Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
gesund wäre, wäre er lange schon wieder hier gewesen. Sollte er verletzt sein, konnte er etwas ... ungnädig auf Fremde reagieren. Und wenn ihrem kleinen Liebling etwas Endgültigeres passiert war, würde ihr der Spaß an dieser ganzen Expedition so gründlich verhagelt sein, dass sie keinen übereifrigen Untergebenen an ihrer Seite gebrauchen konnte.
„Du wirst hierbleiben und die Umgebung sichern.“ Es war deutlich sichtbar, dass Phalil dieser Befehl mehr als unangenehm war. Nach einem kurzen Blick auf die Orks gab er jedoch keine Widerworte, sondern sah ihr nur mit versteinerter Miene nach.
Der Weg nach oben war steinig und mühsam, aber die ungewohnte Anstrengung nahm den Druck aus ihrem Kopf und ließ ihren Geist beinahe mit seiner gewohnten Präzision arbeiten. Erst auf den letzten Metern erlaubte sie sich den Luxus, sich von einem einfachen Levitationszauber nach oben tragen zu lassen. Wenn es etwas gab, was ihr ganz entschieden die Faszination am Abenteurerleben nehmen konnte, dann waren das kaputte Füße und schmerzende Glieder.
Es war nicht gerade schwierig, ihren Liebling zu finden. Sie brauchte nur der Schneise der Verwüstung zu folgen, die den Wald auf dem Hügel wie eine Narbe durchschnitt. Die Leichen waren kein schöner Anblick, aber Etherna hatten einen Blick für das Wesentliche. Und das Wesentliche war die Tatsache, dass es Elfen waren, die dort in ihrem Blut lagen. Ausschließlich Elfen. Sehr gut ausgerüstete Elfen.
Der Anblick bestärkte sie in der Annahme, es mit Vontares Leuten zu tun zu haben. Vontares Leute konnten aber nur dann hier sein, wenn sie von ihrer Mission wussten. Und wenn Hrokis Mission nicht mehr geheim war, hatte sie bei der Planung ein wichtiges Detail übersehen. Darüber würde sie nachdenken müssen.
Etwas mühsam überkletterte sie mit ihrem langen Kleid einen umgestürzten Baum und wäre beinahe in eine schleimige grüne Pfütze getreten. Sie sah auf und ihre Augenfarbe wechselte in ein helles Blau. Hier sah es aus, als hätte ein Riese Mikado mit Bäumen gespielt. Und dort, zwischen mehreren großen Steinen, lag Blok. Seine Fühler zuckten zaghaft in ihre Richtung, doch er schien viel zu schwach, um aufzustehen. Eilig raffte Hroki ihre Röcke und hastete so schnell sie ihre kurzen Beine trugen, zu ihrem „Schmusetier“. Sie sah mehrere tiefe Kratzspuren über seinen Panzer laufen und seine Brust schien irgendwie verfärbt zu sein. Gift? Gegen was hatte er hier nur gekämpft?
Besorgt kniete sie vor seinem rechten Auge nieder und massierte ihm seinen unverletzten Fühler. Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, dass er noch schmatzen konnte. Eine kurze astrale Untersuchung zeigte ihr, dass ein extrem starkes magisches Gift an Bloks Lebensfaden sägte. Dass er nicht sofort gestorben war, mochte daran liegen, dass Gjorme innerlich wie Wasserschläuche unter Druck standen und so das Gift sofort wieder ausgeschwemmt wurde. Trotzdem würde ihr Liebling bald tot sein, wenn ihm niemand half. Doch helfen würde man ihm nur zu Hause können.
Sinnend betrachtete sie den rotgoldenen Ring an ihrer Hand. Dachte sie ernsthaft darüber nach? Ihr Vater würde sie für diese gefährlichen Gedanken rügen.
Andererseits war sie Trägerin des Platinbandes der Sui-Duorn und konnte wohl mit Recht davon ausgehen, zufriedenstellend für ihre eigene Sicherheit sorgen zu können. Blok hingegen war nicht nur außerordentlich putzig, sondern wegen seiner ungewöhnlichen Treue, Intelligenz und Ausbildung auch unersetzlich. Er würde sterben, wenn sie sich so verhielt, wie ihr Vater es von ihr erwartete. Und eine Magierin musste für sich selbst denken und ihre Ressourcen schützen, oder nicht?
Entschlossen nahm sie den Ring von ihrem Finger und verkantete ihn unter einer Schuppe am Kopfansatz ihres Schmusetiers. Liebevoll fuhr sie noch einmal die gesamte Länge seines Fühlers entlang und aktivierte den magischen Ring, der eigentlich für sie gedacht gewesen war.
In einem grellen Blitz verschwand Blok und Hroki überlegte sich, wie verstimmt ihr Vater sein würde, wenn Blok statt ihr in seinem Arbeitszimmer erschien. Ein leichtes Zähneknirschen, für das sie sich im gleichen Augenblick schon schämte, konnte sie sich nicht verkneifen.
Arlton biss die Zähne zusammen, als er den rumgetränkten Lappen auf seine Wunde presste. Keuchend legte er den Kopf zurück und lehnte sich mit geschlossenen Augen an den Stamm der alten Eiche, zwischen deren Wurzeln er saß.
Katastrophaler
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