Da haben wir den Glueckssalat
bin ich wieder hier.«
» Eine meiner frühesten Erinnerungen ist die, wie wir an Sommerabenden hier draußen saßen, zusammen mit Vic und Marie und meiner Mom, und die Welt beobachteten«, sagt Julia, halb zu sich selbst.
» Ich mag die beiden wirklich«, sage ich.
» Ich auch. Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, dass sie im Haus sind… Es ist, als würde es in Wirklichkeit ihnen gehören. Oder als würden sie zum Inventar gehören.«
» Hat Vic eigentlich Kinder?«, frage ich.
Julia schüttelt den Kopf. » Nein. Ich glaube, meine Familie mütterlicherseits ist Anfang der Sechziger hier eingezogen. Vic hat von Anfang an unten gewohnt, und Marie zog später bei ihm ein, als ihr Mann starb. Sie sind wie unsere Familie.« Sie fängt meinen Blick auf und lächelt, aber ihre Augen sind traurig.
Ich halte ihr meine Bierflasche entgegen. » Auf Freunde, die wie Familie sind.«
Wir stoßen an und trinken.
Eine Stunde später sitzt Coco wieder bei uns auf der Treppe, und ich bin ziemlich beschwipst von dem Bier. Ich habe einen Truck! Ich mache mich selbstständig! Ich starte eine neue Karriere!
Wir reden gerade über Männer. Beziehungsweise über, wie Coco sagt, Jungs.
Ich erzähle den beiden von Jonah. » Fazit: nicht mein Typ. Nicht einmal für ein kleines Abenteuer.«
» Du möchtest dich verlieben.« Coco nickt wissend.
» Auf keinen Fall. Ich wäre damit zufrieden, jemanden über einen längeren Zeitraum sympathisch zu finden. Und regelmäßig Sex zu haben.«
» Oh, bitte. Seit ungefähr vierzehn Monaten war niemand mehr an meiner Zuckerdose.« Julia blickt uns mit traurigen Katzenbabyaugen an.
» Ich wünschte, du würdest nicht Zuckerdose dazu sagen«, erwidere ich.
» Warum nicht? Soll ich etwa Mumu sagen so wie du?«
» Hey, beleidige nicht meine Mumu. Sie hat mich noch nie enttäuscht.« Ich unterbreche mich kurz. » Eigentlich enttäuscht sie mich ständig, das kleine Miststück.«
» Ich habe überlegt, ob ich in einen Verein eintreten oder einen Kurs belegen soll, um Männer kennenzulernen. Habt ihr schon mal von der Brooklyn Brainery gehört? Und in der Union Hall kann man Boccia spielen.«
» Ich denke, wir sollten uns auf ältere Männer konzentrieren«, sage ich. » Jungs in unserem Alter brauchen länger im Ofen.«
» Ja«, sagt Julia. » Wisst ihr, ich glaube, die halten mich ohnehin für seltsam, weil ich ehrgeizig bin und mein Job mir wichtig ist.« Sie runzelt die Stirn und knibbelt an dem Etikett ihrer Bierflasche.
» Alles, was man wirklich braucht, ist ein netter, schöner und schlauer Mann«, sage ich. » Aber es hat den Anschein, als würden die Männer immer nur zwei von den drei Kriterien erfüllen.«
» Außerdem muss er witzig sein«, sagt Julia.
» Und er muss Humor haben«, füge ich hinzu.
» Ganz deiner Meinung. Und er darf nicht weniger wiegen als ich, und es muss ein Akademiker sein.«
Coco beobachtet Julia und mich wie ein Kind bei einem Tennismatch, während wir die Liste der Attribute aufzählen.
» Aber wie sollen wir ältere Singlemänner finden, die nett sind, gebildet, witzig und schön?«, fragt Julia.
» Vielleicht bei dir in der Bank?« In meiner Vorstellung ist Julias Arbeitsplatz eine Mischung aus Wall Street 2 und American Psycho. » Komm schon. All diese durchtrainierten Männer in Anzügen…«
» Vergiss es«, sagt Julia. » Jedenfalls nicht in meiner Abteilung. Dort sitzen nur Angeber der allerschlimmsten Sorte. Und von den älteren Kollegen redet keiner mit mir. Es ist, als wäre ich Luft für die.«
» Wahrscheinlich verstößt das gegen die Geschäftsetikette«, spekuliert Coco. » Du weißt schon… sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.«
» Das bezweifle ich. Die meisten von denen haben nämlich was mit ihrer Sekretärin«, sagt Julia und seufzt. » Sie widern mich an. Was soll’s, ich würde sowieso nie was mit einem Kollegen anfangen. Ich kann es nur nicht leiden, ignoriert zu werden. Wie soll ich also einen Mann kennenlernen?«
» Auf der Smith Street ist eine Salsa-Schule«, sagt Coco.
» Salsa? Scheiße, bloß nicht«, sage ich. » Ganz einfach. Geh in eine Kneipe. Dort triffst du immer Männer. Such Blickkontakt. Warte zwanzig Minuten. Voilà.«
» Klar, als ob es so einfach wäre«, entgegnet Julia und rollt mit den Augen. » Und was für eine Art von Qualitätskontrolle soll das dann sein? Ich könnte an einen total blöden Typen geraten!«
» Die Welt ist voller Pissbacken«, sage ich und nicke. » Die Frage ist nur,
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