Daemon von Karanda
langer Weg bis Ashaba, und sehr viel Zeit haben wir nicht mehr.«
Garion stupste Chretienne leicht mit den Fersen. Der große Graue fing zu trotten an und ging allmählich in einen gleichmäßigen Kanter über.
Irgendwie fühlte sich Garion daraufhin nicht mehr ganz so lächerlich.
Die Straße, auf die Feldegast sie am vergangenen Abend hingewiesen hatte, wurde wenig benutzt und war an diesem Morgen völlig leer. Sie führte an verlassenen Höfen vorbei, traurigen, mit Dorngestrüpp überwucherten Ruinen, die einmal strohgedeckte Hütten gewesen waren. Einige Bauernhäuser waren niedergebrannt, manche offensichtlich erst vor kurzem.
Der stete Regen weichte die Straße auf, und die Hufe spritzten den Morast bis zu den Bäuchen der Pferde und den Stiefeln und Umhängen der Reiter.
Silk ritt neben Garion. Sein schmales Gesicht war wachsam, und jedesmal, wenn sie über eine Anhöhe mußten, galoppierte er den Hang vor den anderen hoch, um festzustellen, was voraus lag.
Am Vormittag war Garion bereits bis auf die Haut naß. Er ritt düster dahin, erduldete die Unbequemlichkeit und den Geruch frischen Rostes, und wünschte sich inbrünstig, es würde zu regnen aufhören.
Von einem der Hügel kehrte Silk aufgeregt zurück und bedeutete seinen Gefährten anzuhalten.
»Da drüben sind Grolims«, meldete er angespannt.
»Wie viele?« fragte Belgarath.
»Etwa zwei Dutzend. Sie führen irgendeine religiöse Zeremonie durch.«
»Sehen wir es uns an.« Der alte Mann wandte sich an Garion. »Gib deine Lanze einstweilen Durnik. Sie ragt zu weit in die Luft, und ich möchte lieber nicht auffallen.«
Garion tat wie geheißen, dann folgte er Silk, Belgarath und Feldegast den Hügel hoch. Ehe sie die Kuppe erreichten, saßen sie ab und schlichen ganz nach oben, wo ein Dickicht ihnen Deckung bot.
Im Tal auf der anderen Seite knieten schwarz gewandete Grolims im nassen Gras vor zwei Altären. Auf jedem lag eine reglose Gestalt mit viel Blut ringsum. Zischelnde Kohlebecken standen am Ende jeden Altars, und Zwillingssäulen schwarzen Rauches stiegen davon auf. Die Grolims murmelten etwas in dem seltsam grollenden Singsang, den Garion schon so oft gehört hatte. Er konnte jedoch im Augenblick die Worte nicht verstehen.
»Chandim?« wandte sich Belgarath leise an den Gaukler.
»Schwer zu sagen«, antwortete Feldegast. »Die Zwillingsaltäre deuten darauf hin, doch diese Art von Opferung mag ihre Nachahmer gefunden haben. Grolims reagieren rasch bei Änderungen in der Kirchenpolitik.
Doch ob Chandim oder nicht, wir täten gut daran, ihnen aus dem Weg zu gehen. Es wäre sinnlos, würden wir uns unnötig mit Grolims anlegen.«
»An der Ostseite des Tales sind Bäume.« Silk deutete. »Wenn wir uns zwischen ihnen halten, sind wir außer Sicht.«
Belgarath nickte.
»Wie lange werden sie wahrscheinlich noch beten?« fragte Garion.
»Eine halbe Stunde bestimmt«, versicherte ihm Feldegast.
Garion blickte auf die zwei Altäre und spürte, wie eisige Wut in ihm aufstieg. »Ich würde gern ihre kleine Zeremonie mit einem persönlichen Besuch krönen«, murmelte er.
»Schlag dir das aus dem Kopf!« riet Belgarath. »Du reitest nicht durch das Land, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Kehren wir zu den anderen zurück. Ich möchte an diesen Grolims vorbei sein, ehe sie ihre Andacht beendet haben.«
Vorsichtig ritten sie zwischen den tropfenden Bäumen hindurch, die sich in einem Streifen entlang dem Ostrand des flachen Tales dahinzogen, in dem die Grolims ihre grimmigen Riten durchführten, und gelangten nach etwa einer Meile zurück auf die Landstraße. Wieder legten sie, mit Garion an der Spitze, ihren gleichmäßigen Kanter ein.
Mehrere Meilen jenseits des Tales, wo die Grolims die zwei Bedauernswerten geopfert hatten, kamen sie an einem brennenden Dorf vorbei, von dem eine schwarze Rauchwolke aufstieg. Es war niemand auf der Straße, doch in der Nähe der brennenden Häuser wurde offenbar gekämpft.
Sie ritten weiter, ohne anzuhalten.
Am Nachmittag ließ der Regen nach, aber der Himmel blieb grau. Als sie wieder eine Hügelkuppe dieser welligen Landschaft erreichten, sahen sie am entgegengesetzten Ende des Tales einen Reiter. Die Entfernung war zu groß, um Einzelheiten zu erkennen, aber daß er eine Lanze trug, entging Garion nicht.
»Was tun wir?« fragte er die anderen über die Schulter.
»Zeig jetzt, warum du Rüstung und Lanze trägst, Garion«, forderte Belgarath ihn auf.
»Sollte ich ihm nicht zuerst die Chance geben
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