Dämon
an dem Schiffsfragment befestigt. Die Transponder arbeiteten mit einer Zeitschaltuhr. In dreißig Minuten würden die restlichen Ballastgewichte automatisch abgeworfen, die Ballons zur Oberfläche steigen und das Wrackstück mit sich ziehen. Damit blieb der Sea Horse genügend Zeit, um sich vom Ort des Einsatzes zu entfernen für den Fall, dass irgendetwas schief ging, das Wrackteil sich löste und zurück auf den Meeresgrund krachte.
Randy warf einen Blick auf die Uhr. »Wir haben noch genügend Zeit. Ich will mir diese Stelle aus der Nähe ansehen.«
Die Sea Horse glitt vorwärts. Langsam zog sie über das Fragment hinweg bis zum anderen Ende. Über ihnen schwebten die dunklen ballonförmigen Schatten der riesigen Hebesäcke und schwankten leicht in der Meeresströmung.
»Sieht tatsächlich aus wie brandneu«, sagte Randy staunend und blickte hinunter auf die unbewachsene Sektion, als das U-Boot darüber glitt. »Man kann sogar die Nieten erkennen, mit denen die Eisenplatten zusammengehalten werden.«
Das Fragment bildete einen leichten Überhang, unter dem sie eine Tür entdeckten. Das U-Boot steuerte näher heran, und Nat bemerkte ein rundes Glasfenster in der Luke, das noch immer intakt war.
Randy hatte es ebenfalls gesehen und manövrierte die Sea Horse in die entsprechende Position.
»Die erste Tür war ziemlich grauenhaft. Werfen wir einen Blick hinter Tür Nummer zwei?«, sagte Nat im Tonfall eines Gameshow-Moderators.
»Wir werden nicht hineinsehen«, entgegnete Randy. »Wir werden die Scheibe blockieren.«
»Die Scheibe blockieren?«
»Abdecken.«
»Wie denn? Was redest du da überhaupt, die Scheibe abdecken? Was ist das für ein Mantel-und-Degen-Schwachsinn?«
Die Sea Horse näherte sich noch immer dem Bullauge in der Tür. Genau wie der Rest der unbewachsenen Stelle war auch das Glas frei von jeglichem Bewuchs und Sedimenten. Die Tür befand sich nur wenige Fuß über dem Meeresboden. Das Ganze sah aus wie eine Unterwasserbehausung.
Randy stoppte das U-Boot und wandte sich zu Nat. »Wir decken die Scheibe ab, weil ich die entsprechenden Anweisungen habe.«
»Okay, langsam jetzt, stoß nicht gegen das Fragment, wir wollen schließlich keine Lawine auslösen«, entgegnete Nat vorsichtig. »Wer hat dich denn angewiesen, die Scheiben abzudecken?«
»Frag nicht.«
Nat schwieg für einen Moment, während er nachdachte. »Und was ist hinter der Scheibe?«
»Das weiß ich nicht.«
»Bist du denn nicht neugierig?«
Randy zögerte. »Nein, ich bin nicht neugierig.«
»Hör zu«, sagte Nat und beugte sich vor. »Wenn nun irgendwas auf diesem Schiff ist? Irgendetwas Gefährliches, oder Wertvolles? Meinst du nicht, wir sollten wenigstens wissen, womit wir es zu tun haben? Allein schon, um unseren eigenen Hintern zu schützen? Nur wir drei. Keiner muss erfahren, dass wir nachgeschaut haben.«
Randy verharrte unentschlossen über den Kontrollen und überlegte.
»Wir haben Zeit genug. Wir können einen Blick reinwerfen. Nachsehen, was drin ist. Wenn wir nichts finden, in Ordnung. Aber falls doch … darüber können wir später nachdenken. Ich will nur nicht irgendwann erfahren, dass wir den Prototypen der ersten Atombombe in den Hafen von Boston geschleppt haben.«
Langsam nickte Randy. »Also gut. Wir sehen nach. Aber nur einen ganz kurzen Blick, dann decken wir die Scheibe ab.«
»Einverstanden.«
Randy steuerte die Sea Horse behutsam vorwärts, bis das Plexiglas der Kanzel das runde Bullauge in der Tür fast berührte. Das Bullauge besaß einen Durchmesser von vielleicht dreißig Zentimetern. Randy schaltete die Außenscheinwerfer ein und richtete sie auf die Tür. Er spielte so lange an den Kontrollen, bis sie in den Raum hinter dem Bullauge sehen konnten.
»Mon Dieu …«, flüsterte der Franzose.
Hinter dem Bullauge befand sich ein weiterer perfekt erhaltener Raum. Stoffpritschen waren gegen eine Wand gerutscht und die Laken darauf zerknittert, als hätte jemand darin geschlafen. Entlang der Wand neben der Tür befand sich ein Tresen, auf dem Verbandmaterial, chirurgische Instrumente, antiseptische Lösungen und andere medizinische Dinge lagen. Darunter waren Schranktüren zu sehen. Einige standen offen und gaben den Blick frei auf ordentlich gefaltete weiße Wäsche. Eine saubere Bettpfanne aus Metall glänzte im Licht der Scheinwerfer des U-Boots auf dem Fußboden. Sie war offensichtlich aus einem der Schränke gefallen.
»Sieht aus wie eine Krankenstation oder ein Erste-Hilfe-Raum«,
Weitere Kostenlose Bücher