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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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dieselben Sterne und Planeten, dieselben Kriege waren verloren oder gewonnen worden.
    Alles paßte, Antworten gab es zuhauf, und die meisten waren vertraut.
    Und doch. Unablässig fragte er sich, was es für eine Kopie bedeutete, abgeschaltet und nie wieder aktiviert zu werden. Der Tod gehörte zum Leben – daß Menschen starben, machte nicht nur in biologischer Hinsicht Sinn. Aus der Sicht einer Kopie jedoch, deren Programm man von einem Augenblick auf den anderen einfach anhielt, gab es keine vernünftige Erklärung für ein solches Ende. Ein Willkürakt, ein fremder Eingriff in das Uhrwerk ihrer Existenz, und das Muster hörte einfach auf zu existieren.
    Aber wenn die Erkenntnisse seiner Experimente (ob sie nun vorgetäuscht waren oder nicht) richtig waren – wenn eine Kopie sich selbst aus einer Handvoll über die ganze Welt verteilten Staubes »organisieren« konnte, wenn sie die Lücken ihrer simulierten Existenz mit Staub vom anderen Ende des Universums, mit jederzeit verfügbaren Bruchstücken füllen konnte die nur richtig zusammengesetzt werden mußten: Warum sollte es da jemals ein Ende geben? Warum sollte das so entstandene Muster nicht einfach weiterexistieren, sich aus eigener Kraft am Leben erhalten?
    Vielleicht konnte es sogar in einem größeren, übergeordneten Muster aufgehen?
    Die Urstaub-Hypothese implizierte, daß es eine Unzahl alternativer Welten geben mußte: Milliarden von ihnen, jede mit einer anderen Geschichte, alle aus derselben Ursuppe entstanden. Darunter eine, in der Durham die Kopie Nummer fünf in Betrieb genommen hatte – und eine andere, in der er es nicht getan, sondern als Besucher ihren Platz eingenommen hatte.
    Doch wenn der Besucher so gründlich getäuscht worden war, wenn er alle die Erfahrungen gemacht hatte, die auch eine Kopie machte … worin bestand dann der Unterschied zwischen beiden? Solange der echte Mensch keine Möglichkeit hatte, die Wahrheit zu erfahren, war es doch bedeutungslos, von »zwei verschiedenen Personen« in »zwei verschiedenen Welten« zu sprechen. Es gab für beide nur eine gemeinsame Art des Wahrnehmens und Denkens.
    Wenn man die Kopie weiter betrieben hätte, nachdem der Besucher die Wahrheit erfahren hatte, dann hätten sich ihre Wege getrennt. Aber die Kopie war abgeschaltet, es gab keine Zukunft für sie in ihrer eigentümlichen Welt – also auch kein eigenes Leben.
    Es gab eine subjektiv völlig zutreffende Vorgeschichte für jeden von ihnen. Paul war ein Besucher gewesen, der sich für eine Kopie hielt. Und er war auch die Kopie selbst gewesen. Beides war zu einem Ganzen verschmolzen, und es gab keine Möglichkeit herauszufinden, welche Erinnerung richtig war und welche falsch. Beide Aussagen waren gleichermaßen gültig.
    Damals, als er sich auf den Scan vorbereitete, hatte er zwei verschiedene »Zukünfte« vor sich gehabt.
    Jetzt besaß er zwei verschiedene Vergangenheiten.
     
    Paul erwachte im Dunkeln. Einen Augenblick lang war er verwirrt, dann zog er seinen eingeschlafenen linken Arm unter dem Kissen hervor und warf einen Blick auf die Uhr. Winzige Infrarotsensoren in ihrem Zifferblatt entdeckten seinen Blick und veranlaßten ein Aufleuchten der Anzeige. 05:10. Darunter ein Hinweis: 07:00 Termin Landau. Es war erst kurz nach fünf, aber Weiterschlafen lohnte nicht mehr.
    Er mußte an den gestrigen Abend denken. Elisabeth hatte ihn zur Rede gestellt. Sie wollte wissen, wie er sich entschieden hatte: ob er denn jetzt alles aufgeben würde (wofür er sein Leben lang gearbeitet hatte), oder ob er – trotz aller Erfahrungen, die er am eigenen Leib gespürt hatte – weitermachen wollte.
    Seine Antwort schien sie arg enttäuscht zu haben. Er hatte den Eindruck, daß er sie nicht wiedersehen würde.
    Wie hätte er aufgeben können? Er wußte, daß er niemals mit letzter Sicherheit die Wahrheit herausfinden konnte – was nicht ausschloß, daß es einem anderen an seiner Stelle gelang.
    Wenn er eine Kopie machte, sie für einige (virtuelle) Tage in ihrer virtuellen Umgebung betrieb, und sie dann abrupt abschaltete … dann wüßte zumindest diese Kopie, ob ihr Muster weiterexistieren würde.
    Und wenn ein anderer Paul Durham in einer anderen der unzähligen Alternativwelten dieser abrupt abgeschalteten Kopie eine neue Existenzmöglichkeit bot – ein übergeordnetes Muster, in dem sie aufgehen konnte –, dann konnte sich bei diesem Durham aus Fleisch und Blut der ganze Vorgang möglicherweise wiederholen.
    Und so weiter, wieder und

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