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Daemonen kuesst man nicht

Daemonen kuesst man nicht

Titel: Daemonen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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Sein spärliches graues Haar spross wie widerspenstiges Unkraut aus seinem Schädel. Sein Schnurrbart zuckte vor Aufregung, und  – o mein Gott  – er schwang ein Gewehr in den Händen. »Ich rufe die Polizei!«, kreischte er.
    »Tatsächlich?«, höhnte Großmutter. »Was, zum Teufel, tun Sie dann hier draußen?« Ihre Silberringe glitzerten in der Wüstensonne, als sie eine Kette unter ihrem Hairdo-by-Harley- T-Shirt hervorzog.
    Sie hatte offensichtlich ihre Lieblinge mitgebracht.
    An der Kette hingen etliche mit Sicherheitsnadeln befestigte, verschließbare Plastikbeutel, in denen lebende Zauber um ihre Aufmerksamkeit wetteiferten. Sie konnten je nach Bedarf verschiedene Gestalten annehmen  – flach, lang, wirbelnd, je nachdem, was gerade angebracht war. Einer vollführte schimmernde Sturzspiralen, bevor er sich flach in Großmutters Handfläche schmiegte und sich wie eine Katze daran rieb.
    Großmutter öffnete einen der Beutel und ließ die Zauber fliegen. Klebrige Klümpchen prallten voneinander ab wie die Crazy Balls, mit denen ich als Kind gespielt hatte.
    Das waren Gedächtnislöscher. Der Himmel steh uns bei!
    »Auf sie, Gene! Ace, Paul, Peter!« Es war Großmutter überlassen, ihre Zauber nach der Ursprungsbesetzung der Band Kiss zu benennen.
    »Duck dich!«, rief ich, als ein spitzer schwarzer Zauber direkt auf Großmutters Kopf zugeschossen kam.
    Sie trat einen Schritt zur Seite und packte ihn, als er neben ihrem linken Ohr vorbeizischte. »Komm schon, Gene. Ich dachte, ich hätte dich gut trainiert.« Sie schleuderte den Zauber auf den Nachbarn mit dem Gewehr. »Schnapp ihn dir, Tiger.«
    Der Mann sprang hastig ins Haus zurück. Sein Bademantel klaffte auf und entblößte seine bleiche Brust, als er die Tür zuschlug. Entlang der gesamten Straße wurden Vorhänge beiseitegezogen.
    »Meine Güte, Lizzie. Steh nicht einfach so da und halte Maulaffen feil!« Großmutter zog mich zu Phils zerbrochenem Fenster. »Rein mit dir, bevor die Cops kommen!«
    Also gut. Du brichst jetzt ein. Mach dir keine Gedanken über den Mann mit dem Gewehr. Oder über die Polizei, die uns zweifellos jagen wird, Handschellen griffbereit. Ich musste nur darauf achten, dass ich mich tatsächlich am Tatort befand, wenn sie eintraf. Mittlerweile würden wir unsere Hoffnung auf Gene, den Gedächtnislöscher, setzen, der offensichtlich nicht einmal zwischen Großmutter und einem eine Waffe schwingenden Verrückten mit spärlichen Haarsträhnen unterscheiden konnte.
    Kalte Luft strömte in die heiße, trockene Wüste hinaus. Ich griff durch das gezackte Loch, öffnete das Fenster und achtete darauf, nicht in die Glasscherben auf dem Marmorfensterbrett zu fassen. Dann schnappte ich mir ein paar Kissen von der
braun karierten Couch vor dem Fenster, schüttelte sie aus, so gut ich konnte, und legte sie auf die Scherben. Mein Hintern war geschützt, aber ich wollte nicht, dass sich Glasscherben in irgendwelche andere Körperteile bohrten.
    »Mach schon, Prinzessin!«, brüllte Großmutter, als Phils Nachbar einen Schuss abfeuerte.
    Na klar. Als ob ich mich ständig durch zerbrochene Fensterscheiben schwingen würde. Und warum hatte ich mir eingebildet, es sei eine gute Idee, eine steife schwarze Lederhose anzuziehen? Ich hatte es wegen Dimitri getan. Und während ich mich bemühte, sexy für ihn auszusehen, hatte er mich mit Großmutter und den Gedächtnislöschern allein gelassen.
    Ich pflanzte mein Hinterteil auf eines der Kissen und setzte mich rittlings auf das Fensterbrett, ein Bein drin, das andere draußen. Unter dem Kissen und an der Stelle, wo ich meinen rechten Fuß auf Phils Sofa stützte, knirschte zerbrochenes Glas. Ich schob mich hinein. Es dauerte eine Weile, bis meine Augen sich an das dämmrige Licht im Inneren des Hauses gewöhnt hatten und ich mich umsehen konnte. Meine Beine wurden weich.
    »Jesus, Maria, Josef und der Esel«, murmelte ich und starrte auf den Couchtisch vor mir. Auf dem langen Holztisch lagen unzählige gerahmte Fotos. Das wäre nichts Ungewöhnliches gewesen, hätte es sich auf fast allen Aufnahmen nicht um dieselbe Person gehandelt  – um mich.
    Ich war so schockiert, dass ich beinahe auf die mit Glasscherben bedeckte Couch gesunken wäre. Es war unmöglich, dass Onkel Phil mich bei meinem Collegeabschluss, meiner Rolle als Weisheitszahn in Tommy and the Toothbrush und beim Zerstören meines Puppenhauses im Namen der Wissenschaft fotografiert hatte.
    Unmöglich.
    Unlogisch.
    Die

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