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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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anderen bis zur Selbstverleugnung verborgen gehalten hatte.
    Ella schaute verwirrt drein. »Dann wollte er also die Trennung?«
    »Nein, die wollte ich. Das heißt, ich habe sie vorgeschlagen, und er hat zugestimmt.« Nora wartete darauf, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, doch es kamen keine. Sie hatte sich ihre Gefühlsregungen wirklich gut abtrainiert, das musste sie zugeben.
    »Und warum hast du die Trennung dann überhaupt vorgeschlagen?«, fragte Ella vorsichtig, weil sie erwartete, dass Nora sofort blocken würde.
    »Weil wir keinen Weg zueinander gefunden haben. Das mit uns beiden war ja bloß eine
    Lüge, da ist nie etwas Richtiges daraus entstanden.«
    »Aber du hast eben doch noch gesagt, dass du ihn liebst.« Ella blinzelte verwirrt.
    »Ja, ich liebe Gregor«, erwiderte Nora und strich sich über ihre trockenen Augen, obwohl sie dabei die Wimperntusche verschmierte. Immer noch besser als gar keine Reaktion.
    »Glaub mir, ich bin genauso verblüfft darüber wie du. Es war nämlich überhaupt keine Liebeshochzeit, sondern nur ein Gefallen. Gregor ist vor einigen Jahren mit seiner Familie aus Armenien nach Sandfern gekommen. Wir kannten uns von der Schule, und als er
    volljährig wurde und ausgewiesen werden sollte …« Diese Geschichte hatte Nora schon
    unzählige
    Male
    erzählt:
    neugierigen
    Familienmitgliedern,
    Bekannten
    und
    ihren
    Studienkollegen, die sie auf Partys stets mit einem spöttischen Lächeln auf ihren Ehering angesprochen hatten. Nur wollten ihr diese einstudierten Formulierungen Ella gegenüber nicht über die Lippen kommen. Das hier war ihre Chance, endlich die Wahrheit zu sagen, und sie wollte sie nicht verschenken. »Wenn du Gregor gleich kennenlernst, dann siehst du auf den ersten Blick vermutlich nur einen jungen Mann, der die Zähne nicht
    auseinanderbekommt und selten eine Miene verzieht. Typ stoischer Handwerker eben. Das sehen die meisten in ihm. Obwohl … vielleicht siehst gerade du ja mehr. Du kannst so was, du hast schon immer mehr gesehen.«
    Ella antwortete nicht, sondern schien über ihre Freundin nachzudenken. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Verblüfftheit und – darüber freute Nora sich sehr –
    Respekt. Auf diese Weise hätte keine ihrer anderen Freundinnen reagiert, die allesamt erleichtert gewesen waren, als Nora den schweigsamen, düsteren Mann ohne interessante Zukunftsperspektiven endlich hinter sich ließ. So nett Noras Geste, ihren Schulkameraden vor der Abschiebung zu bewahren, gewesen sein mochte, der bald bevorstehende
    Scheidungstermin war unleugbar das Beste an der Geschichte, fanden sie. Nora machte
    durchweg eine gute Miene dazu, obwohl ihr zum Weinen zumute war. Doch was blieb ihr
    anderes übrig? Gregor hatte ihr sofort zugestimmt, als sie das Thema Trennungsjahr
    angedeutet hatte, eigentlich getrieben von dem Wunsch, ihm einen heftigen Widerspruch abzuringen.
    »Jedenfalls sind Gregor und ich kein Liebespaar gewesen, dazu ist es nie gekommen. Er ist nicht gerade ein Draufgänger, und ich … na, du kennst mich ja. Da war allerdings stets eine Verbindung zwischen uns, bis zu dem Tag, als der Termin für seine Abschiebung
    bekannt gegeben wurde und seine Schwester sich verplappert hat. Vermutlich hätte ich ansonsten erst davon erfahren, wenn er schon längst wieder in seinem Heimatland gewesen wäre, getrennt von seiner Familie. Ich habe sofort mein Angebot gemacht, aber er wollte es nicht annehmen. Seine Mutter und Schwester haben ihn dann mehr oder weniger erpresst, sich auf eine Ehe mit mir einzulassen. Danach war sein Verhalten mir gegenüber bestenfalls als höflich-zurückhaltend zu bezeichnen.«
    An dieser Stelle musste Nora einen Schluck Sekt trinken, und Ella sprang auf, um die Flasche aus ihrem Versteck im Wassereimer unter der Spüle zu holen. Ungefragt schenkte sie ihr nach, dann nahm sie ihren Platz wieder ein und legte ihr den Arm um die Schultern.
    Diese freundschaftliche Geste half Nora mehr als alle vollen Sektgläser auf dieser Welt zusammen.
    »Wir haben vier Jahre lang unter einem Dach gelebt wie zwei Fremde. Da war stets diese Barriere, die dafür sorgte, dass ich mich nicht getraut habe, auf ihn zuzugehen. Aus Angst, sein Stolz könnte noch mehr verletzt werden, oder aber dass er mir unmissverständlich erklären könnte, dass da gar keine Gefühle für mich waren. An manchen Tagen habe ich auch geglaubt, er würde sich nur deshalb von mir fernhalten, weil er mein Heiratsangebot für rein

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