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Dämliche Dämonen - Demonkeeper

Titel: Dämliche Dämonen - Demonkeeper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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ja gewisse Fähigkeiten, aber wenn es sich gerade erst zu entwickeln beginnt, dann ›sieht man nicht einfach hin, und sie sind da‹.« Nate hatte nämlich ziemlich lange üben müssen, bis er außerhalb des Hauses Dämonen sehen konnte. Und es fiel ihm schwer zu glauben, dass es bei Richie so mühelos funktionieren sollte.
    Sie bogen um eine Ecke und betraten den Marktplatz, auf dem sich die Stände der Blumenhändler, Obstverkäufer und Fischhändler aneinanderreihten. Sie räumten gerade für den Feierabend ihre Waren zusammen und bedienten die letzten Kunden.
    Nate blieb stehen und machte eine ausholende Armbewegung. »Willst du mal einen richtigen Test machen? Dann verrate mir doch, ob es hier irgendwo Dämonen gibt.«
    Rick kniff die Augen zusammen. »Ich halte also Ausschau nach...«
    »Man hält nicht nach ihnen Ausschau. Je angestrengter man sie sucht, desto eher spielt einem die eigene Fantasie einen Streich. Der Verstand des Menschen verzerrt das, was wirklich da ist, zu dem, was man meint, sehen zu müssen, was ins Raster der Logik passt. Man muss das Gehirn ausschalten und sich entspannen. Wenn du lernst, nicht nach ihnen zu suchen, dann siehst du die Dämonen vielleicht eines Tages.«
    Nate schaute zu der lebensgroßen Bronzeskulptur eines Schweines in der Mitte des Marktplatzes hinüber. Stirnrunzelnd folgte Richie seinem Blick. Er holte tief Luft und betrachtete die Skulptur. Einen Moment lang geschah gar nichts. Dann wedelte das bronzene Ringelschwänzchen des Schweins plötzlich hin und her.
    Richie blinzelte und schaute genauer hin. Da erstarrte das Schwein wieder.
    Nate begann ihn weiterzuziehen. »Komm, wir gehen.«
    Aber jetzt wollte Richie es wissen und versuchte sich erneut zu entspannen. Er machte eine übertriebene Tai-Chi-Bewegung, die er einmal in einem Film über diese Kampfkunst gesehen hatte. Es funktionierte; er entspannte sich. Und plötzlich drehte das Schwein ganz langsam den Bronzekopf herum und zwinkerte ihm zu.

    Richie fiel die Kinnlade herunter. Er atmete ganz langsam aus und entspannte sich weiter, ließ den Blick umherwandern, ohne ihn zu steuern oder auf etwas Bestimmtes zu richten. Und ganz allmählich, als würden sie einem verborgenen dreidimensionalen Bild entsteigen, traten die anderen Marktdämonen in seinem Blickfeld hervor.
    An einem Obststand schlängelte sich ein grün glänzender Schleimdämon durch die Äpfel. Als eine Frau nach einem Apfel griff, glitschte ihr der Dämon über die Hand, und die Frau schrie auf. Sie riss die Hand zurück und schaute auf die Auslage, erhaschte aber nur noch einen flüchtigen Blick auf den Schleim, bevor die Apfelpyramide des Obsthändlers in sich zusammenbrach. Der Dämon sickerte durch einen Spalt auf die Erde hinab und kroch rasch davon. Zurück blieben die Frau und der Händler, die sich anbrüllten und über matschige Äpfel und grünes Erbrochenes stritten, das nicht mehr da war.
    Auf der gegenüberliegenden Seite hüpfte ein Feuerdämon von Kerze zu Kerze, so dass jedes Mal, wenn die Kerzenverkäuferin sich umdrehte, eine andere brannte. Die Frau wirkte irritiert und beunruhigt, aber sie konnte sich nicht erklären, was da geschah.
    Ganz in der Nähe sauste einem kleinen Jungen mit einer Eistüte in der Hand ein Spalt im Gehsteig hinterher und stellte ihm ein Bein. Der Kleine stolperte und ließ das Eis fallen. Als er sich aufrappelte, herrschte seine Mutter ihn an: »Pass doch auf!« Der Junge fing an zu weinen und zeigte auf die Stelle, wo er gestolpert war, aber da war der Spalt längst wieder verschwunden.
    Richie schaute sich das ganze Treiben mit großen Augen an. Er packte Nates Jackenärmel und zeigte aufgeregt herum. »Da! Und da! Und da auch! Das gibt’s doch nich!«
    Nate sah die Dämonen ebenfalls. Er starrte Richie verblüfft an. »Du siehst sie wirklich, nicht wahr?«
    »Klar! Da und da und...«
    Plötzlich stürmte Richie los und schwang sich wie ein Rodeoreiter auf das Bronzeschwein. »Na los, Dicker! Galopp-Galopp-Galopp!«
    »Lass das!« Nate stürzte dem Streuner hinterher und riss ihn mit einem Hechtsprung von der Skulptur herunter. Auf der anderen Seite schlugen sie hart am Boden auf und blieben nebeneinander liegen. Mit zusammengebissenen Zähnen flüsterte Nate Richie zu: »Man darf Dämonen nicht reizen.«
    Sie standen auf, schmutzig und voller blauer Flecken. Nate klopfte Richie den Staub ab, als würde er sich um seinen jüngeren Bruder kümmern, während die Leute sie anstarrten. Er schimpfte

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