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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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verzog das Gesicht. »Mir geht es auch nicht besonders gut.«
    Brogan warf einen Blick auf den Toten, auf dessen geschundenem Körper Dreck und Staub von der Decke klebten. Er räusperte sich und wandte sich ab. »Ich … halte mich lieber davon fern.«
    »Wir nehmen an, dass Reggie Tate Selbstmord begangen hat, technisch gesehen. Dann kam offensichtlich jemand anders hinzu, der das hier getan hat.« McKenna wandte sich den Wänden zu. »Die Mauern machen uns bestimmt auch eine Menge zu schaffen. Es kann Wochen dauern, bis wir herausgefunden haben, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Was denn? Was ist mit den Wänden?«
    »Sehen Sie genauer hin. Sie sind mit irgendwelchen verrückten Zeichen beschmiert. So etwas hab ich noch nie gesehen.«
    Jefferson trat zur Wand und stellte fest, dass McKenna Recht hatte. Sämtliche Wände waren mit merkwürdigen Schriftzeichen verschmiert, alles mit dickflüssiger schwarzer Tinte gemalt. Er beugte sich noch weiter vor, als seine Neugier über die Abscheu siegte.
    »Was ist das?«, fragte er. »Blut?«
    »Ich wünschte, es wäre so«, antwortete McKenna. »Einer unserer forensischen Techniker hat es untersucht. Es sind teilweise verdaute menschliche Exkremente. Jemand hat mit Reggies Kot die Wände beschmiert.«
    Brogan drohten die Augen aus den Höhlen zu quellen, und er schluckte mühsam. »Mein Gott.«
    Ungläubig wandte sich auch Jefferson zur Wand und betrachtete die schwarzen Schriftzeichen genauer. Er sah kleine Stückchen Reis an der Wand kleben, Reggies letzte Mahlzeit, vermischt mit Blut und an den Granit geschmiert. Was einmal Reginald Tate gewesen war, klebte nun in schwarzen Streifen an den Wänden des kleinen Mausoleums.
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, erklärte Jefferson. Er beugte sich vor, schloss die Augen und wartete, bis das Gefühl verebbte. Er spürte, wie Brogan ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Alles in Ordnung, Kumpel?«
    »Geht schon wieder …« Jefferson wischte sich mit der Hand über den trockenen Mund. »Ich brauche nur einen Augenblick …«
    Jefferson atmete durch den Mund und spürte, wie die Übelkeit langsam nachließ. In all seinen Jahren bei der Mordkommission hatte er so manche Abscheulichkeit gesehen – Leichen, die drei Wochen lang im Wasser gelegen hatten, Männer, denen der halbe Kopf weggeschossen worden war, abgetrennte Gliedmaßen bei Autounfällen.
    Jefferson räusperte sich und blickte auf.
    Rings um sich her erblickte er ein ungelenk gemaltes Dorf, mit Schädeln auf dem Boden und Gruppen von beisammenstehenden Männern.
    »Wir haben bereits alles fotografiert, also können wir die Zeichnungen auch später analysieren. Trotzdem, so etwas hab ich in meinem Leben noch nicht gesehen.« McKenna schälte sich aus den Latex-Handschuhen, die sie noch immer trug.
    Jefferson starrte weiter die Zeichnungen an. Er stellte sich den Killer vor, der vergangene Nacht hier in diesem Raum gewesen war, mit Reggies Innereien als Malwerkzeug. Die Zeichnungen erstreckten sich über sämtliche vier Wände, und Jefferson musste sich einmal um die eigene Achse drehen, bis er alles gesehen hatte.
    In einer Ecke des Mausoleums stand:
    Und schüttelt seine Mähne, tropfend vor Blut
    Und macht eine Girlande aus des Feindes Eingeweiden.
    »Haben Sie auch davon Bilder?«, fragte Jefferson.
    »Sicher. Wir haben alles. Wir müssen den Raum noch nach Fingerabdrücken, Haarproben und dergleichen absuchen.«
    Jefferson nickte und fühlte sich plötzlich erschöpft. Das Mausoleum wirkte klein und beklemmend, und es war stickig heiß hier drin. Der Geruch des Todes ging ihm nicht aus der Nase. Er wusste, dass seine Kleidung wahrscheinlich eine Woche lang nach Tod riechen würde.
    Er trat durch die Tür ins Sonnenlicht. Brogan folgte ihm kurz darauf.
    »Hast du so was schon mal gesehen?«, fragte er.
    »Nein.« Jefferson blickte zurück auf die zerstörte Tür der Krypta. »Noch nie.«
    Als sie die Untersuchung des Friedhofs beendeten, war es Nachmittag. Die meisten Gaffer hatten sich verzogen; sie waren es müde geworden, endlos lange darauf zu warten, dass etwas passierte. Im Mausoleum waren noch immer ein paar Männer damit beschäftigt, Reggie Tates Leichnam von der Decke zu holen. Dr. Wu in seiner Rolle als Beobachter war ebenfalls noch anwesend. Niemand war imstande gewesen, die dicken Nägel aus dem Stein zu ziehen, und so mussten sie bei einem der Bautrupps, die ein paar Blocks entfernt an einem neuen Tunnel arbeiteten, einen Bolzenschneider

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