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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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wiedergab. Der Ork kam erst zögernd, dann immer entschlossener auf sie zu. Er hatte fast die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als das Schwert ihre tiefe innere Sicherheit zerstörte. Ihr Beschützer schien auf den Fremden zu reagieren; strahlte Ruhe und eine merkwürdige Art von Freundlichkeit aus. Das hatte er noch nie getan! Es war, als kenne, nein, als möge er den Fremden.
    Die Unsicherheit ließ Cvon den Atem stocken. Das Schwert war der Tod. Es kannte nur Gewalt, Zerstörung und die Bindung zu ihr. Würde ein betrunkener Ork diese Bindung schwächen oder gar aufbrechen? Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie wichtig ihr Beschützer für sie war. 
    Doch die Waffe schien ihre Unsicherheit zu spüren und löschte sie mit einer Woge beruhigender Kälte aus. Cvon fühlte die Sicherheit der Klinge; spürte uneingeschränkte Bedingungslosigkeit; wurde eins mit Kälte und Tod. Nichts konnte sie verletzen oder würde jemals zwischen ihnen stehen.
    Der Ork hatte sie fast erreicht, als die „Zwiesprache“ mit ihrem Beschützer endete. Doch entgegen Cvons erster Vermutung schien er nicht darauf aus zu sein, ihr die orkische Version des Süßholzraspelns darzubringen. Sein verzerrtes Ebenbild auf der blanken Oberfläche des Bechers streckte entschlossen den Arm nach ihr aus und versuchte offenbar, sie mit einer riesigen Hand am Genick zu packen.
     

     
    Lautlos schob Hroki die filigrane Eisentür auf und steckte neugierig ihren Kopf in das Reich ihres Vaters. Ihr Blick schweifte über die mächtigen Regale voller Bücher und Folianten, die dicken Teppiche, seine Sammlung von Schreibgeräten und Tinten. Der Raum war vollgestopft, um nicht zu sagen „überladen“, mit den stofflichen Werkzeugen des Geistes und trotzdem ein Spiegelbild des klaren Verstandes seines Besitzers. Jedes Ding hatte den Platz, der seiner Natur und Wichtigkeit am besten entsprach. Kein einziges Buch wurde lieblos unter Artgenossen begraben, kein Tintenfäßchen stand offen oder im Schein der Sonne, die tagsüber so gerne durch das hohe Fenster sah.
    Mit violett verfärbten Augen nahm Hroki den Anblick ihres Vaters in sich auf. Für sie war es ein ästhetisches Schauspiel, wie er dort auf seinem großen Kissen saß und ein kostbares Pergament mit den uralten Zeichen ihres Volkes füllte. Erst nach einigen Minuten entzog sie sich widerwillig dem schönen Augenblick, grüßte mit einem respektvollen Schulterzucken den Geist des Raumes, und schloss geräuschlos die Tür hinter sich.
    Wie immer konnte sie nicht einschätzen, ob er sie tatsächlich nicht bemerkt hatte, oder ob er ihr zuliebe nur so tat, als nähme er sie nicht wahr. Leise huschte sie quer durch den Raum, umrundete den großen Schreibtisch und legte ihm in einer Geste der Vertrautheit sanft die Hand auf die Nase. Hsul genoss die Berührung. Seine Pupillen verfärbten sich zunächst in feuriges Orange, gingen in ein dunkles Violett über, um dann wieder den gewohnten Bernstein/Silberton anzunehmen.
    „Dein Tag war warm, Papa?“ fragte sie leise, aber mit der ihr eigenen Fröhlichkeit.
    Seine Augen öffneten sich einen Spalt und ließen sie die gesunde Farbe seiner Iris sehen. Dann spürte sie seine Hand auf der Nase. Minutenlang genossen die beiden Etherna den Duft des Anderen und die Nähe des Augenblicks.
    „Er hätte nur wärmer sein können, wenn unsere Pflichten uns erlaubt hätten, ihn gemeinsam zu verbringen, Suri’lo.“ Die liebevolle Anrede ließ Hrokis violett verfärbte Augen einen metallischen Glanz annehmen.
    „Phalil hat jemanden gefunden, der den Plan umsetzen könnte“, meinte Hsul, während sich seine Tochter zu ihm auf das Sitzkissen drängelte.
    „Du siehst meinen Plan nicht mehr als zu riskant an?“, fragte Hroki freudig überrascht.
    „Er ist so riskant, dass er beinahe verzweifelt zu nennen ist. Bei genauer Betrachtung zeigen sich jedoch Details, die mich überzeugt haben, ihn zu versuchen.“ Sorgfältig verschloss er das Tintenfäßchen, mit dem er gerade gearbeitet hatte und wirkte einen kleinen Zauber, der seine Feder reinigte.
    „Details?“, fragte Hroki gespannt. Dass ihr Vater von ihrem Plan überzeugt war, ließ ihr das Herz in der schmalen Brust hüpfen.
    „Ja. Da wäre zunächst die Tatsache, dass der größte Teil des Risikos auf dem anzuwerbenden Individuum liegen wird und eine Magierin von deinem Format eine recht große Chance hat, bei einem Fehlschlag keinen ernsthaften Schaden zu erleiden.“
    Hroki trank geradezu von dem

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