Daemonen kuesst man nicht
hatte das dunkle Zeichen ebenso schnell weggegeben, wie ich es bekommen hatte. Beide Male war es ein Desaster gewesen. Ich legte meine Hände auf den Boden vor mir und sammelte meine Kräfte.
Rachegelüste stiegen in mir hoch. Sie hielt es nicht für möglich, dass ich mich gegen sie zur Wehr setzen konnte. Wenn ich das dunkle Zeichen zurückhaben wollte, würde ich es bekommen, darauf hätte ich wetten können. Ich konnte sie stoßen, vorwärtsdrängen, vernichten. Allein der Gedanke daran verlieh mir zusätzliche Kraft.
Ich rannte los und stürzte mich auf sie, schnappte mir meinen
Gürtel und griff nach den Schleudersternen. Heiliger Hades! Der Gürtel war leer. Ich durchwühlte die Taschen. Alles war weg – selbst die Kreatur, die in der Rückentasche gehaust hatte.
Serena warf mich zu Boden. Ich war zu schockiert, um zu schreien, als meine linke Hand in dem rosafarbenen Marmor versank. Verdammt. Ich griff mit meiner freien Hand nach dem Gürtel und beobachtete entsetzt, wie meine beiden Hände bis zum Handgelenk eintauchten.
Serenas Funkgerät piepste und knackte so laut, dass es im Gang widerhallte.
»Höllenfeuer drei auf Empfang. Bitte melden«, sagte Serena.
»Lover setzt die Turbinen außer Kraft. Zarro steht auf der Bühne.« Sie sprach, als würde sie eine Aufgabenliste vorlesen und als würde sich nicht gerade die Hölle auf Erden auftun. »Ist die Dämonenkillerin festgesetzt?«
Sie grinste und zeigte dabei eine doppelte Reihe von gezackten Zähnen, die nichts mit Barbara Feldon gemein hatten. »Bestätigt.«
»Wir fangen an, sobald die Turbinen aussetzen.«
»Danke, Schätzchen«, flötete Serena süßlich.
»Was?« Ich kämpfte mich auf die Beine. Das Ende, das Konzert, die Zerstörung der Energieanlage – das alles sollte erst morgen Abend stattfinden. Selbst dann hatte ich keine Ahnung, wie wir das aufhalten sollten. Aber was jetzt? Ich brauchte mehr Zeit. Und wie konnten sie es schaffen, die kompletten Radiofrequenzen Nordamerikas zu übernehmen?
»Das könnt ihr nicht«, protestierte ich. Das konnte einfach nicht funktionieren, nie im Leben. »Es ist unmöglich, ein Konzert an einem Tag zu organisieren.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Heute ist Samstag.« Sie stupste mich mit ihrem Zeh an. »Dein Fehler«, fügte sie hinzu, als ich mich auf sie stürzen wollte.
Himmel und Hölle. Hatte ich tatsächlich fast einen ganzen Tag gebraucht, um mich durch den Pfad zu kämpfen?
Serena seufzte. »Ich wäre schon vor einundzwanzig Stunden hier oben gewesen, wenn ich nicht damit beschäftigt gewesen wäre, deinen störrischen Hintern durch die elfte Dimension zu ziehen. Und dabei habe ich mir auch noch einen Nagel abgebrochen.« Sie krümmte ihre Finger. »Oh, warte.« Sie beobachtete, wie der Nagel wieder wuchs und lang und scharf wurde. »Ein Problem weniger. Aber ein weiteres muss noch erledigt werden.«
Ich kämpfte gegen den Einfluss an, den sie auf mich hatte. Ich mobilisierte all meine Dämonenkillerin-Energie, aber meine Hände bewegten sich nicht.
»Du bleibst hier und rührst dich nicht vom Fleck. Ich werde dich holen, wenn es Zeit für das Ende der Welt ist.«
Ich erstarrte.
»War nur ein Scherz«, fügte sie hinzu. »Das wird noch mindestens eine Woche dauern. Ich komme dich abholen, sobald wir Nordamerika eingenommen haben, abgesehen von Panama.«
»Panama liegt in Mittelamerika«, entgegnete ich, und meine Stimme stieg am Ende des Satzes um zwei Oktaven an. Das lag an meiner Natur als Lehrerin, oder vielleicht war es auch das Einzige, was mein Gehirn im Augenblick aufnehmen konnte. Ich fühlte mich schon furchtbar elend wegen Phil und Dimitri. Für das Ende Nordamerikas wollte ich nicht verantwortlich sein. Und für das Mittelamerikas. Und … meine Güte. Über wie viele Milliarden Menschen sprachen wir hier eigentlich?
Diese verdammte Kreatur strahlte voller Stolz wegen dem, was sie vorhatte. »Du bleibst hier«, wiederholte sie und streifte mit ihrem Fußknöchel meine Nase, als sie an mir vorbei den Gang hinunterging. »Ach, was sage ich denn da? Wohin solltest du schon gehen?«
»Was hast du mit Phil vor?« Er hatte zwar auf dieser Welt nicht mehr viel zu erwarten, aber man konnte einem Menschen noch Schlimmeres antun, als ihm das Leben zu nehmen.
Sie lachte bellend. »Sobald die Turbinen abgeschaltet sind, gehört Phils Seele mir. Phil ist eine Nervensäge. Ständig leistet er Widerstand.« Sie betrachtete mich kalt und berechnend, als fragte sie sich,
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