Dämon aus dem All
makellosem Weiß.
Die Menge hielt den Atem an, als die sieben Männer in den weißen Gewändern nach vorn kamen, und dann kam verwirrtes Flüstern in der Menge auf.
»Wer sind die? Welche Stabträger tragen weiße Gewänder?«
Die Menge wußte es natürlich nicht. Sie konnte es nicht wissen. Die Welt hatte noch nie zuvor einen Schutzherren gesehen. Stark begann zu ahnen, was kommen würde.
Ein roter Stabträger trat an den Rand der Bühne und hob seinen Amtsstab. »Meine Kinder! Ich bringe euch große Neuigkeiten. Dies soll eine Nacht der Freude, der Hoffnung sein. Die Boten der Schutzherren sind aus dem hohen Norden gekommen, um zu euch zu sprechen. Schweigt also und hört.«
Er machte einem der Weißgewandeten Platz. Ferdias. Selbst aus der Entfernung waren die aufrechte Haltung und der edle Kopf unverwechselbar.
»Meine Kinder«, sagte Ferdias mit wohlwollender, liebevoller Stimme. »Die Zeiten sind schwer. Ihr habt viel gehört, das schwer zu verstehen war. Prophezeiungen des Untergangs, Berichte über Aufstände und Ungehorsam. Stabträger sind ermordet worden …«
Die Menge knurrte wie ein ungeheures Tier.
»Ihr werdet jetzt neue Geschichten zu hören bekommen. Man wird euch sagen, daß die Prophezeiung von Irnan sich erfüllt hat, daß die Zitadelle gefallen ist, und zwar durch die Hand eines Fremden, und daß die Schutzherren selbst gestürzt sind.«
Ferdias wartete, bis sich die Aufregung gelegt hatte. Er hob die Hände und fuhr fort: »Es ist nicht wahr, meine Kinder! Die Zitadelle ist nicht gefallen, kann nicht fallen. Die Zitadelle ist nicht aus Stein und Balkenwerk, kann nicht von frevelhafter Hand niedergebrannt werden. Sie besteht aus Glaube und Liebe, ist ein geistiges Bauwerk, das jedem menschlichen Zugriff entzogen ist. Die Schutzherren, die dort leben, sind unsterblich und unwandelbar und können von keinem Menschen je gefährdet werden. Wir, ihre unwürdigen Diener, sind von ihnen ausgeschickt worden, um euch zu sagen, daß ihr diese Lügen vergessen sollt, um euch wissen zu lassen, daß ihr wie immer sicher in ihrem Schutz seid.«
Stark fiel es in der erregten Menge leichter, sich an ihren Rand vorzuarbeiten. Er brach mit der Menge immer wieder in Hochrufe aus, während sich ihm der Magen vor Zorn verkrampfte. Das war also von seiner Vernichtung der Zitadelle übrig geblieben, von der er sich so viel erhofft hatte.
Ferdias erhob wieder seine väterliche Stimme: »All das Schlimme, alle Verwirrung, die unter uns aufgekommen ist, geht auf ein einziges Ereignis zurück, die Ankunft der Sternenschiffe. Die Schutzherren haben Geduld gezeigt, weil euch diese Schiffe Hilfe bringen konnten. Und da sie alle Menschen lieben, hofften sie, daß diese Fremden aus Welten, von denen wir keine Kenntnis haben, diese Liebe verstehen und teilen würden.«
Die Stimme wurde plötzlich scharf und laut. »Dem war nicht so. Die fremden Männer brachten ein Gift mit sich. Sie ermutigten die Leute, Aufstände anzuzetteln. Sie bedrohten unseren Glauben. Sie rüttelten an den Grundfesten unserer Gesellschaft. Die Schutzherren haben jetzt eine Entscheidung getroffen. Die Schiffe müssen Skaith verlassen und dürfen nie wiederkommen!«
Ferdias Stimme änderte sich kaum wahrnehmbar, und Stark hatte das unangenehme Gefühl, als spräche ihn der Schutzherr direkt an.
»Heute nacht wird der Raumhafen geschlossen. Über Auswanderung wird nicht mehr verhandelt werden.« Die Stimme schwieg einen Augenblick und fuhr dann schneidend fort: »Es wird keine Fluchtmöglichkeit mehr geben.«
Stark schrie und tobte wie die Wahnsinnigen um ihn herum, bewegte sich Schritt für Schritt weiter und erreichte am Rand der Menge ein Steingeländer. Hinter ihm reckten sich Bäume in die Höhe. Irgendwo hinter ihnen lag unsichtbar das Asyl.
Und in Skeg, wo die Raumschiffe wie Türme am Meer standen, würde Gelmar seine Truppen versammeln.
Der rote Stabträger trat wieder vor, wedelte mit den Armen, bis die Menge schwieg. »Hört! Da ist noch etwas. Wir haben Grund zu der Annahme, daß sich der böse Mann der Prophezeiung, der Dunkle Mann vielleicht hier in Ged Darod aufhält, vielleicht jetzt unter uns ist. Er trägt einen Umhang mit Kapuze, der nur die Augen freiläßt. Ihr erkennt ihn an …«
Stark wartete die Beschreibung nicht mehr ab. Er ging wie ein Stier auf das Geländer los und setzte darüber weg.
Der verfluchte Sohn der Mutter Skaith hatte ihn also doch erkannt.
23.
Zweige und weiches Gras dämpften seinen
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