Cyclop
als wolle er jemanden abholen.
In dem Gebäude vor ihm befand sich Hagens derzeit einzige Spur zum
Harten Kern
der Jersey-Colony-Gruppe. Mit Hilfe eines alten Freundes beim FBI hatte er eine der Nummern, die er sich bei Pattenden beschafft hatte, zu General Clark Fisher verfolgt, dem Leiter des Vereinigten Weltraumkommandos der Streitkräfte.
Eine Stunde vorher hatte Hagen als Kammerjäger getarnt das Haus des Generals durchsucht.
Die Frau Fishers war hocherfreut, den Besuch eines Inspektors des Gesundheitsdienstes zu erleben, der sich so um die Insektenverseuchung in der Nachbarschaft kümmerte. Sie hatte sich schließlich schon seit Tagen bei ihrem Mann über die Spinnenplage im Keller beklagt.
Während sich die Dame des Hauses in der Küche zu schaffen machte, gelang es Hagen sogar, in das Arbeitszimmer des Generals vorzudringen. Doch was er dort fand, hätte keinem sowjetischen Agenten bei der Beförderung geholfen, erst recht nicht einem Detektiv des Präsidenten, der den General einer Verschwörung überführen wollte. Alles war aufgeräumt, keinerlei Hinweise auf die beruflichen Hintergründe des Generals. Als sich Hagen von Mrs. Fisher verabschieden wollte, telefonierte sie gerade und winkte ihm freundlich mit der Hand zu. Im Hinausgehen hörte Hagen noch mit, daß sie ihren Mann gerade bat, auf dem Nachhauseweg eine Flasche Sherry mitzubringen.
Während er im Rückspiegel den Ausgang des Verwaltungsgebäudes beobachtete, genehmigte er sich ein großes Sandwich, das er in Colorado Springs aufgetrieben hatte. Schließlich erschien in der Tür ein hochgewachsener Mann in einer Generalsuniform, ein Typ, wie er im Film von Gregory Peck verkörpert wurde. Hagen erkannte den Mann von den Fotos im Haus der Fishers. Dem General folgte ein breitschultriger Sergeant. Der Sergeant riß die Tür eines blauen Air-Force-Sedan auf, und der General setzte sich nach hinten.
Irgend etwas an der Szene brachte Hagen auf einen Gedanken. Er richtete sich auf und drehte sich ganz offen zur Seite, um das andere Fahrzeug anzustarren. Während Fisher sich auf dem Rücksitz niederließ, preßte er einen Aktenkoffer fest an seine Brust. Das war es. Er hielt den Aktenkoffer nicht einfach am Griff, wie man es normalerweise tut. Fisher drückte ihn an sich wie einen Ball, hielt ihn fest, als müsse er ihn verteidigen.
Hagen hatte eigentlich vorgehabt, das Büro des Generals zu durchsuchen, sobald er auf dem Nachhauseweg war. Aber jetzt improvisierte er auf der Stelle. Falls der Gedankenblitz, der ihm gerade gekommen war, ihm nicht weiterhalf, konnte er immer noch zurückkommen. Er ließ den Motor an und verfolgte den Wagen des Generals. Die Flasche Sherry fiel ihm wieder ein, und Hagen wußte, daß der General sie sich sicher auf die für einen Militär übliche Weise besorgen würde. Als Fishers Wagen auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt der nächsten Kaserne hielt, befand sich Hagen keine zwanzig Meter hinter ihm. Er suchte sich eine Parklücke in der gegenüberliegenden Autoreihe, drei Plätze weiter. Blieb die Frage, ob der General sich seinen Sherry selbst im Laden holen würde. Er schickte den Sergeant.
Als der Sergeant in der Ladentür verschwand, stand Hagen bereits neben dem Sedan des Generals. Zwei schnelle Blicke in die Runde überzeugten ihn, daß kein gelangweilter Kunde gerade auf sie zusteuerte. Die Luft war rein. Was für ein schönes Klischee, dachte sich Hagen und zog grinsend, ohne weiter zu zögern, einen kleinen Gummi-Totschläger aus einer Spezialtasche unter dem Arm seiner Jacke. Er riß die Seitentür auf. Ein schneller Hieb aus der Armbeuge. Kein Wort zur Begrüßung, keine Konversationsfloskeln. Der Totschläger erwischte Fisher genau am richtigen Punkt des Schädels, ohne ihn ernsthaft zu verletzen.
Hagen zog ihm die Aktentasche vom Schoß, schlug die Tür zu und ging langsam zurück zu seinem eigenen Wagen. Die ganze Aktion hatte keine zehn Sekunden gedauert.
Während er vom Parkplatz des Supermarktes zurück zum Kasernentor fuhr, spielte er in Gedanken die zeitlichen Abläufe der folgenden Ereignisse durch. Fisher würde für mindestens zwanzig Minuten bewußtlos sein, vielleicht sogar für eine ganze Stunde. Der Sergeant würde fünf Minuten für den Sherry brauchen, dann war er wieder beim Wagen. Noch einmal fünf Minuten, bevor jemand Alarm auslösen konnte, immer vorausgesetzt, daß der Sergeant sofort bemerkte, was mit seinem General passiert war, und daraus die richtige Schlußfolgerung
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