Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
seltsam.«
Bernadette straffte sich, soweit ihr das möglich war. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer Sie eigentlich sind, aber Sie sollten jetzt wirklich gehen. Ich fühle mich nicht sonderlich wohl.«
»Das glaube ich gern.« Ella deutete auf ihre blutig eingerissenen Fingernägel. »Das sieht böse aus. Ich tippe darauf, dass Ihr Mittagsschlaf sich heute in einen richtig üblen Albtraum verwandelt hat und Sie sich aus Angst ins Bettzeug verkrallt haben. Bleibt nur zu hoffen, dass Gabriel Ihnen, wie geplant, auch wirklich die Hölle heißgemacht hat. Genau das haben Sie nämlich verdient.«
Das Whiskeyglas glitt aus Bernadettes Hand und zerschlug auf dem Boden, während sie
das Gesicht verzog, als würde sie von einer grausamen Erinnerung heimgesucht. »Gabriel hat dir von seinem riskanten Plan erzählt? Lass mich raten: Dir gehört der Traum, den er dem Inkubus ums Verrecken nicht als Entschädigung anbieten wollte.« Ganz unvermittelt schlich sich ein gieriger Ausdruck auf ihre Züge – vermutlich lag es an dem Reiz, den ein so starker Traum auf sie ausübte.
Wut stieg in Ella auf. »Dass Gabriel sich dafür entschieden hat, können Sie bestimmt nicht nachvollziehen, oder? Nun ja, vermutlich waren Sie auch niemals in der Gefahr, zu
zersplittern, weil Sie dem Dämon nur allzu freiwillig einen passenden Traum besorgt haben.
Egal, auf wessen Kosten.«
Als das Wort »zersplittern« fiel, wurde Bernadette aschfahl und stierte auf die
Glasscherben zu ihren Füßen. Ein erneutes Beben durchlief ihren Körper, und sie setzte einen Schritt zurück, ungeachtet der Wand, gegen die sie stieß. »Du dumme Gans«,
murmelte sie. »Du hast ja keine Ahnung, weder von Männern noch von Träumen und schon gar nicht von der Macht des Inkubus.«
»Der Inkubus ist mir gleichgültig, alles, was ich will, ist Gabriel.«
»Als ob du den jemals gehabt hättest, ausgerechnet eine wie du. Der ist auf und davon, dieser verdammte Mistkerl. Er hat meinen Traum genommen und hat ihn …« Bernadette
verstummte, und Ella war froh, dass sie an der Wand lehnte, sonst wäre sie in sich
zusammengesackt.
»Was Gabriel getan hat, war nur fair, nach allem, was Sie ihm angetan haben. Und wenn ich mir alles richtig zusammenreime, war es noch lange nicht genug. Deshalb werden Sie mir jetzt auch helfen, ihn wieder zurückzubringen.«
»Auf keinen Fall. Meinetwegen kann er bis in alle Ewigkeit in meinem Traum festsitzen.
Falls er es überhaupt aushält, ausschließlich auf der anderen Seite zu existieren. Wir Menschen sind nämlich nicht dafür gemacht, unser Geist braucht die feste Bindung an die Realität, ansonsten zerbricht er irgendwann. Ich wünsche ihm viel Vergnügen bei dieser Erfahrung.«
Die Worte waren so gehässig, dass Ella ausholte und der Frau eine Ohrfeige versetzte.
Bernadette schrie vor Überraschung nicht einmal auf, sondern fasste sich nur ins Gesicht.
»Das reicht jetzt. Ich will wissen, wie ich Gabriel helfen kann. Ersparen Sie mir Ihre Hasstiraden.«
Eine Pause entstand, die für beide Frauen nur schwer erträglich war. Schließlich senkte Bernadette den Blick, die Hand fest auf ihre gerötete Wange gedrückt. »Mir fällt nur eine Möglichkeit ein, wenn wir den Inkubus umgehen wollen. Du musst im Traum erwachen und dich auf die Suche nach Gabriel begeben.«
»Nichts leichter als das. Kann ich mich zum Einschlafen bei Ihnen aufs Sofa legen?«
Bernadette hob die Hände. »Es gibt ein kleines Problem«, gestand sie widerwillig ein. »Als Gabriel mich besucht hat, ist meine Pforte in Mitleidenschaft gezogen worden. Es wird eine Zeit lang dauern, bis ich wieder wandeln kann … wenn überhaupt. Aber ich kenne jemanden, der diese Aufgabe mir zuliebe übernehmen würde. Jemand, der sehr viel Erfahrung darin hat, einen Träumenden zu wecken.«
»Spielen Sie auf denjenigen an, der Ihnen zum ersten Mal den Weg in die Träume
gewiesen hat? Würde mich ja ernsthaft interessieren, wie lang diese Kette aus
Traumwandlern ist. Ein Schutzschild vor dem anderen, und als Letztes stehen jetzt Sie da, nachdem Gabriel sich davongemacht hat. Muss ganz schön beängstigend sein für Sie.«
Bernadettes Augen verengten sich zu Schlitzen. »Woher weißt du von dieser
Schutzblockade gegen den Inkubus? Hat Gabriel etwas darüber herausgefunden?«
Treffer, stellte Ella befriedigt fest, ich lag mit meiner Theorie richtig. »Eigentlich war es keine große Sache, hinter dieses System zu kommen – zumindest, wenn man nicht
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