Cupido #1
neben der Leiche und spielte geistesabwesend mit der Hand, die über die Tischkante hing. Dominick fielen die langen, aber ungepflegten Fingernägel auf. Der pinkfarbene Lack war fast überall abgeplatzt.
«Haloperidol ist ein sehr starkes Antipsychotikum, das verschrieben wird, um das Delirium psychotischer oder schizophrener Patienten zu lindern. Besser bekannt ist es als Haldol, der Name, unter dem es auf dem Markt ist. Ein starkes Beruhigungsmittel. Es entspannt und beruhigt den Patienten und bringt akustische Halluzinationen und Wahnvorstellungen unter Kontrolle; selbst gewalttätige Psychotiker werden fügsam. In extremen Fällen kann es intramuskulär gespritzt werden, um die sofortige Unterwerfung zu erzielen. Bei starker Dosierung kann Haloperidol zu Katatonie, Bewusstlosigkeit, Koma und sogar zum Tod führen. Ahnen Sie schon, worauf ich hinauswill, Kollegen?» Dr. Neilsons Lider flatterten. «Das Problem mit Haloperidol ist – unsere toxikologischen Standardtests, die wir bei jeder Autopsie durchführen, weisen es nicht nach. Um Haloperidol zu finden, muss man wissen, wonach man sucht.
Wir haben zwar aufgrund des Lungengewichts vermutet, dass Nicolette Torrence und Anna Prado beide unter Drogen standen, aber über die Standardliste der Beruhigungsmittel hinaus, das heißt Valium, Darvocet oder Hydrocodon, wussten wir nicht, wonach wir suchen könnten. Wir haben sogar noch auf Rohypnol, Ketamin und Gammahydroxydbuttersäure getestet, besser bekannt als Roofies, Special K und Liquid Ecstasy. Nichts.
Aber nachdem Sie mich gestern angerufen hatten, Agent Falconetti, war mir gleich klar, dass Haloperidol passen würde, unbestreitbar. Es ist ein sehr starkes Narkotikum. Das war ganz schön aufregend! Also habe ich noch eine toxikologische Testreihe gemacht und ... voilà!» Er tippte auf den gelben Zettel vom Labor an seinem braunen Klemmbrett. «Da haben wir's! Haloperidol! Ich habe mir zuerst nochmal Ms. Prados Mageninhalt angesehen, ob ich vielleicht etwas übersehen hätte. Nein. Nichts. Aber das hieß noch nicht viel, denn Haloperidol hat eine Halbwertszeit von vielleicht sechs Stunden. Also nur, wenn der Tod innerhalb von sechs Stunden nach Einnahme des Medikaments eintritt, würde man noch Spuren davon im Gewebe und im Blut finden, selbst nach vollständiger Verdauung.
Also habe ich verschiedene Möglichkeiten durchgespielt. Bitte hören Sie einen Moment zu, Kollegen, und überlegen Sie, ob das zu einer Ihrer Theorien passt. Das Rezept auf dem Fläschchen, das Sie gefunden haben, verschrieb eine Dosis von zwanzig Milligramm zweimal täglich. Das ist eine extrem starke Dosierung, selbst für einen großen Mann, der bereits eine Verträglichkeit entwickelt hat. Für eine Person, die diese Verträglichkeit nicht hat und dazu noch ein niedrigeres Körpergewicht, würde eine solche Menge ausreichen, sie vollkommen außer Gefecht zu setzen. Wenn Ihr Verdächtiger Ihrem Opfer zum Beispiel eine Pille in einem Getränk verabreicht hat oder sie ihr vielleicht als ‹E› verkauft hat, würde die Person innerhalb von fünfzehn Minuten zu lallen und zu torkeln beginnen wie beim Alkoholrausch, die gleiche Grobmotorik und gedrosselte Reaktionsfähigkeit. Ihr Gehirn würde nicht mehr einwandfrei arbeiten. Die Person wäre äußerst leicht zu manipulieren.
Doch wie ich bereits sagte, Haloperidol kann auch injiziert werden. Dann ist die Wirkung unmittelbar und hält auch länger an. So bekommen Patienten, die ihre Medikation nicht nehmen, ihr Haloperidol regelmäßig gespritzt. Die Wirkung hält zwei bis vier Wochen an. Also habe ich die Leiche noch einmal unter die Lupe genommen.»
Neilson spannte sein Publikum durch eine dramatische Pause auf die Folter. Dann zog er wie ein Zauberer das weiße Laken von Anna Prados Leiche. Manny rechnete fast mit einem «Abrakadabra!». Doch da saß kein weißes Kaninchen. Stattdessen lag Anna Prados nackte, geschändete Leiche auf dem kalten Stahltisch. Und jetzt rollte Dr. Neilson sie auf die Seite und zeigte den Ermittlern mit der Begeisterung eines Gebrauchtwagenhändlers ihren Hintern.
An der dunklen Verfärbung unter der Haut an ihrem Gesäß, den Ellbogen und den Kniekehlen war deutlich zu sehen, dass sie auf dem Rücken liegend gestorben war. Nachdem ihr Herz zu schlagen aufgehört hatte, übernahm die Schwerkraft das Regiment, und das Blut, das bis dahin durch ihre Adern geflossen war, sammelte sich an den tiefsten Stellen ihres Körpers. Dieses Phänomen war das, was
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