Da haben wir den Glueckssalat
Zeit, das Thema zu wechseln.
» Oh, ich habe mir übrigens einen Imbisswagen gekauft.«
» Wie bitte?«
Ich erzähle ihr die ganze Geschichte, den Part mit Cosmo lasse ich allerdings aus.
» Finde ich super«, sagt Angie. » Klingt nach einem todsicheren Erfolg. Vielleicht kannst du mich einstellen. Damit ich von der blöden Zicke wegkomme.«
» Ich kann mir keine Angestellten leisten. Und ich denke, du solltest deine Chefin nicht als blöde Zicke bezeichnen.«
» Warum nicht? Wenn sie doch eine ist. Zicke ist die fachlich korrekte Bezeichnung.«
» Hast du Lust, mir beim Einkaufen zu helfen und nachher beim Salatemachen?«
» Kann ich mich damit begnügen zuzuschauen und sarkastische Kommentare zu machen?«, erwidert sie und klettert aus dem Bett. Sie trägt immer noch ihr Kleid vom Vorabend.
» Wenn du vorher unter die Dusche gehst und dich umziehst, kannst du tun, was du willst.«
» O Gott.« Angie lässt sich wieder auf das Bett sinken. » Heilige Scheiße, hab ich einen Brummschädel.«
Als ich in mein Zimmer zurückkehre, sehe ich, dass meine Eltern zweimal versucht haben, mich zu erreichen. Sie haben keine Nachricht hinterlassen. Einen Augenblick lang spiele ich mit dem Gedanken zurückzurufen. Aber ich kann nicht. Nicht, weil ich keinen Bock auf Diskussionen habe, sondern einfach, weil ich eine Arbeit habe, um die ich mich kümmern muss.
Plötzlich fällt mir der Fremde in dem Taxi letzte Nacht ein. Aidan! Der perfekte Mann! Von der Straße! Unser Retter! Ich kann nicht glauben, dass er es war! Dieses Kribbeln war so merkwürdig, so stark…
Aber zuerst muss ich mein Leben in Ordnung bringen. Schritt eins: Lebensmittel besorgen.
Was ich zunächst für eine überschaubare Einkaufstour hielt, entwickelt sich zu einer Schnitzeljagd quer durch Brooklyn, nicht nur, um die richtigen Zutaten zu bekommen, sondern ebenso Einweggeschirr und Plastikbesteck und kleine Döschen für das Salatdressing und schließlich noch Farbe für den Truck. Angie ist dermaßen verkatert, dass sie es nur eine Stunde lang aushält, mich zu begleiten. Dann macht sie sich mit der Begründung, dass sie dringend eine Maniküre brauche, aus dem Staub.
Als ich vom Einkaufen nach Hause komme, ist es drei Uhr nachmittags, und ich habe den Tausender, der von Cosmos Zehntausend-Dollar-Kredit übrig war, bis auf den letzten Penny ausgegeben– plus einen guten Batzen von dem Geld, das ich im Bartolo’s und gestern mit Jonah verdient habe. Die Vorstellung, so viel Kohle in nur vierundzwanzig Stunden auf den Kopf zu hauen, ist furchterregend. Sie verursacht mir eine Art krankes Schwindelgefühl… finanzielle Höhenangst.
Aber man muss Geld investieren, um es zu vermehren, richtig? Das ist Business.
Ich entdecke Coco, Julia und Madeleine im Wohnzimmer, wo sie auf der Couch abhängen und sich eine Doku-Soap anschauen.
» Okay! Es kann losgehen!«, sage ich.
Keine Reaktion.
Ich gehe in die Küche, wasche mir die Hände, schiebe die Hähnchenbrustfilets in den Backofen und entwerfe meine Speisekarte. Ich habe beschlossen, sie im Grundschulstil zu schreiben.
Salat 1
Huhn + Avocado + Zuckererbsen + Rote Bete + Kirschtomaten + fettreduzierter Feta + junges Blattgemüse
Salat 2
Truthahn + Brunnenkresse + Mandeln + Apfel + Sellerie + fettreduzierter Cheddar + junges Blattgemüse
Dessert
Brownies (fettarm)
Ich würde diese Salate essen. Glaube ich.
Außerdem waren im Supermarkt fettreduzierte Käsestangen im Angebot, von denen ich gleich acht Großpackungen gekauft habe. Ich werde fünfundzwanzig Cent auf den Preis aufschlagen und so daran verdienen. Ich bin ziemlich stolz auf mich, weil ich diese Idee hatte.
Während meiner Einkaufstour durch Brooklyn habe ich Lara und Phil angerufen, um zu fragen, wie ich für Toto einen Stellplatz mieten kann. Sie haben mir die Nummer ihres Ansprechpartners gegeben. Auf dem Platz gibt es auch Mietküchen, wo ich meine Speisen vorbereiten kann. Die Zubereitung bei uns zu Hause verstößt nämlich ein winziges bisschen gegen die Hygieneverordnung. Obwohl ich natürlich absolute Sauberkeit einhalte.
» Warum tust du nicht ein paar Sonnenblumenkerne dazu? Oder kandierte Walnüsse?«, fragt Coco. Sie steht im Türrahmen, Daddy Langbein von Jean Webster aufgeklappt an ihrer Brust. Wahrscheinlich hat sie draußen auf der Treppe gelesen. » Oder Rosinen oder Cranberries?«
» Wegen der Kalorien«, antworte ich. » Ich meine, du hast recht, das schmeckt toll. Aber wir reden hier vom SchlankMobil.
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