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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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ein Tropfen zum Fallen braucht. Sie haben niemals mehr Zeit für einander, nur diesen kurzen Moment.« McKenna lächelte ein wenig verlegen. »Die Gedanken eines einsamen kleinen Mädchens, schätze ich.«
    Beide schwiegen eine Weile und blickten hinaus aufs Meer, beobachteten die sporadischen Blitze des Wärmegewitters in der Ferne. Leichter Regen hatte eingesetzt, winzige Tropfen kalten Wassers, die an McKennas Wimpern klebten und in ihr Haar liefen. McKenna streckte sich und legte den Kopf in den Nacken, während sie blinzelte und hinauf zum Himmel sah.
    »Das Leben geht trotzdem weiter«, sagte sie leise.
    Hinter ihnen, in der Küche, begann ein neuer Song von Sade, langsame Jazzrhythmen, die bis auf die Veranda fluteten. Erneut zuckte in der Ferne ein Blitz durch den Himmel, und diesmal folgte ein dumpfes Donnergrollen, das sich übers Meer ausbreitete und mit der Musik aus der Küche vermischte.
    »Ich liebe dieses Lied«, sagte McKenna und lächelte, als das Tempo allmählich schneller wurde. Sie hielt sich am Geländer fest und beugte sich nach hinten. »Es ist eine wunderschöne Nacht heute. Tanzen Sie mit mir.«
    Jefferson lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Das wollen Sie bestimmt nicht, mich tanzen sehen.«
    Er drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer, hob das Glas an die Lippen und trank vom Eistee. Das Eis klimperte leise. McKenna bewegte sich langsam über die Veranda. Der Regen durchnässte allmählich ihr T-Shirt, und unter dem Stoff begann sich ihr Bauch in nassen, glänzenden Flecken abzuzeichnen.
    Sie näherte sich ihm langsam und drängte sich gegen ihn, bis Jefferson die Wärme ihrer Haut durch die feuchte Kleidung hindurch spüren konnte. Sie lächelte und zog ihn vom Geländer weg. »Kommen Sie, tanzen Sie mit mir.«
    Sie nahm seinen Eistee, stellte ihn aufs Geländer und drückte dann die Handflächen gegen die seinen. Sie tanzten, bewegten sich gemeinsam, und nur ihre Hände berührten sich. Der Regen war kühl auf ihrer Haut. Jefferson schloss für einen Moment die Augen und lauschte der Musik, den Geräuschen des Meeres und dem Rauschen der Wellen.
    Das Lied endete, und für einen Augenblick herrschte Stille, bevor der nächste Song begann.
    McKenna schob kokett die Hüfte vor und blickte zu Jefferson auf. »Sie wissen, was während eines langsamen Stückes passieren kann?« McKenna kam näher zu ihm und schlang den Arm um seine Schulter. Er spürte ihren Leib an seinem, die sanfte Wölbung ihres Rückens, den Druck ihres Arms auf seinen Schultern und ihre Brüste an seiner Brust.
    »Ich glaube, ich habe seit der Junior High mit keinem Mann mehr langsam getanzt«, sagte McKenna leise.
    »Alle Mädchen auf der einen Seite der Turnhalle, die Jungs auf der anderen?«
    »Genau so war es.« McKenna lächelte und blickte für einen Moment zu ihm auf. »Und alle waren unglaublich nervös.«
    »Daran erinnere ich mich noch gut.«
    »Ich vermisse diese Zeiten«, sagte sie langsam. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich zu schnell erwachsen geworden bin.«
    Sie schlang die Arme fester um seinen Nacken, und ihre Fingernägel kitzelten seine Haut. Dann seufzte sie und legte den Kopf an seine Schulter. Sie schniefte einmal, und die winzige Narbe an ihrer Nase kräuselte sich. Über ihre Schulter hinweg sah Jefferson den Horizont, die dunkle, breite Linie mit dem Sternenmeer darüber. Draußen auf See lag der Felsen von Blade Island mit dem Gefängnis, und die Strahlen der Suchscheinwerfer wanderten träge durch den Himmel.
    Jefferson schloss die Augen, roch das Salz des Meeres und den Pfirsichduft von McKennas nassen Haaren, die kühl an seiner Wange lagen. Auf dem Meer regnete es. Tropfen, die für einen flüchtigen Augenblick zusammen waren. Im Hintergrund erklang Sades Musik.
    Kurz nach elf verabschiedete Jefferson sich von ihr. Fünfzehn Minuten später war er zurück im Büro. Brogan schlief, den Kopf auf der Schreibtischplatte, und atmete leise. Als Jefferson das Büro betrat, öffnete er ein Auge halb, nickte ihm zu und schloss es wieder. Jefferson ließ sich auf seinen Stuhl sinken, lehnte sich zurück und entspannte sich nach dem Abend bei McKenna. Er nickte ein, als das schrille Läuten des Telefons ihn hochschrecken ließ. Er zuckte zusammen, denn sein Hals war steif geworden. Rasch griff er nach dem Hörer.
    »Ich bin soeben mit der Autopsie des jungen Lyerman fertig geworden«, sagte Dr. Wu. »Ich wäre eigentlich schon vor zwei Stunden nach Hause

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