Daemon von Karanda
einen Knicks. »Eure Majestät.«
»Könntet Ihr Euch darum kümmern?« fragte er und deutete auf das pelzige Büschel, aus dem der Schlangenkopf mit wachsamem Blick ragte.
»Selbstverständlich, Eure Majestät.« Sie näherte sich dem Bett, und die Schlange züngelte nervös. »Oh, hör auf damit, Zith«, schalt das blonde Mädchen. Sie raffte ihren Rock zu einer Art Beutel und verstaute darin ein Kätzchen nach dem anderen. Als letztes gab sie Zith dazwischen. Dann durchquerte sie die Kammer und legte alle in die Kiste zur Katzenmutter, die gleichmütig ein goldenes Auge öffnete, Platz für ihre Jungen und deren leuchtend grüne Beschützerin machte, und gleich wieder weiter-schlief.
»Sind sie nicht süß?« murmelte Sammet. Dann drehte sie sich zu Zakath um. »Ach übrigens, Eure Majestät, Kheldar und mir gelang es herauszu-finden, wer Euch vergiftet hat.«
»Wa-as?«
Sie nickte und kräuselte leicht die Stirn. »Es kam ganz überraschend.«
Der Kaiser blickte sie angespannt an. »Seid Ihr sicher?«
»So sicher, wie man in diesen Fällen sein kann. Giftmischer ertappt man selten auf frischer Tat. Jedenfalls aber war er zur richtigen Zeit in der Kü-
che und verließ das Haus sofort, nachdem Ihr krank wurdet, und wir kennen ihn vom Hörensagen.« Sie lächelte Garion an. »Ist dir aufgefallen, wie leicht die Leute sich an einen Mann mit weißen Augen erinnern?«
»Naradas?« rief Garion.
»Erstaunlich, nicht wahr?«
»Wer ist Naradas?« fragte Zakath scharf.
»Er arbeitet für Zandramas«, antwortete Garion und runzelte die Stirn.
»Das ist doch absurd, Sammet. Weshalb sollte sie Zakaths Tod herbeiführen wollen? Wäre es nicht logischer, ihn am Leben zu lassen?«
Sie spreizte die Hände. »Ich weiß es nicht, Belgarion – noch nicht, jedenfalls.«
»Sammet?« fragte Zakath erstaunt.
Sie lächelte die Grübchen zurück. »Ist es nicht dumm?« Nun lachte sie.
»Aber diese Spitznamen sind wohl im Grund genommen auch eine Form der Zuneigung. Belgarions Frage ist jedoch berechtigt. Habt Ihr eine Ahnung, weshalb Zandramas Euren Tod wünschen sollte?«
»Noch nicht, aber wir können die Antwort aus ihr herausquetschen, sobald ich sie erwischt habe – und das werde ich, selbst wenn ich Cthol Murgos Stein um Stein auseinandernehmen muß!«
»Sie ist nicht hier«, antwortete Garion abwesend. »Sie ist in Ashaba – im Haus Toraks.«
Mißtrauisch kniff Zakath die Augen zusammen. »Kommt das nicht wie gerufen, Belgarion? Zufällig werde ich gleich nach Eurer Ankunft vergiftet. Zufällig gelingt es Belgarath, mich zu heilen. Zufällig entdecken Kheldar und Liselle, wer der Meuchler ist, der zufällig für Zandramas arbeitet, die sich zufällig gerade in Mallorea aufhält, wohin ihr zufällig wollt! Diese Zufälle rütteln am gesunden Vorstellungsvermögen, findet Ihr nicht auch?«
»Und Ihr strapaziert meine Gutmütigkeit«, sagte Garion gereizt. »Wenn ich mich entscheide, daß ich ein Schiff brauche, um nach Mallorea zu gelangen, nehme ich mir eines. Alles, was mich bisher davon abhielt, sind die guten Manieren, die Lady Polgara mir beigebracht hat, als ich ein Junge war.«
»Und wie wollt Ihr das Haus verlassen?« schnaubte Zakath, der ebenfalls wütend wurde.
Das schlug dem Faß den Boden aus. Der Zorn, der Garion nun übermannte, war völlig irrational. Er war die Folge Hunderter von Steinen, die man ihm in den Weg geworfen hatte und die ihn nun seit fast einem Jahr immer wieder aufhielten. Er langte über die Schulter, riß Eisenfausts mächtiges Schwert aus seiner Scheide und die Lederhülle vom Griff. Dann hielt er die Klinge vor sich und warf seinen Willen buchstäblich auf den Stein. Das Schwert glühte in blauer Flamme auf. »Wie wir aus dem Haus kommen wollen?« brüllte er den wie versteinerten Kaiser an. »Das ist mein Schlüssel. Es funktioniert in etwa so.« Er streckte den Arm aus und richtete das glühende Schwert waagrecht auf die Tür. »Berste!« befahl er.
Garions Zorn war nicht nur irrational, er war auch etwas übertrieben. Er hatte lediglich gewollt, daß die Tür bersten solle und vielleicht ein Stück vom Türrahmen, und nur um Zakath zu zeigen, daß er auch anders konnte. Das Auge jedoch, das durch seinen zornigen Willen aus dem Schlaf gerissen worden war, übertrieb ein wenig. Tatsächlich barst die Tür, und zwar löste sie sich in lauter Splitter auf, die auf den Gang flogen. Der Türrahmen verschwand völlig. Was mit der Wand passierte, hatte Garion allerdings nicht
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