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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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offenbaren. Vor allem dann nicht, wenn mich in der Halluzination Gabriels Spiegelbild so kühl mustert, dass ich trotz der Hitze eine Gänsehaut bekomme, dachte Ella.
    Dann riss sie sich zusammen und stieß mit ihrer Flasche gegen Gabriels, die er
    gedankenverloren in der Hand hielt. »Auf die Traumvilla«, sagte sie. »Oder vielmehr darauf, dass es uns gelingen mag, einen Traum aus ihr zu machen, bevor wir unter Trümmern
    begraben werden.«
    Während Ella einen Schluck von der warmen Brühe nahm, stand Gabriel nur stocksteif da, als wäre er aus einem bösen Traum erwacht. Bevor sie jedoch nachfragen konnte, setzte er die Flasche an und leerte sie in einem Zug.

Kapitel 11
    Weiße Nacht
    Gabriel lag ausgestreckt auf seinem Futon und starrte die gegenüberliegende
    Wand an. Das Mondlicht verwandelte den aufgeschlagenen Putz in ein Schattenspiel.
    Grau, grauer, schwarz. So konnten Nächte sein – so oder ganz anders.
    Gabriel kannte die andere Seite der Nacht, und er sehnte sich danach, auf sie zu wechseln.
    Das Licht, das dort herrschte, war ganz anders als dieses graue Einerlei, es war warm und fließend. Wenn es ihn mit unzähligen Strahlen durchdrang, dann vergaß er die Grenze, die er dafür überschreiten musste. Trotzdem durfte er nicht vergessen, dass der Eintrittspreis für die andere Seite der Nacht hoch war. Wie hoch, konnte er ja noch nicht einmal ermessen.
    Und genau deshalb würde er brav in seinem Bett liegen bleiben, anstatt auf Wanderschaft zu gehen.
    Mit einem Stöhnen zog Gabriel das Kissen über seinen Kopf. Würde er doch nur endlich einschlafen und so alles vergessen können. Das Zerren in seinem Inneren, seine sich im Kreis drehenden Gedanken und die immer wieder hervorbrechende Panik, die er wie ein
    unzähmbares Tier fortgesperrt hatte.
    Ohne großen Erfolg.
    Ja, ohne großen Erfolg wurde langsam zum Motto seines Lebens, auch so eine Sache, die sich nicht ausblenden ließ.
    Wütend schleuderte Gabriel das Kissen weg und setzte sich auf.
    Herrgott, es war so verdammt heiß, kein Wunder, dass sein Verstand nicht arbeitete! Der Schweiß lief ihm in Rinnsalen über die Haut und hinterließ ein feines Kribbeln. Als er das Haar aus der Stirn wischte, fühlte es sich schwer und feucht an. Eigentlich sagte man ja, dass am Meer immer eine Brise ging, und für den Hafenbereich mochte das auch stimmen, aber auf dem Hügel gewann die sommerliche Hitze echte Dschungelqualität. Als er sich über die Lippen leckte, schmeckte er Salz. Dschungel war also falsch. Sandfern verwandelte sich zunehmend in einen Kessel aus dampfendem Meerwasser.
    Da an Schlaf nicht zu denken war, schnappte Gabriel sich seine Shorts, und kaum hatte er sie übergezogen, klebten sie unangenehm an seinen Hüften. Bei dieser Hitze war jedes Kleidungsstück ein Stück zu viel.
    Kurz durchspielte er in Gedanken eine Szene, in der Ella – schlaflos wegen der Wärme –
    ebenfalls durch die dunklen Flure wanderte und dabei seinen Weg kreuzte. Nein, besser: in ihn hineinlief. Das würde allerdings nichtgeschehen, denn sie schlief tief und fest, umfangen voneinem Traum, der ihn unentwegt lockte. Das konnte er mit jeder Faser seines Körpers spüren. Ebenfalls ein Grund für seine Schlaflosigkeit.
    Zuerst wollte Gabriel, in der Hoffnung auf ein wenig Abkühlung, runter an den Gartenteich gehen – ein blaues Oval inmitten des hochwachsenden Schilfrohrs. Er mochte diesen Teich, obwohl er ihn von seiner Form her unangenehm an einen Spiegel erinnerte. Vielleicht lag es an den Seerosen, auf die Ella stolz hingewiesen hatte, oder an dem Binsengras, das zum Versteckspielen einlud. Solche Dinge gingen ihm durch den Kopf, und trotzdem … Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass er nicht in diesen Wasserspiegel eintauchen wollte, der den Nachthimmel zeigte. Dann doch lieber das Badezimmer ohne
    Beleuchtung.
    Obwohl die Elektrik in diesem Raum, wie in allen anderen, absolut überholungsbedürftig war, hatte Ella den Handwerkern verboten, auch nur einen Fuß hineinzusetzen. Was nach dem verheerenden Kahlschlag, den sie in Gabriels Schlafzimmer angerichtet hatten,
    sicherlich auch nicht verkehrt war.
    Die Wände des Badezimmers waren mit hauchdünnen Marmorplatten verkleidet, deren
    Farbverlauf von Lind- bis Tannengrün changierte. Bevor Gabriel die »Grotte«, wie Ella das Badezimmer nannte, betreten hatte, hatte er gar nicht gewusst, dass es auch grünen
    Marmor gab. Der Farbton erinnerte ihn mehr als alles andere in der

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