Daemonen kuesst man nicht
»Natürlich nicht«, erwiderte sie. »Er hat Peter gefressen.«
Verdammt. Grund Nummer 512, warum lebende Zauber keine gute Idee waren. Ich suchte Phils vertrockneten Vorgarten nach irgendeinem Zeichen von meinem Hund ab. Als ich nichts entdecken konnte, schob ich mich an Großmutter vorbei und stürzte in den hinteren Teil des Hauses.
»Ach komm schon, Lizzie. Lass Parate doch seinen Spaß.« Großmutter rannte hinter mir her. »Meine Gedächtnislöscher lassen dich alles vergessen, bis auf das, was du am liebsten wärst.«
Tatsächlich hatte Parate hinter dem rostigen Grill bereits
ein Loch von der Größe seines Kopfs in den Boden gebuddelt. Erdklumpen flogen hinter ihm in die Luft, während er sich weiter in Phils Garten grub. »Keine Angst, Timmy! Ich werde dich retten!«
Hätte ich ihn nur nie Lassie im Fernsehen anschauen lassen!
»Uns läuft die Zeit davon«, mahnte ich Großmutter.
»Möglicherweise habe ich den alten Mann mit einem Gedächtnislöscher erwischt«, meinte Großmutter und stieß die Tür mit einem Fußtritt hinter sich zu. »Schwer zu sagen.«
Ich konnte mir nur mit Mühe ein Augenrollen verkneifen. »Falls es dir nicht gelungen ist und falls es in dieser Gegend eine Art Nachbarschaftswache gibt, wird die Polizei jeden Moment hier eintreffen.« Mir wurde flau im Magen bei der Vorstellung, dass wir mit Handschellen gefesselt auf den Rücksitz eines Streifenwagens gestoßen würden, dass man anschließend Verbrecherfotos von uns machen würde und wir aktenkundig wären. Dann wäre es vorbei mit meiner Würde, ganz zu schweigen von meiner Karriere als Lehrerin.
Glasscherben knirschten unter meinen Füßen, als ich vorsichtig durch das vollgestellte Wohnzimmer meines Onkels stakste. »Wir müssen irgendetwas finden, was uns einen Hinweis darauf gibt, wo Phil sein könnte. Du nimmst dir dieses Zimmer vor.« Ich hatte bereits genug gesehen. »Ich gehe in die Küche. Wenn wir hier nichts finden, durchsuchen wir das Schlafzimmer im hinteren Teil des Hauses.«
Ich steuerte Phils Kühlschrank an und durchstöberte die Pizza-Coupons, die mindestens für ein Jahr reichten, etliche Zeitungsausschnitte und – meine Güte! – jede Menge Fotos von mir über die ganze Tür verteilt.
»Komm schon, Phil«, murmelte ich, während ich mich durch das Durcheinander an der Kühlschranktür wühlte und dabei ein paar Magneten aus einem Spielautomaten losriss, die klappernd auf dem Boden landeten. Wir brauchten lediglich
eine Telefonnummer, einen Kalender, irgendetwas, das uns einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort geben konnte.
»Du hast mir nie erzählt, dass du Gedichte schreibst!«, rief Großmutter aus dem Zimmer nebenan. Ich hörte, wie sie auf dem Hartholzboden von Regal zu Regal marschierte. Phil hatte mehr Andenken aufbewahrt als meine Adoptiveltern. Fairerweise musste ich jedoch zugeben, dass meine Adoptivmutter Hillary meine Schulzeugnisse eingerahmt hatte, bis sie sich dazu entschlossen hatte, die antiken Holzrahmen für ihre Reiturkunden zu verwenden.
»Konzentrier dich«, befahl ich mir, während ich mich durch einen Stapel Quittungen für Essenslieferungen und etliche Gehaltszettel vom Hoover Dam wühlte. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass du das alles gewusst hast.«
Sie hatte mich quer durch das halbe Land geschleift, ohne mich über diese Dinge zu informieren. Wenn sie mich als Partnerin an ihrer Seite haben wollte, dann sollte sie allmählich anfangen, mich als solche zu behandeln.
Ich starrte auf die Bilder an Phils Kühlschrank, die über ein Jahrzehnt hinweg bei meinen Tanzdarbietungen aufgenommen worden waren. Meine Adoptiveltern waren nicht ein Mal bei allen diesen Veranstaltungen dabei gewesen. Er war immer da gewesen, auch wenn ich das zu dieser Zeit nicht gewusst hatte. Ich wünschte mir nur, ich wüsste, wie ich ihn jetzt retten konnte.
Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich das Glasgefäß auf dem Kühlschrank entdeckte. Waren das meine Milchzähne?
Hatten meine Eltern es nicht einmal fertiggebracht, die Zahnfee zu spielen?
Andererseits erklärte das, warum meine Freunde Geldstücke bekommen hatten, während mir die Fee aufmunternde Briefchen und Zauberbohnen hinterlegt hatte. Kein Wunder,
dass meine Adoptivmutter nicht begeistert gewesen war, als ich meine Zauberbohnen hinter ihrem Carolina-Jasminstrauch eingepflanzt hatte. Aber die meisten meiner Wünsche waren wahr geworden. Nur Luke Duke war nicht zu meiner Geburtstagsparty erschienen. Und selbst
Weitere Kostenlose Bücher