Daemonenbraut
warten auf dich!«
Ich streckte ihm die Zunge raus, erhob mich würdevoll und schritt mit stolzer Haltung an meinen tuschelnden Kollegen vorbei in Karls Heiligtum.
Mein Boss stand am künstlichen Fenster, seine Frisur vermittelte den Anschein, als hätte er sich stundenlang die Haare gerauft. Ich nahm auf dem Stuhl Platz und wartete darauf zu erfahren, was ihm die Laune verdorben hatte. Als er sich zu mir umdrehte und ich sein Gesicht sehen konnte, wurde ich unruhig. Unter Karls Augen waren tiefe Schatten, und er wirkte schlichtweg gestresst.
»Eigentlich habe ich versucht, es geheim zu halten.«
Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Was denn?«
»Dass du einen Parany beschworen hast«, antwortete er trocken. »Offenbar hat Sarah Beschwerde gegen dich eingereicht, und die Dhags wollen deswegen auf ein Gespräch mit mir vorbeischauen.«
Aufgewühlt sackte ich nach hinten gegen die Lehne. Ich hatte die Typen nie gemocht, fand sie wesentlich anormaler als wir. Verdammt, jeder wusste, wie man enden konnte, wenn man auf ihrer Liste stand. »Sarah, diese...« Nein, ich konnte nicht glauben, dass sie mir so etwas angetan hatte. Niemand verpfiff einen Kollegen an die Dhags, solange es keine Toten gab.
»Ich habe schon mit ihr gesprochen, sie wird sich einen neuen Job suchen müssen«, knurrte Karl, worauf ich überrascht die Augen aufriss. Es war fraglich, ob sie wegen ihres jetzigen Rufs einen neuen fand, denn in unserem Gewerbe wollte niemand die Dhags am Hals.
»Was soll ich jetzt tun?«
»Nun, du erzählst ihnen, was sich zugetragen hat.«
»Bloomfield!« Niedergeschlagen strich ich mir einige Strähnen aus dem Gesicht. Diese Typen würden kein Verständnis für mich haben, immerhin war ich diejenige gewesen, die den Blutsauger aufgesucht hatte. Lügen war auch keine Option, denn sie übertrafen jeden Lügendetektor. So eine Scheiße! »Wann wollen sie kommen?« »Uns wurde noch kein Termin genannt. Vermutlich werden sie dich beschatten, also wirst du demnächst genau nach Vorschrift vorgehen, kapiert?«
Nickend bekundete ich meine Bereitwilligkeit, ihm zu gehorchen. Ich bin mächtig, und es gibt nicht viel, das mich einschüchtern könnte, doch ich wäre dumm gewesen, wenn ich die Sache mit den Dhags auf die leichte Schulter genommen hätte. Schlimmer als sie war vielleicht die Inquisition im Mittelalter gewesen.
»In Ordnung, Karl.«
»Inzwischen werde ich versuchen, den Big Boss zu erreichen. Er mischt sich eigentlich nicht gerne ein, doch er hat die Dhags auf dem Kicker.«
Big Boss Ben war derjenige, der unsere Organisation ins Leben gerufen hatte. Wir bekamen ihn nie zu Gesicht. Gab es Probleme, lief alles über Karl, und der kontaktierte ihn nur dann, wenn die Kacke so richtig am Dampfen war.
»In Ordnung«, wiederholte ich mich nervös. »Was ist mit unserem Fall?«
»Ihr erledigt ihn wie sonst auch - nach Vorschrift!«, ordnete Karl streng an.
Streng nach Vorschrift, klar! »Ich hatte vor, mit meiner Hexenfreundin auf einem Sabbat zu gehen und mich umzuhören.«
»Genehmigt, aber du wirst Julius mitnehmen!«
Scheiße! Der Gedanke war nicht gerade beruhigend. Auf diesen Festen wurde freier Sex praktiziert. Ich konnte mich zurückhalten, doch der Gedanke, dass Julius da war, während meine alten Bekannten um mich warben, war schlichtweg ... unangenehm.
Hexenmeister waren beharrlich, besonders dieser eine. Julius war schon wegen Bloomfield ausgeflippt, was würde er erst auf dem Sabbat tun?
Abrupt straffte ich den Rücken. Mein Partner hatte überhaupt kein Recht, eifersüchtig zu sein, ich war schließlich nicht seine Freundin, und außerdem war er derjenige mit den vielen Bettgeschichten.
»Ähm, ja.«
»Gut, und mach dir keinen Kopf wegen den Dhags, noch ist nichts entschieden.«
Trotzdem stand ich schon mit einem Fuß ins Aus.
Nachdem ich meinen Boss erzwungen angelächelt hatte, verließ ich sein Büro und ging zu meinem Schreibtisch. Jeanette saß bei Julius und warf mir einen gehässigen Blick zu, als ich zurückkam und meinen Tisch von ihrem Hintern zurückforderte. Mit einem herablassenden Lächeln und einem gekonnten Hüftschwung drehte sie sich um und ging die Schleimspur zurück, die sie auf dem Herweg hinterlassen hatte.
»Ist es wahr?« Julius beugte sich besorgt nach vorne, um mir ins Gesicht zu sehen.
»Oh, ähm ... ja. Wir gehen auf den Sabbat«, antwortete ich ernst.
»Das meinte ich nicht, und du weißt das«, zischte mein Partner.
Ich nickte knapp. Er wusste es
Weitere Kostenlose Bücher