Dämon aus dem All
hatte man ihn in den Norden nach Yurunna geschickt, und dort sah es ganz anders aus. Dort war es kalt und öd, und die Stadt war ihm in ihrer Leblosigkeit wie unnatürlich vorgekommen. In den trostlosen Straßen wurde nie gelacht, und man sah nur die Yur, die mit ihren leeren Augen Befehle ausführten.
Es war Pedrallon und die Art gewesen, wie die Stabträger mit ihm umgingen, die Tuchvar das System in Frage stellen ließen, in dessen Dienst er erzogen wurde.
Seine Sehnsucht galt den Sternen. Er wartete auf den Tag, an dem er endlich nach Skeg könnte, um die Schiffe und die Männer aus anderen Welten mit eigenen Augen zu sehen. Er hielt leidenschaftlich zu den Irnaniern, und er hatte Pedrallon vergöttert, weil er gesagt hatte, die Irnanier hätten recht, und die Stabträger wären im Unrecht. Und dann hatte man Pedrallon zum Schweigen gebracht, hatte ihn bestraft, ihn degradiert. Tuchvar war von seinem Mentor ausgeschimpft worden, und schon bald darauf hatte man ihn nach Yurunna verfrachtet.
Zum ersten Mal im Leben hatte er sich wirklich Gedanken gemacht, hatte versucht, Taten von Worten zu trennen, das Wort von der Wahrheit, und hatte sich hoffnungslos verwirrt, weil es nichts gab, auf das man sich verlassen konnte, weil er nur auf Ungewißheiten und Vermutungen gestoßen war. Schließlich war ihm klargewesen, daß ihm die Sterne wichtiger als eine Laufbahn als Stabträger waren, und sollten ihm die Stabträger die Sterne verbieten, wollte er sie auf jede nur mögliche Weise bekämpfen.
Hinter den Bäumen schimmerte in der Ferne die Ebene, in deren Mitte Ged Darod mit seinen goldenen Dächern, mit den Volksmassen lag, die sich unaufhörlich durch die Straßen der Stadt wälzten, überragt von den mächtigen Türmen der Oberstadt, die wie in segnender Gebärde erstarrt über dem Häusermeer schwebten.
Nicht einmal der Dunkle Mann konnte die Macht dieser Stadt brechen.
Tuchvar ballte verzweifelt die Fäuste. Warum waren die Erwachsenen so mit Blindheit geschlagen, so halsstarrig, wenn die Antworten auf alle Fragen so einfach, so klar waren? In der Stadthalle von Tregad hatte man sich stundenlang gestritten, ob das, was geschehen war, nun richtig oder falsch wäre, als ob das Geschehen noch zu ändern wäre. Einige verlangten, die Stadt müsse den Dunklen Mann gefangennehmen und ihn mit seinen Gefährten den Stabträgern übergeben. Vielleicht würden die dann der Stadt gegenüber nachsichtig sein. Man mußte die Leute nachdrücklich zur Stille mahnen, als der Dunkle Mann und seine Gefährten das Wort ergriffen. Sie berichteten vom Fall der Zitadelle, von der Eroberung Yurunnas und beschworen die Stadt, Irnan zu helfen, wobei auch Tregad vom Joch der Stabträger befreit werden würde.
Natürlich gab es nichts anderes zu tun. Und doch meinten einige, man solle sich hinter den Mauern verschanzen und abwarten, was geschehen würde. Andere stritten sich wegen der Raumschiffe, ob es sich lohne, ihretwegen zu kämpfen, ob nur einige oder alle auswandern sollten, ob all das Gerede nicht sowieso sinnlos sei, da die Stabträger die Schiffe fortsenden würden. Die Männer und Frauen schrien sich gegenseitig nieder, und schließlich hatte sich Delvor erhoben und die Menge zornig angesehen.
»Mir bedeuten die Sterne nichts«, hatte er gesagt. »Skaith ist meine Mutter, und ich bin zu alt, um verpflanzt zu werden. Aber eines sage ich euch: Was ihr auch wollt, ein Leben auf einer anderen Welt oder ein besseres Leben hier, ihr werdet dafür kämpfen müssen, und zwar nicht mit Worten und auch nicht mit halbem Herzen, und allein kämpfen könnt ihr schon gar nicht. Der erste Streich ist getan. Laßt uns den zweiten tun. Ziehen wir los und entsetzen wir Irnan. Und wir schicken Sendboten in alle Stadtstaaten, um ihnen vom Fall der Zitadelle zu berichten, und daß die Schutzherren verletzliche Menschen sind.«
Dann war laut gejubelt worden, und die Mehrheit in dem Saal war in die Rufe ausgebrochen: »Auf nach Irnan!« Und jemand hatte geschrien: »Yarrod! Yarrod!«. Und so hatte man sich endlich entschieden, und Tuchvar war klar gewesen, daß es eigentlich keine andere Wahl gegeben hatte, und daß die Leute es von Anfang an gewußt hatten.
Jetzt marschierten also Männer nach Irnan, und der große Krieger Halk hatte sich gefreut.
Die weise Frau mit ihrem dichten bronzefarbenen Haar und ihrem prachtvollen Körper hatte nicht sehr glücklich ausgesehen, als sie sich von Stark verabschiedete. Tuchvar meinte, in ihren Augen
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