Dämon aus dem All
meine guten Manieren ganz vergessen.«
Sie ritten auf das Tor zu, und die Soldaten von Tregad brachen in Hochrufe aus.
Stark sah zu den Stabträgern auf, die an der Mauer hingen. »Der rote ist nicht Gelmar, nehme ich an.«
»Nein, das war unser Oberster Stabträger, ein gewisser Welnic.«
»Was ist in der Stadt geschehen?«
»Heute morgen kam der Mob der Wanderer aus den Hügeln hervor, Tausende und in ganz bestimmter Absicht. Man glaubte, daß du hierherkommen würdest, um ein Heer für Irnan aufzustellen, und man wollte dich in meiner Stadt gefangensetzen. Die Wanderer sollten die Stadt besetzen und unsere Bevölkerung als Geiseln nehmen. Man meinte, du würdest dann zögern, deine vielen Mittel gegen die Wanderer einzusetzen, und man würde dich leichter entwaffnen können. Wir weigerten uns, unser Volk in eine so große Gefahr bringen zu lassen. Als wir die Tore nicht öffneten, versuchten die Stabträger hier, sie selbst aufzumachen. Mit welchem Erfolg, siehst du.«
Seine Augen blickten rasch empor. »Sie trieben es zu weit.«
»Wie in Irnan«, sagte Stark. Einen Stabträger erkannte er. Vasth mit der gewaltigen Narbe im Gesicht. »Über etwas bin ich erstaunt. Waren denn hier keine Söldner wie in Irnan stationiert?«
»Nur wenige. Die meisten wurden als Verstärkung zur Belagerung von Irnan abkommandiert. Die Stabträger versuchen verzweifelt, Irnan einzunehmen. Meine Männer sind gut ausgebildet, und es fiel uns nicht schwer, mit den Söldnern fertig zu werden.«
Sie ritten durch das mächtige Tor auf den Platz dahinter, den die honigfarbenen Steinmauern der Gebäude säumten. Die Menschen dort schienen noch verwirrt von der Wendung, die die Dinge genommen hatten. Man starrte den Dunklen Mann und die Hure von Irnan schweigend an, und Stark fragte sich, ob Baya ein zweites Mal überlebt hatte.
Müde stiegen sie von ihren Tieren. Die Vermummten schüttelten den Staub von ihren Gewändern und blickten sich stolz um, ließen sich weder von den hohen Gebäuden noch den Menschen aus dem Gleichgewicht bringen.
Die Fallarin schwangen sich geschmeidig wie geflügelte Katzen aus den Sätteln. Die hundert Tarf sahen sich das Stadtvolk ungerührt an.
»Ich bin überrascht«, sagte Ashton, »daß Gelmar nicht selbst nach Tregad kam.«
»Wahrscheinlich«, sagte Stark, »hat er Wichtigeres zu tun.« Sein Blick wurde hart. »Wir wissen alle, daß Gelmar sofort nach Skeg reisen wird, um den Raumhafen zu schließen, wenn er erfährt, was hier geschehen ist.«
20.
Im Wald war es warm und schattig, warm und still. Dickes Astwerk schützte vor der alten Sonne. Die kleine Lichtung war von blühenden Büschen gesäumt. Ein kleiner Bach floß leise wispernd durch das goldene Moos. Nach den kalten Wüsten, den bitteren Winden, dem anstrengenden Reiten sicher ein angenehmer Ort, den Nachmittag zu verbringen. Tuchvar hatte Mühe, die Augen offenzuhalten.
Er durfte nicht einschlafen. Er hielt Wache.
Da er den Weg nach Ged Darod kannte und mit den Hunden umgehen konnte, hatte ihn der Dunkle Mann als Führer und Gefährten auserwählt, ihn ganz allein.
Die dreizehn großen weißen Hunde lagen im Moos und schliefen. Tuchvar sah sie traurig an. Sie hatten viel Gewicht verloren.
Der Dunkle Mann schlief ebenfalls, und Gerds Kopf ruhte auf seinem Schenkel, und Grith lag dicht neben ihm. Tuchvar sah ihn verstohlen an, fürchtete, daß sich jeden Augenblick die seltsamen, klaren Augen öffnen und ihn ertappen konnten.
Er spürte, daß die Kraft des Dunklen Mannes auf Disziplin beruhte. Eine Stärke, die über körperliche Kraft hinausging. Eine Stärke, die der große Mann mit dem langen Schwert, der Irnanier, nicht besaß, und vielleicht konnte er deshalb den Dunklen Mann so wenig leiden, weil er ihm diese Kraft neidete.
Der Dunkle Mann bewegte sich, und Tuchvar machte sich eifrig an seinem blauen Hemd zu schaffen. Er hatte das graue Gewand eines Lehrlings der Stabträger in Tregad abgelegt. Er hatte es sowieso nicht freiwillig angezogen, und er hatte es hassen gelernt.
Er war Waise und war von den Stabträgern in Obhut genommen worden. Man hatte gesehen, daß er klüger als die anderen war, und ihn nach Ged Darod geschickt, um ihn ausbilden zu lassen. Das konnte einen mit Stolz erfüllen, zu den Auserwählten zu gehören, und obwohl er viel hatte lernen müssen, Tugenden wie Dienen und Selbstverleugnung hatte annehmen müssen, war die Freizeit in der Unterstadt doch ein Fest gewesen, das nie aufhörte.
Dann
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