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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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zurück in den Knast. Nie wieder.«
    Jefferson nickte. »Einverstanden«, sagte er, ohne zu erwähnen, dass es ihm ohnehin egal war.
    Saint sah ihn prüfend an, dann lächelte er erleichtert. »Cool.«
    Er beugte sich weiter vor, reckte den Kopf und sah in alle Richtungen, wie um sich zu überzeugen, dass keine unerwünschten Ohren mithörten. Venice hatte den Ghettoblaster heruntergedreht, bevor er nach vorn gegangen war, doch Jefferson hörte die Musik immer noch leise spielen.
    »Das meiste in diesem … diesem Manuskript handelt von einem Typ namens Sidina«, begann Saint.
    Jefferson spürte Erregung in sich aufsteigen. Saint hatte das Manuskript tatsächlich gelesen, und es war genau das, wonach sie gesucht hatten.
    »Was gab es über ihn zu lesen?«
    »Man nannte ihn den ›Vollkommenen Krieger‹. Dabei war er der schlimmste Killer, den die Welt je gesehen hat … so brutal und grausam, dass die Menschen seiner Zeit überzeugt waren, er wär von ’nem Dämon besessen.«
    Saint bückte sich und zog eine Wasserflasche unter der Bank hervor, schraubte langsam den Deckel ab und führte die Flasche an die Lippen.
    »Irgendwann ist es gelungen, Sidina und seine drei Kumpels zu erledigen, aber die Leute brauchten die besten Soldaten, die sie damals hatten. Doch als die vier tot und begraben waren, hatten die Leute immer noch Angst und glaubten, die Dämonen würden weiterleben. Dass sie nahe bei den Körpern der Toten bleiben müssten, die sie in Besitz gehabt hatten, während sie unablässig nach ihren Reinkarnationen Ausschau hielten.«
    »Nach was?«
    »Nach den Reinkarnationen der Seelen von Sidina und den drei anderen.«
    »Das steht in diesem Manuskript?«, fragte Brogan und hob die Augenbrauen.
    »Ja«, sagte Saint und trank einen Schluck Wasser. »Mit anderen Worten, als Sidina starb, wurde seine Seele irgendwo wiedergeboren, in einem neuen Menschen. Genauso wie die anderen. Und wenn diese Leute sterben, werden die gleichen Seelen erneut wiedergeboren, wieder und immer wieder.«
    Jefferson nickte. Er erinnerte sich, dass McKenna etwas Ähnliches gesagt hatte.
    Saint deutete mit der Wasserflasche in der Hand auf Venice. »Mein Kumpel glaubt, dass er ’ne Reinkarnation von Blackbeard ist.«
    »Von wem?«
    »Blackbeard. Dem Piraten. Deswegen benimmt er sich so verrückt. Weil er glaubt, dass er in ’nem früheren Leben ein Pirat war.«
    »Was ist mit Ihnen? Haben Sie auch frühere Leben?«
    Saint grinste und zeigte seine scharfen weißen Zähne. »Ich war Anführer vom Sklavenaufstand in Haiti. Ich hab einen ganzen Schwung weißer Landbesitzer abgeschlachtet.«
    Er trank einen weiteren Schluck Wasser und musterte Brogan und Jefferson mit amüsiertem Lächeln.
    »Was ich sagen will … genauso, wie Venice glaubt, dass er in ’nem früheren Leben Blackbeard gewesen ist«, fuhr er fort, »genauso gibt’s dort draußen jemand, der früher Sidina war. Vielleicht weiß die entsprechende Person nicht mal was davon. Es könnte ein Mann sein oder auch eine Frau. Die meisten Menschen wissen nichts über ihre früheren Leben. Sie kommen niemals damit in Berührung. Wer immer Sidina heute ist, wahrscheinlich weiß er nichts von seiner Vergangenheit.«
    »Sie sagten, es könnte ein Mann oder eine Frau sein?«, fragte Brogan.
    »Ja. Sidinas Seele ist von Generation zu Generation weitergewandert und kann ohne weiteres in ’ner Frau gelandet sein. Egal wer sie heute ist – sie war mal Sidina.« Er blickte die beiden Detectives an. »Ziemlich verwirrend, was?«
    Jefferson fühlte sich seltsam losgelöst von seinem Körper. Es war das gleiche Gefühl wie nach dem Aufwachen aus einem Traum. Wenn man in der Dunkelheit lag, unsicher, wo die Grenze zwischen Traumwelt und Wirklichkeit war, und sich einen Augenblick so fühlte, als hätte man sie noch nicht überschritten. Als wäre man in einem eigenartigen Zwischenreich zwischen beiden, oder wie ein Wasserkäfer, der zwischen den Reflexionen der Wirklichkeit unter sich und der Realität über sich übers Wasser lief.
    Läuft ein Wasserkäfer in der Traumwelt reflektierter Bilder oder in der wirklichen Welt aus Zeit und Raum? Oder besetzt er zur gleichen Zeit beide Räume, wo die schwankenden Erfahrungen der Träume in Wirklichkeit Erinnerungen an vergangene Realitäten sind? Jefferson fühlte sich wie ein Wasserkäfer, unsicher, was die Realität und was bloß ein flüchtiges Bild war, das sich bei der kleinsten Störung auflöste.
    »Also lebt Sidina heute unter uns,

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