Dämonen-Spiele
abst o ßend. Sie öffnete ihr warziges Gesicht. »Ja?« fragte sie mit einer Stimme, die sich anhörte wie Kieselsteine in einer Gangschaltung.
Kim sah zu Bläschen hinunter. Die Hündin hatte nicht gebellt. Das war ein Hinweis, daß diese Frau keine Bedrohung darstellte. Vielleicht war sie unter all dieser gebündelten Häßlichkeit sogar ein ganz anständiger Mensch. »Ich bin… ich bin eine Reisende, die einen leichten Weg zum Schloß des Guten Magiers sucht«, sagte Kim zögernd. »Ich wollte mal fragen, ob…«
»Ach, du armes Mädchen«, schepperte die Frau. »Du siehst ja vielleicht müde und ausgehungert aus! Du mußt unbedingt rei n kommen und einen Happen essen!«
Kim musterte Bläschen wieder. Immer noch keine Einwände. Sie beschloß, dem Urteil des Hundes Vertrauen zu schenken. »Da n ke«, antwortete sie. »Ich bin Kim. Das hier ist Bläschen. Darf sie auch mit reinkommen?«
»Natürlich, Liebes, wenn sie stubenrein ist.«
Kim fiel ein, daß sie darüber eigentlich nichts wußte. »Ich…«, fing sie zweifelnd an.
»Ach, ist schon in Ordnung. Sollte es Probleme geben, wische ich eben auf. Ich bin Ma Anathe. Ich habe gern Besuch, aber es kommt nur selten welcher.«
Sie betraten das Haus. Es wirkte von innen viel größer als von außen, was in einem magischen Land durchaus möglich war. Alles war ordentlich und sauber.
»Ich gebe dir ein wenig Brei zu essen«, knarzte Anathe, daß es sich anhörte wie grindende Steine in einer Mühle. »Eine einfache Mahlzeit. Aber es ist alles, was ich habe.«
»Das wird bestimmt genügen«, antwortete Kim zweifelnd. Sie nahm an dem Holztisch Platz.
Anathe setzte ihr eine Holzschüssel voll Brei vor und stellte eine zweite für Bläschen auf den Boden. Die Hündin schleckte ane r kennend an ihrer Portion, was Kim einmal mehr beruhigte. Also nahm das Mädchen den Holzlöffel und versuchte es vorsichtig – und es schmeckte gut.
»Und jetzt zu deiner Reise zum Schloß des Guten Magiers«, schepperte Anathe. Sie schien nur zwei Stimmlagen zu beher r schen: Scheppern und Knarzen. »Du mußt den verzauberten Weg nehmen…«
»Das kann ich nicht«, warf Kim bedauernd ein. »Ich bin… ich bin eine Spielerin in einem Spiel, und da muß ich Risiken eing e hen.«
»Ach so, deshalb bist du hier mitten im Nirgendwo gelandet!« knarzte die Frau. »Und deshalb besuchst du auch die alte Anathe Ma! Du bist verzweifelt.«
Kim überlegte, was sie antworten sollte. Hier schien Diplomatie angebracht zu sein. »Das stimmt. Aber wenn ich gewußt hätte, wie nett du bist, wäre ich auch so vorbeigekommen.«
»Das ist süß von dir, daß du das sagst«, sagte Anathe säuerlich. »Ich weiß zwar nicht viel über dieses Spiel, aber ich weiß, daß man sich lieber nicht mit Dämonen anlegen sollte. Wenn die sagen, daß du die verzauberten Wege nicht benutzen darfst, solltest du einen Bogen darum machen. Das bedeutet aber, daß du Schwierigkeiten haben wirst, den Küß-mich-Fluß zu überqueren.«
»Ja«, bestätigte Kim. Der Brei machte sie schläfrig. Sie bemerkte, daß er dieselbe Wirkung auf Bläschen ausübte, die gerade in einen Hundeschlummer verfiel.
»Leider führt dich dieser Weg an der Gießerei vorbei«, fuhr An a the fort. »Die Zentauren könnten Schwierigkeiten machen. Die mögen dort keine Fremden.«
Sie redete weiter, aber Kim war einfach zu müde und schläfrig, um noch zuzuhören. Sie legte den Kopf auf den Tisch und schlief ein.
Sie erwachte vom Klang der Menschenstimme Nada Nagas. »Was hast du mit ihr gemacht? Ich warne dich! Wenn du ihr etwas ang e tan hast – du gehörst nicht zu den Herausforderungen des Spiels, deshalb hast du auch kein Recht…«
»Ruhe, Frau!« knarzte Anathe. »Deine Freundin schläft gerade. Wie hast du es nur zulassen können, daß sie so müde wird? Und ihr armer Hund genauso – das Tier ist doch viel zu alt für ausg e dehnte Abenteuer.«
Kim wollte gerade den Kopf heben, um Nada zu beruhigen, doch etwas hieß sie abwarten. Sie hatte sich Nada nicht als Gefäh r tin ausgesucht, das hatte Dug getan. Sie hatte zwar eingewilligt, als er den Vorschlag machte, war sich aber nie so recht sicher gew e sen, ob das überhaupt zulässig war. Und obwohl Nada eine nette Person und nette Gefährtin zu sein schien, hegte Kim doch leise Zweifel, was sie betraf. Würde Nada für sie das gleiche tun, was sie für Dug getan hatte? Deshalb war Kim neugierig zu erfahren, wie Nada darauf reagieren würde, wenn sie Anlaß zu der Annahme
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