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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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solange die Etage darunter hielt, konnte nichts passieren. Es mußte ein Fehler in der realen Hardware eintreten, um das Ganze zum Einsturz zu bringen. Das war zwar höchst unwahrscheinlich, aber nicht völlig unmöglich.
    Sie sahen sich noch die zweite Aufzeichnung an, die die Kopie bei der Arbeit zeigte, und machten dann eine Kaffeepause. Noch immer erklang Einstein am Strand, eine hypnotische, sich endlos wiederholende Melodie. Maria konnte sich nicht entspannen. Sie war zu nervös und aufgedreht vom Koffein. Sie war zwar erleichtert, daß das Experiment so glatt lief. Keine Probleme mit der Software, kein Projekt Schmetterling, keine Anzeichen, daß eine von beiden Durham-Versionen durchdrehen könnte. Aber es war etwas tief Beunruhigendes an der Art, wie sich die Sache innerhalb der nächsten sechs Stunden genau wie vorausgesagt entwickelte – um anschließend einfach aufzuhören, zu existieren. Sie würde das Geld für Francesca haben, und das wäre Rechtfertigung genug … aber die vollkommene Sinnlosigkeit ihres Tuns ließ ihr keine Ruhe. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um diesen Punkt – dazwischen Perioden, in denen sie sich überlegte, ob sie A. hydrophilas Reaktion auf Feuchtigkeitsentzug nicht hätte verbessern können.
    Durham würde sie alle Autoversum-Forschungsergebnisse publizieren lassen, und die Zeit war nicht ganz verschwendet. Sie konnte weiter an ihrer Forschung arbeiten, solange sie Lust hatte, bevor sie ihre Ergebnisse den Skeptikern präsentieren würde … Sie spürte bereits jetzt ein bizarres Bedauern, daß ihre Verbesserungen zu spät kommen würden, um sie noch rechtzeitig in den ursprünglichen Planeten Lambert zu integrieren: Aber der ging im Augenblick sowieso zusammen mit vielen Millionen Dollar durch die Toilettenspülung.
    Maria sagte: »Es ist ein Jammer, daß keiner Ihrer Passagiere ein körperliches Original besitzt. Sie haben schließlich all das hier bezahlt. Sie sollten hiersein und zusehen können.«
    Durham nickte. »Einige von ihnen sind in Gedanken sicher bei uns; ich habe ihnen Zugriff auf die Simulation gegeben, so daß sie alles sehen können wie wir. Und ihre Buchprüfer werden notariell beglaubigte Aufzeichnungen aller Ereignisse erhalten – als Beweis, daß wir alles geliefert haben, wofür sie gezahlt haben. Trotzdem, Sie haben recht. Das hier hat keine besonders große Ähnlichkeit mit einem Fest. Sie sollten mit den anderen anstoßen und sich Kaviarhäppchen teilen.«
    Sie lachte verletzt. »Den anderen? Ich bin doch keines Ihrer Opfer, sondern nur die eingeweihte Komplizin des Künstlers! Ich bin nicht zum Feiern hier, sondern nur um sicherzustellen, daß Ihr Klon nicht meine Sicherung überbrückt und mich aufweckt.«
    Durham war amüsiert. »Warum sollte er versuchen, Sie so früh aufzuwecken? Glauben Sie, daß er sich nach zwei Minuten schon so unerträglich einsam fühlt?«
    »Ich habe keine Ahnung, was er tun könnte, oder warum. Das ist genau das Problem. Er ist genauso daneben wie Sie.«
    Durham erwiderte nichts. Maria wünschte, sie hätte ihre letzten Worte zurücknehmen können. Was hatte es für einen Sinn, immer und immer wieder zu sticheln und sich über ihn lustig zu machen? Glaubte sie denn wirklich, sie könnte ihn jemals zurück auf den Boden der Tatsachen holen ? Es lag allein an ihrem Stolz: Sie mußte ihn einfach immer wieder daran erinnern, daß sie sich nicht von seinen Ideen hatte einwickeln lassen. Computerfreak hin, Autoversum-Sucht her – sie stand immer noch mit beiden Beinen fest auf dem Boden der wirklichen Welt. Seine Vision einer Biosphäre im Autoversum hatte sie beeindruckt – solange sie geglaubt hatte, daß es niemals etwas anderes als ein Gedankenexperiment sein würde. Seine Leistungen bei der Erforschung des TVC-Universums waren genial, auch wenn sie in letzter Konsequenz zu absolut nichts führten. Irgendwie bewunderte sie seine hartnäckige Weigerung, sich dem gesunden Menschenverstand zu beugen und seine Illusionen als das zu akzeptieren, was sie waren.
    Das mußte es sein: Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, daß er auch nur die leiseste Hoffnung hegen könnte, sie von seiner Staubtheorie überzeugt zu haben.
     
    Um drei Minuten nach zehn war alles Geld verbraucht – bis auf den kleinen Rest, der für das letzte Aufräumen nötig war. Der TVC-Automat wurde sekundenschnell abgeschaltet, die Prozessoren und Speicher, die für die gewaltige Simulation verwendet worden waren, wieder für andere Benutzer

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