Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
Stelle, der endgültige Beweis dafür, dass Gabriel nicht länger ein Teil dieser Welt war. »Nein«, sagte sie ungläubig, als selbst die letzten silbernen Staubspuren sich verflüchtigten. Gabriels Pforte war zerstört und er somit verloren in dem Grenzland zwischen Traum und Wirklichkeit. Es gab keinen Ausweg mehr für ihn. Und nicht nur das. Die Welt, in der er sich jetzt aufhielt, fraß ihn Stück für Stück auf.
Gabriel kann nicht zurück, er kann nirgendwohin. Es gibt keinen Weg, der ihn zu dir führt, begriff sie ein für alle Mal. Ohne seinen Spiegel ist er ein Gefangener. Nicht einmal mehr in einen Traum kann er sich flüchten.
Ella wandte den Blick ab und sah zum Fenster hinaus. Dort draußen lag ihr Garten in der flirrenden Sommerhitze. Dorthin konnte sie gehen, da war sie sich sicher, nach allem, was der Inkubus gesagt hatte. Und vom Garten aus würde auch ein Weg zu Gabriel führen.
»Wenn du nicht zu mir kommst, dann komme ich zu dir«, beschloss sie.
Kapitel 33
Das fehlende Puzzlestück
Liv lag ausgestreckt auf dem weißen Ledersofa im Wohnzimmer. Draußen
wurden die Schatten langsam länger, und mit der abnehmenden Hitze kehrte das Leben
zurück, doch das interessierte sie nicht. Die Rollläden blieben unten, sie wollte nichts sehen und hören. Ihr Kopf dröhnte schon den ganzen Tag, und die Unruhe, die Sören nach dem gestrigen Abend befallen hatte, tat ihr Übriges. Sein Herumgelaufe trieb sie allmählich in den Wahnsinn.
»Es war falsch, direkt auf Angriff zu gehen«, erklärte Sören ihr wohl zum hundertsten Mal an diesem Tag. Er hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt und die oberen Knöpfe geöffnet. Eigentlich gefiel er Liv, wenn er leger gekleidet war, aber heute konnten sie beide wenig mit solchen Empfindungen anfangen. Dafür war die Stimmung zu angespannt. Da hat man schon einmal einen freien Tag, und dann so was, dachte sie erschöpft.
»Was heißt hier Angriff? Es ist die reine Wahrheit, dass deine Schwester sich einen Gigolo angelacht hat. Nur weil ihr das nicht schmeckt, ist das doch nicht unser Problem.«
»Was ist denn überhaupt unser Problem? Wir interessieren uns nur für Ellas Belange,
wenn es etwas anzukreiden gibt. Wollen aber ansonsten mit ihrem Leben möglichst wenig zu schaffen haben. Und um Kimi kümmern wir uns auch nicht. Der hat uns regelrecht des
Hauses verwiesen, wenn man mal genau darüber nachdenkt. Der ist offenbar froh, uns los zu sein.«
Sören schlug einen erstaunlich nachdenklichen Ton an. Warum er ausgerechnet jetzt damit anfangen musste, sich über ihre Verantwortung als Eltern den Kopf zu zerbrechen, war ihr ein Rätsel. Schließlich hatte Kimi sich schon deutlich abweisender aufgeführt, ohne dass es seinem
Vater zugesetzt hätte. Entsprechend wenig Verlangen verspürte Liv, auf die
Angelegenheit einzugehen. »Ich kann nicht behaupten, dass ich ihm hinterhertrauere. Der Junge steht vollkommen neben sich«, wischte sie das Thema vom Tisch. Erst als Sören
daraufhin nichts erwiderte, raffte sie sich dazu auf, ihn eines Blickes zu würdigen, der über sein geöffnetes Hemd hinausging. Leider gefiel ihr der Ausdruck, mit dem er sie bedachte, überhaupt nicht. Das ist ja Verachtung, stellte sie fest. Was bildet der Kerl sich eigentlich ein?
»Weißt du, Liv, ich habe mich immer an den Kurs gehalten, den du vorgegeben hast, und bin damit stets gut gefahren. Du hast einen Traum gehabt, und ich wollte daran teilhaben.
Wir wollten uns etwas aufbauen, etwas Großes, etwas,das für uns steht. Mit der
Werbeagentur haben wir das ja auch durchaus geschafft, aber im Grunde ging es uns doch um mehr. In der letzten Zeit habe ich allerdings das Gefühl,als ob das alles ist, was zählt, und der Rest von unseremLeben nur lästiger Ballast ist … Wann hat das eigentlich angefangen, dass dich dein ursprüngliches Ziel nicht mehr interessiert?«
Nun wurde Liv langsam wütend. »Was für ein Ziel? Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst. Mein Leben ist ein Traum, zumindest wenn mir die Männer meiner
Familie nicht gerade den letzten Nerv rauben.«
»Nun ja, einen von uns hast du schon erfolgreich vergrault. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie wir den Graben zwischen Kimi und uns überbrücken sollen.«
»Der Junge heißt Konstantin«, wies Liv ihren Mann ungehalten zurecht. »Das ist ja nicht auszuhalten.«
Kopfschmerzen hin oder her, sie sprang vom Sofa auf und schritt an Sören vorbei ins
Schlafzimmer, wo es ohnehin viel
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