Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
Vom Netzwerk:
die Fassade des Doms gepresst. »Die T-Tür liegt in ei-einer Ecke des D-Do-Doms.«
    »Dann gibt es keinen Zweifel«, sagte Guzman am anderen Ende. »Sie sind in die Basilika gegangen.«
    »A-Aber was wo-wollen sie da? Sie sind doch k-keine Die-Diebe.«
    »Glauben Sie, die gehen um zwei Uhr nachts in den Dom, um der Jungfrau Maria ein Kerzchen anzuzünden?«
    »Meinen Sie nicht, wir mü-müssten sof-fort den Erzbischof verständi-digen?«
    »Ich schlüpfe nur rasch in einen Morgenmantel, dann kümmere ich mich darum. Sie bleiben, wo Sie sind. Ich rufe Sie zurück.«

    Der Conte gab Konstantine die Lampe, öffnete die Werkzeugkiste und kramte darin. Er zog einen Hammer und eine Art großes Rasiermesser heraus – eine schmale Stahlklinge mit Griff. Dann stieg er über die rote Absperrkordel, die die Intarsie umgab, und kniete sich auf den Boden.
    »Leuchten Sie mir«, sagte er, auf das Buch zeigend, zu Konstantine.
    Théo beugte sich vor und strich mit den Fingern über die Ränder der drei Marmorstücke, die das Buch formten. Die Umrisse waren kaum zu sehen. Der Conte setzte die Klinge an der Fuge zwischen zwei Elementen an und begann, mit dem Hammer daraufzuklopfen. Eine halbe Stunde später zog sich ein sehr schmaler Spalt durch die Fugen.

    »Das ist empörend!« Mit hochrotem Gesicht knallte Monsignore Guzman den Hörer auf die Gabel. »Ich versuche es jetzt seit einer halben Stunde unter allen Nummern. Ist der Erzbischöfliche Sitz in Siena ein Geisterhaus?«
    »Aber Monsignore, es ist kurz vor drei Uhr nachts …«, sagte Pater Pinkus mit hauchdünner Stimme. »Die Büros sind nicht besetzt.«
    »Dann rufen wir das Polizeipräsidium in Siena an.« Der Monsignore wollte eine Nummer wählen, hielt dann aber inne. »Wie kommt die Polizei in den Dom hinein?«
    »Die Polizei kann nicht hinein, aber irgendwann müssen die beiden ja wieder hinaus.«
    »Treffende Bemerkung, Pater. Rufen Sie die Polizei an. Ich versuche inzwischen, den Sekretär des Papstes zu erreichen.«
    »Warum gerade ihn?«
    »Im Apostolischen Palast dürfte man die privaten Telefonnummern aller Würdenträger der Diözese besitzen.«
    Pater Pinkus hob den Hörer.
    »Pater …? Sagen Sie der Polizei zwei Dinge: Sie sollen keine Sirenen benutzen, und sie sollen den Dom umzingeln. Ich will, dass sie alle Ausgänge blockieren. Verstanden?«
    Die Augen des Paters blitzten rachlustig.

    Der Conte entnahm der Werkzeugtasche ein Fläschchen aus Mattglas und eine Pipette.
    »Was ist das?«, fragte Théo.
    »Salzsäure. Sie löst den Mörtel auf.«
    Der Conte zog die Säure aus dem Fläschchen und setzte die Spitze der Pipette unter Théos interessierten Blicken an dem Spalt an. Dann strich er mehrmals mit der Pipette, die er von Zeit zu Zeit nachfüllen musste, über die Furche. Zum Schluss breitete er einen Wolllappen über die Stücke und klopfte mit einem Holzhammer darauf.
    »Und jetzt?«, fragte Théo. »Wie werden Sie die Stücke lösen?«
    »Das ist der schwierigste Teil. Man läuft immer Gefahr, eins zu zerbrechen, vor allem das erste.«

    Schleppende Schritte tönten durch die Stille. Ein Schatten bog in die Via del Capitano, schlich bis zur Ecke des Palazzos der Präfektur und blieb stehen. Im Widerschein der Turmbeleuchtung tauchte Kowalskis Bulldoggengesicht auf, der in Richtung Dom spähte. Dort stand Santi, neben dem rechten Portal der Kirche.
    Kowalski bog um die Ecke, überquerte die Piazza und ging, sich dicht an der linken Seite des Doms haltend, bis zur Ecke, wo der Kirchplatz begann. Langsam strich er an der Fassade entlang, dann drückte er sich in die Ausschmiegung des Hauptportals. Er zog eine Pistole aus der Innentasche seiner Tropenjacke und schraubte einen Schalldämpfer auf den Lauf.

    Der Conte hob ineinanderverhakte Teile aus Alteisen aus der Werkzeugkiste und entwirrte sie. Als er fertig war, lagen auf der Intarsie acht Kettchen strahlenförmig ausgebreitet, die von einem Ring in der Mitte ausgingen. Jedes Kettchen endete in einem L-förmigen, kleinen Stahlstück.
    »Heben Sie den Ring an«, sagte der Conte zu Théo.
    Der Conte steckte eines der Ls in den Spalt, den er gezogen hatte, drückte es hinein und drehte es zur Mitte. Dasselbe tat er mit den anderen. Schließlich war jede Seite des Marmorstücks an zwei Kettchen aufgehängt.

    »Monsignore, ich brauche diese Telefonnummer sofort«, sagte Guzman.
    »Ja, ja, ich verstehe.« Am anderen Ende der Leitung hörte man ein unterdrücktes Gähnen. »Lassen Sie mich in mein

Weitere Kostenlose Bücher