Daemonen kuesst man nicht
Kopf. »Das kann nicht stimmen.«
»Ihre Kraft wächst – das spüre ich«, erklärte ich und versuchte, den Schauder zu unterdrücken, der mich überlief. »Einer von ihnen hat gerade meinen Onkel entführt und an ihm gesaugt, aber das ist noch nicht das Schlimmste. Sie bringen auch Menschen um, wissen Sie das nicht? Sie nehmen alles, was sie bekommen können. Was denken Sie, was Sie mit all dieser Lebensenergie vorhaben?«
Er warf Großmutter einen Blick zu. »Ich glaube nicht, dass ich das wissen möchte.«
Ich spürte, wie sich der Druck verstärkte. »Während wir uns miteinander unterhalten, versucht jemand, hier einzubrechen. Es ist an der Zeit, die Truppen zu mobilisieren und zu kämpfen. Sofort.«
»Hören Sie, ich kenne diese Stadt sehr gut. Ich fahre nebenher ein Flughafentaxi. Und außerdem einen Lastwagen für Budwiser.«
»Und?«, unterbrach Großmutter ihn.
Der Mann aus dem Feenreich sah sie empört an. »Das heißt, dass diese Stadt verrückter ist denn je, aber nicht so verrückt, dass sich hier fünfundzwanzig Dämonen niederlassen konnten.«
»Ich habe die Zahl nicht festgesetzt«, entgegnete ich. »Ich sage Ihnen nur, womit Sie zu rechnen haben.«
»Ach ja? Und wenn Sie sich irren?«, wollte er wissen.
»Und wenn ich mich nicht irre?« Ich fiel vielleicht bei einigen
von den Tests der Drachenlady durch, aber ich konnte mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Bisher war es der entscheidende Faktor gewesen, der mich und alle anderen am Leben erhalten hatte.
Seine schweißbedeckte Stirn verriet ihn. »Sie haben Angst, stimmt’s?«
Er vermied es, mich anzusehen. »Unterschreiben Sie hier.« Er reichte mir einen Stapel loser Blätter und einen billigen Kugelschreiber aus Plastik.
Ich legte den Papierwust auf meine Knie und füllte die Formulare zur Dämonenzählung mit den Nummern 233A, 666Z aus, und so weiter und so fort. Es waren so viele Formulare mit Anlagen, dass ich den Überblick verlor. Es half mir nicht gerade weiter, dass sich die Anzahl der Sukkuben änderte, als ich mit der Hälfte durch war. Ich fuhr ruckartig mit dem Kugelschreiber über das Blatt. »Sechsundzwanzig«, keuchte ich.
Der stämmige Mann aus dem Feenreich versuchte, sich zu räuspern, und verschluckte sich dabei. »Oh, ein weiterer weiblicher Dämon ist also plötzlich aufgetaucht. Und woher?«
Großmutter stieß einen leisen Pfiff aus. »Woher? Das ist die Frage. Ganz sicher hat sie nicht den Bus genommen. Es gibt nur eine Möglichkeit für Dämonen, so rasch aufzutauchen – sie kommen auf direktem Weg aus der Hölle.«
Mein Magen rutschte nach unten. Ich hasste es, wenn sie recht hatte.
Ich sah Officer Fuzzlebump in die Augen. »Es muss doch jemanden geben, der sich darum kümmern kann«, sagte ich, denn ich war sicher, dass ich es nicht mit so vielen aufnehmen konnte.
Officer Fuzzlebump wirkte nicht gerade optimistisch. »Wir haben nur Sie, sonst niemanden.« Als er meine Bestürzung bemerkte, sah er mich spöttisch an. »Was? Glauben Sie etwa, Dämonenkiller wachsen auf Bäumen? Wir haben nicht einmal
von Ihrer Existenz gewusst, bis Sie aufgetaucht sind. Und wie ich gehört habe, haben Sie eine Anfängerlizenz …«
Ich spürte, wie ich errötete. »Stimmt.«
Ich würde mich bemühen, so gut ich konnte, diesen Unterschied nicht zu vergessen, aber im Augenblick ging es darum, Dimitri und Phil hier herauszuholen. Ganz zu schweigen von Battina, Jan und den übrigen Hexen. Ich hatte meine eigenen Pflichten zu erfüllen.
Er rieb sich das Kinn. »Es gibt da einen Einzelkämpfer. Einen Jäger der etwas anderen Art. Er scheint ein wenig verrückt zu sein, wie ich gehört habe.«
»Aber ist er ein Killer?« In dieser Situation konnten wir es uns nicht erlauben, wählerisch zu sein.
Großmutter räusperte sich. »Jäger sind von einem anderen Schlag. Stimmt’s, Sid?«
Der AIA-Officer nickte.
»Ich habe einiges von ihnen gehört«, fuhr Großmutter fort. »Aber ich bin noch nie einem begegnet. An deiner Stelle würde ich Abstand halten.«
Sid fuhr sich sichtlich angespannt mit der Hand über die Stirn. »Die Lady hat recht. Er ist gefährlich und nicht lizenziert. Ly möchte ihn abschießen, aber bis jetzt ist es niemandem gelungen, ihn zu fassen.«
Gefährlich oder nicht, ich fragte mich, ob dieser »Jäger« mir möglicherweise mit Phil helfen konnte. Wenn er Sukkuben jagte, dann war er, soweit ich das beurteilen konnte, auf unserer Seite – und er tat mehr als die offizielle magische
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