Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
anfordern.
    Brogan marschierte über den Kiesweg zu der Stelle, wo der Wagen parkte. Gelegentlich hielt er inne oder ging langsamer, um einen Namen auf einem der zahlreichen Grabsteine zu lesen. Jefferson hielt sich ein wenig hinter ihm und ging an McKennas Seite.
    McKenna hatte einen Zweig vom Boden aufgehoben und spielte damit. »Wie geht es Ihnen jetzt?«
    »Geht so«, antwortete Jefferson. »Man muss sich wahrscheinlich an so was gewöhnen, nicht wahr?«
    McKenna spähte durch das grelle Licht der Nachmittagssonne über den Friedhof.
    »Ich glaube, wenn man sich an so etwas gewöhnt«, sagte sie nachdenklich, »ist man zu lange in diesem Geschäft.«
    Sie blickte Jefferson von der Seite an, bevor sie den Kopf wieder der Sonne zuwandte und blinzelte. »Mein Vater war ebenfalls Cop. Ich erinnere mich noch, wie er eines Morgens – es war Weihnachten – zu seiner Schicht losfuhr. Er kam erst spätabends wieder. An diesem Tag hatte es drei Selbstmorde gegeben. Das war Vaters Weihnachtsfest. Leichen von Balken herunterschneiden … Leute, die sich aufgehängt hatten.«
    Sie zuckte die Schultern und blickte auf ihre Hände, dann zerbrach sie den Ast und warf die beiden Stücke zu Boden. »Aber ich glaube, Sie haben Recht. Nach einer Weile gewöhnt man sich an alles. Entweder das, oder es zerreißt einen innerlich.«
    Jefferson erinnerte sich vage, irgendwann ein paar Fetzen über McKennas Familie und ihre Vergangenheit aufgeschnappt zu haben. Irgendeine üble Geschichte. Er konnte sich nicht erinnern, was es war, und er wusste nicht, was er ihr antworten sollte, deshalb schwieg er. Eine frische Brise kam auf, zerrte an seiner Kleidung, zerzauste McKennas Haare und wehte sie aus ihrem Gesicht.
    Jeffersons Arm kitzelte. Er verspürte das Bedürfnis, ihn McKenna über die Schulter zu legen. Sie wandte sich von der Sonne ab und blickte zu Boden. Ihre Stirn war leicht gerunzelt, die Augen halb geschlossen. Jefferson blickte an ihr vorbei über den Friedhof, wo ein grauer Lieferwagen der Stadt am Straßenrand stand. Zwei Jugendliche standen über irgendetwas gebeugt, das Jefferson von hier aus nicht sehen konnte. Neugierig beobachtete er das Treiben der Kids und sah, wie einer der Jungen in die Knie ging.
    »Wer sind diese Kinder?« Jefferson deutete in die Richtung.
    »Freiwillige Helfer der Gemeinde. Sie kümmern sich um die Obdachlosen und dergleichen«, antwortete McKenna. »Warum? Wollen Sie ebenfalls eine gute Taten vollbringen?«
    »Ein andermal. Ich frage mich nur, was sie da gefunden haben.« Jefferson machte ein paar Schritte auf die Jugendlichen zu. »Ich sehe mal nach.«
    »Ich komme mit«, sagte McKenna.
    Sie gingen über den Friedhof, duckten sich unter dem Absperrband hindurch und umrundeten einen der Übertragungswagen. Der Wagen der Stadt stand halb auf dem Bordstein geparkt. Auf den Seiten war in großen roten Buchstaben zu lesen: CITY VOLUNTEERS . Jefferson erinnerte sich nun wieder; es war eine Gruppe Jugendlicher, hauptsächlich College-Schüler, die in den Vorstädten gemeinnützige Arbeit leisteten. Als er sich näherte, zuckte der kniende Junge plötzlich hoch und zog die Hand zurück, als hätte er sich an etwas verbrannt. Er blickte sich hastig um und sagte etwas zu dem anderen Jungen, als er Jefferson und McKenna bemerkte. Seine Blicke richteten sich auf das Abzeichen Jeffersons.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Ja.«
    »Dieser Typ … wir haben ihn gerade gefunden. Er ist ganz kalt und atmet nicht«, sagte der Junge. Er klang ein wenig verängstigt und aufgeregt zugleich. »Ich glaube, er ist tot. Er ist jedenfalls ganz blau und rührt sich nicht.«
    Jefferson blieb stehen und wandte sich zum Friedhof um. »Dr. Wu, wir könnten hier drüben ein wenig Hilfe gebrauchen.«
    Wu kam über den Kiesweg herbei. Jefferson winkte ihm. »Wir haben hier jemanden gefunden. Möglicherweise benötigt er ärztliche Hilfe.«
    Jefferson sah sich um. Zwischen zwei alten Ziegelsteingebäuden befand sich eine vielleicht zwei Meter breite Lücke, die fast vierzig Meter tief zwischen den Häusern verlief, bevor sie abrupt in einer Sackgasse mit zwei großen Müllcontainern endete. Ein paar Meter vom Eingang der Sackgasse lag ein Mann, gerade außer Sicht von Passanten auf dem Bürgersteig. Auch ohne näher hinzusehen sah Jefferson, dass der Mann tot war.
    Wu traf ein paar Augenblicke später ein. »Was gibt’s?«
    »Wir haben ihn eben gefunden«, antwortete der Junge, der das Reden übernommen hatte. Er sprach

Weitere Kostenlose Bücher