Dämenkind 2 - Kind der Götter
das Eheleben gesprochen. Ich hatte mir vorgenommen, das Mädchen über die Einzelheiten der ehelichen Wonnen aufzuklären.« Lieb lächelte sie dem Prinzen zu. »So weit sie gehen.«
»Über derlei Sachen habt Ihr mit ihr nicht zu reden.«
»Aber warum denn nicht?« Adrina hatte nichts gesagt oder getan, das er ihr zum Vorwurf machen könnte, ohne eine gefährliche sittliche Gratwanderung zu wagen, und darüber wusste er so genau Bescheid wie sie. »Ach, kann es etwa sein, dass Hofdame Virgina noch immer zu Euch eine gewisse Zuneigung hegt? Tja, das wäre in der Tat peinlich, da ich ja mit Euch vermählt bin …«
Den Rest ließ sie ihn sich selber denken. Der junge Kronprinz stapfte aus ihren Gemächern und brummelte halblaut etwas von »fremdländischen Huren«.
Adrina war es überaus satt, als fremdländische Hure
angesehen zu werden.
Selbstredend gab es weit mehr Möglichkeiten, um Cratyn für sein Benehmen zu strafen. Die erste wahrhaft vortreffliche Gelegenheit kam, sobald man mit den Vorbereitungen für den Zug an die Grenze anfing. Adrina pochte auf die strengste Erfüllung des durch Cratyn gegebenen Versprechens, sie für den Feldzug in einer ihrem hohen Stand gebührenden Weise auszustatten, und als sie Schrammstein verließen, war ihr Gefolge fast so umfangreich wie die Streitmacht aus Rittern und Fußkriegern, die man an die Grenze verlegte. Zu gern hätte sie, wäre es durchführbar gewesen, Cratyn und seine Streitkräfte gar in den Schatten gestellt, und tatsächlich verhinderte ausschließlich König Jasnoffs Einmischung, dass es ihr gelang. Kaum erhob der Herrscher Einwände, verzichtete Adrina auf ihre maßlosesten Ansprüche, aber da war das Unheil längst vollendet. Adrina und ihre Hofdamen durften mit allem Pomp und Prunk in den Krieg ziehen.
Die ausgeklügeltste und bei weitem wirksamste Rache jedoch verübte Adrina an Cratyns Männlichkeit. Am Tag nach der Trauung hatten pflichtgemäß mehrere Nonnen Adrina aufgesucht, um mit ihr in allen unerquicklichen Einzelheiten ihre Monatsregel zu erörtern, und anhand dessen bestimmt, dass am günstigsten für eine Empfängnis der achte Tag nach der Hochzeit sei.
Als der festgelegte Abend schließlich anbrach, zog Adrina sich frühzeitig zurück und verbrachte eine beträchtliche Zeitspanne damit, sich auf Cratyns Erscheinen vorzubereiten, unter anderem mit dem Mischen
einer kleinen Menge von Flüssigkeiten, die in dem unwahrscheinlichen Fall, dass es den Prinzen doch nach ihrem Leib gelüstete, den Gehorsam seines Körpers vereiteln konnte.
Cratyn dahin zu verleiten, den mit dem Mittel vermengten Wein zu trinken, erwies sich als Leichtigkeit. Adrina hatte das Gefühl, dass er sich nur angetrunken dazu durchringen könnte, sie zu berühren. Anschließend harrte sie mit erwartungsvollem Blick Cratyns einleitenden Vorspiels. Sein Gefummel und die letztendlich erfolglosen Bemühungen, die geschlechtliche Vereinigung zu vollziehen, hatten ihr verächtliches Gelächter zur Folge, das am Ende zumindest in ihre Ermattung mündete. Zutiefst beschämt flüchtete Cratyn aus ihren Gemächern, und danach kam er ihr zwei volle Tage lang nicht unter die Augen. Alles in allem, so befand sie, stellte dieser Ausgang sie gänzlich zufrieden.
Adrina hatte nicht vor, aus der Ehe mit Kronprinz Cratyn ein Kind hervorgehen zu lassen, also traf sie Vorkehrungen, um sicher zu stellen, dass sich nichts Derartiges ergeben konnte. Sie war in der Kräuterkunde bewandert genug, um ein unerwünschtes Schwangerwerden zu verhüten – bei einem Volk, unter dem Court'esa als nichts Ungewöhnliches galten, für jede Frau eine Notwendigkeit. Den wenigsten Aufwand, eine Schwangerschaft abzuwenden, bedeutete es freilich, Cratyn an den Tagen, die seitens der Nonnen als zur Zeugung geeignet bestimmt worden waren, schlichtweg nicht in ihr Bett zu lassen. Zudem eröffnete sich ihr die zusätzliche erfreuliche Aussicht, dass sie nach karischem Gesetz, wenn die Ehe für ein Jahr und
einen Tag unvollzogen blieb, des leidigen Gatten gänzlich ledig werden konnte.
Einer der weniger bekannten Vorzüge, durch Court'esa in den Künsten der Liebe unterrichtet zu werden, war es, dass man lernte, die Hitze eines erregten Mannes so rasch abzukühlen wie zu entfachen. Alle Court'esa beherrschten diese Fähigkeit – auch erwerbsmäßige Liebesdienerinnen bedurften gelegentlich einer ungestörten Nacht zum Ausschlafen –, aber sie vermittelten sie nur selten ihren Herren oder Herrinnen: Wenn ein
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