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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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und sich an das Pult gesetzt, das dort stand. Wie sich herausstellte, war der Sitz jedoch das reinste Folterinstrument für jeden, der sich mehr als fünfzehn Minuten darin aufhielt, also hatte sie sich eine Unterlage geholt und aufs Sofa gesetzt. Ihre Beine waren schon bald eingeschlafen. Als Webb daher nach dem Lunch Yvonne besuchen ging, ergriff Roanna erleichtert die Gelegenheit, wieder ins Arbeitszimmer umzuziehen. Sie machte es sich auf ihrem Stuhl bequem, und alles entsprach wieder der Ordnung. Dieses Möbelstück besaß gerade die richtige Höhe, und der Stuhl war bequem und vertraut.
    Dieser »Thron« hat kürzlich noch mir gehört, dachte sie. Sie ließ jedoch keinerlei Mißgunst aufkommen. Man hatte sie hier zum ersten Mal in ihrem Leben gebraucht, doch schon bald würde sie etwas ganz Eigenes besitzen. Lucindas Tod würde das Ende eines Lebensabschnitts und den Beginn eines neuen einleiten. Warum sich also Gedanken über dieses Machtsymbol machen, wenn sie ohnehin bald auszöge? Webb war der einzige, dem sie es ohne allzu großen Kummer und ohne Bedauern überlassen konnte; denn ihm war das alles schon versprochen gewesen, bevor sie, notgedrungen, mit einsprang in die Leitung von Davenport.
    Es bestand ein großer Unterschied zwischen dem Erledigen von geschäftlichem Papierkram und dem Adressieren von Umschlägen, zumindest, was die Wichtigkeit betraf – doch die physischen Anforderungen waren dieselben. Nun, da sie endlich bequem saß, verbannte sie alle anderen Gedanken aus ihrem Hirn und arbeitete sich durch die Gästelisten.
    Zunächst merkte sie gar nicht, wie die Müdigkeit langsam von ihr Besitz ergriff, da sie sie schon so gewöhnt war. Sie zwang sich, sie zu ignorieren, und schrieb ein paar weitere Umschläge; doch auf einmal wurden ihr die Lider so schwer, daß sie sie kaum mehr offenhalten konnte. Ihre Angst, so tief einzuschlafen, daß sie wieder schlafwandelte, hatte sich als grundlos erwiesen; trotz ihrer enormen Überanstrengung hatte sie in der vergangenen Nacht nur kurzfristig und in kleinen Dosen geschlafen. Sie glaubte nicht, in den letzten zwei Nächten auf mehr als insgesamt jeweils zwei Stunden Schlaf gekommen zu sein. Auch gestern abend war sie sich Webbs Anwesenheit im Nebenzimmer wieder auf beinahe quälende Weise bewußt gewesen und immer wieder hochgeschreckt bei den geringsten Geräuschen von nebenan.
    Jetzt empfand sie die Ruhe im Haus als wohltuend. Webb machte seinen Besuch und Lucinda ein Nickerchen. Greg und Brock waren bei der Arbeit. Gloria und Lanette mochten ja gegen die Party sein; doch waren beide in die Stadt gefahren, um sich neue Kleider zu besorgen, und Harlan hatte sie be gleitet. Corliss war gleich nach dem Frühstück mit der Bemerkung, »bin später wieder zurück«, verschwunden.
    Trotz der kühlenden Klimaanlage war es warm im Arbeitszimmer, da die Sonne durch die großen Fenster hereinschien. Roannas Lider wurden noch schwerer, bis sie schließlich ganz zufielen. Sie versagte sich tagsüber normalerweise ein Päuschen, da es sonst noch schwerer für sie war, nachts einzuschlafen; aber manchmal überwältigte sie die Müdigkeit einfach. Die Stille, die Wärme des Zimmers, der bequeme Schreibtischsessel, das alles führte dazu, daß Roanna ihren Kampf gegen Morpheus'Arme verlor.
    Als Webb seinen Wagen in die Garage lenkte, sah er Roannas Wagen und den von Corliss ebenfalls; doch Gloria und Lanette waren immer noch beim Shopping. Angesichts des Autos seiner Cousine schlug sein Herz schneller. Seit er nach Hause gekommen war, hatte sie ständig Termine außer Haus, und da gäbe es wohl auch heute keine Ausnahme, obwohl sie nichts derartiges erwähnt hatte. In kleineren Städten und Gemeinden lebte man so familiär miteinander, daß Geschäft und Geselligkeit oftmals verbunden wurden. Aber bevor er nicht wieder voll dazugehörte, mußte Roanna diesen Verpflichtungen allein nachkommen.
    Irgendwie hätte er nicht erwartet, sie nur so selten zu sehen. Roanna war ihm früher immer an den Hacken geklebt, egal, was er gerade tat. Die Sieben- oder Achtjährige mußte er sogar daran hindern, ihm bis aufs Klo zu folgen; dann kauerte sie sich draußen vor der Tür auf den Boden und wartete auf ihn. Damals hatte sie jedoch eben erst ihre Eltern verloren, und er war der einzige Anker in ihrem Leben; im Laufe der Zeit hatte ihre panische Anklammerung etwas nachgelassen. Aber selbst als Teenager war sie immer um ihm herum gestrolcht, ihr schlichtes Gesichtchen zu ihm

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