. Er steckt unten im Schuppen.»
«Ja, ich habe gerade mit ihm gesprochen. Ich geh gleich zu ihm.»
Im Fernseher lag gerade eine dralle Rothaarige im Schottenrock einer katholischen Schuluniform und Strapsen über den Knien eines nackten Mannes, dessen Kopf vom Bildschirmrand abgeschnitten war. Dominick stellte fest, dass die Schuluniform reichlich knapp geschnitten war. Vor allem für eine kirchliche Schule. Der nackte Hintern des Karottenkopfes reckte sich weit in die Luft und wurde von dem Kerl mit einer Stahlstange versohlt. Das Mädchen schrie. Es war nicht ersichtlich, ob vor Schmerz oder Vergnügen.
«Wie war's im Gericht?», fragte Eddie, anscheinend ungerührt von der Geräuschkulisse.
«Gut. Der Richter hat den Tatverdacht festgestellt und die Kaution abgelehnt.» Dominick starrte die Frau auf dem Video an. Dann warf er einen Blick in die Korbtruhe. Da lagen noch mindestens hundert Kassetten. Er konnte das Etikett auf einer lesen: Blonde Lolita 4/99.
Jetzt war auch Manny angekommen, noch ganz außer Atem von der Treppe und dem kurzen Weg über den Flur. «Dom, du lässt das Beste immer weg. Du hast überhaupt keinen Sinn für Humor, was?» Er lehnte sich gegen den Eichenschrank, holte Luft und wandte sich an Eddie Bowman. «Bantling ist total ausgeflippt. Er hat vor dem Richter geplärrt wie ein Weib: Nicht ins Gefängnis, O nein, bitte nicht.» Er kicherte. «So eine Heulsuse.»
Es vergingen ein paar Sekunden, bis Manny das Bild auf dem Fernseher bemerkte, das die anderen anstarrten. «Was für einen Dreck guckst du denn da, Bowman?» Er klang echt angewidert.
«Röchelst du deswegen so, Bär?», gab Bowman zurück.
«Blödmann. Ich brauch nur dringend eine Zigarette, das ist alles, aber mein Freund Dommy hier lässt mich an seinem Tatort ja nicht rauchen.» Dann blickte er wieder auf die Mattscheibe und rümpfte die Nase. «Was ist das denn für ein krankes Zeug, Bowman, das ich mir hier ansehen muss? Das ist doch nicht deine Frau, oder?»
Eddie ignorierte die Bemerkung. «Das ist das Zeug, das sich Mr. Bantling gern reinzieht. Nicht wirklich jugendfrei. Er hat offensichtlich stapelweise solche Heimvideos. Ich bin ja nicht prüde, aber ein paar von den Sachen, die Chris und ich heute gesehen haben, sind echt krass. Sieht aus, als wären beide einverstanden, aber wer weiß das schon.»
Bantlings männlich wirkendes Schlafzimmer wurde von einem großen Eichenbett mit einem riesigen schokoladenfarbenen Lederkopfteil beherrscht. Das Bett war bis auf den Holzrahmen konfisziert worden. Außer dem Bett waren die Truhe und der Schrank die einzigen Möbelstücke hier.
Aus dem Fernseher kam jetzt ein spitzer Schrei. Die Rothaarige schien inzwischen völlig in Tränen aufgelöst und schrie etwas auf Spanisch.
«Manny, was sagt sie da?», fragte Dominick.
«Hör auf, bitte. Ich bin auch ganz brav, bitte hör auf. Es tut so weh. Das ist ja widerlich, Bowman.»
«Ich habe es nicht gedreht, Bär. Ich hab's nur gefunden.»
Der Mann ohne Kopf ging nicht auf sein Opfer ein. Die Stange klatschte laut auf ihre Haut, die inzwischen rot und voller blutiger Striemen war.
Dominick beobachtete das verstörende Bild auf dem Fernseher. «Wie viel von dem Zeug hast du dir angesehen, Eddie?»
«Bis jetzt erst drei Kassetten. Aber es müssen Hunderte von Videos sein.»
«Hast du eins der Mädchen von unsrer «Mauer» gesehen?»
«Nein, so ein Glück hatte ich
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