Dämonenfalle Rom
nicht. Ich hatte zwischen Frauen- und Männerstimmen unterschieden. Man trennte die Geschlechter also nicht. Schlimm war auch die Dunkelheit. Es gab so gut wie kein Licht. Nur einen grauen, viereckigen, ziemlich hoch gelegenen Fleck konnte ich entdecken. Es mußte der Umriß eines Fensters oder irgendeiner Öffnung sein.
Die mit mir eingekerkerten Menschen lagen nicht still. Das konnten sie einfach nicht, sie mußten sich bewegen, wollten den anderen Leidensgenossen fühlen und mit ihm reden.
Auch ich spürte eine Hand. Für einen Moment lag sie auf meinem Knie, bevor sich die Hand weiterbewegte und zu meinem Oberschenkel hochtastete, wo sie auch liegenblieb.
Ich erstarrte, als ich die Berührung spürte, hatte einen Verdacht und bekam ihn bestätigt.
»John?«
Das war Glendas Stimme, und ich atmete auf. »John gib Antwort, bitte.«
Ich legte meine Hand auf die ihre. Sie sollte die Berührung spüren, die ihr Sicherheit gab, und ich merkte, daß Glenda näher zu mir heranrückte. Wir saßen nebeneinander, unsere Körper berührten sich, und einer spürte die Wärme des anderen. So gaben wir uns gegenseitig die Kraft, die wir beide benötigten.
»John«, flüsterte sie nach einer Weile. »Weißt du, wo wir hier gelandet sind?«
»In einem Kerker der Christen.«
»Das heißt, wir…«
»Genau, Glenda. Wir liegen in dem Raum oder in dem Verlies, das zur Vorbereitung auf den Tod dient. Zusammen mit anderen Christen. Machen wir uns nichts vor!«
Glenda schauderte. Ich rechnete damit, daß sie anfangen würde zu weinen, hatte mich getäuscht, denn sie räusperte sich und berichtete mir im Flüsterton, wie sie in die schreckliche Lage überhaupt hineingeraten war.
Ein Hotelzimmer war zur Falle geworden, und sie erzählte auch von den schwarzen Schatten. »Der Spuk«, sagte sie leise, »ich bin mir sicher, daß der Spuk eine Rolle gespielt hat.«
»Möglich. Aber wieso?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht wollte er sich dafür rächen, daß du mich aus dem Todeslabyrinth herausgeholt hast. Ich bin schließlich entkommen…«
»Das stimmt«, gab ich murmelnd zu und dachte darüber nach, welche Verbindung es zwischen dem Spuk und diesem Gladiator geben konnte. Ich erinnerte mich an die Worte des Ennio Carra. Hatte er mir und Suko nicht zu verstehen gegeben, daß der Spuk noch hinter Scorpio stand?
Ja, er hatte ihm den Weg geebnet, wobei sich der Spuk selbst zurückhielt. Es war verrückt, und man mußte bei diesen Dämonen wirklich mit allem rechnen. Es gab kaum jemand, der so heimtückisch war wie der Spuk, der sich verkroch und dann zuschlug. Bestimmt vergaß er nicht, daß ich ihn vor nicht allzu langer Zeit fürchterlich geleimt hatte, damals, als er das Buch der Sieben Siegel an sich nehmen wollte und sogar eine Kirche hatte verschwinden lassen [3] Ich war im letzten Augenblick dazwischengekommen und hatte mit meinem Kreuz dafür gesorgt, daß der Spuk es nicht schaffte.
Dafür besaß er den Trank des Vergessens, auf den Kara, die Schöne aus dem Totenreich, so scharf war. Wir wußten jetzt alle, daß er sich im Besitz des Spuks befand, aber wo er den Trank versteckt hielt, das war keinem bekannt.
Kara ärgerte sich wahnsinnig darüber, während sie verzweifelt nach Möglichkeiten suchte, den Trank zu finden.
Es waren ablenkende Gedanken, die mich da überfielen. Ich schaltete sie auch aus und beschäftigte mich mit meiner Lage. Sie gab keinen Anlaß zu großer Hoffnung. Wir steckten in einem Kerker zusammen mit den gefangenen Christen, die auf ihre Hinrichtung warteten. Würden wir auch sterben?
Das war die große Frage. Eigentlich mußte ich sie verneinen. Wenn ich in der Vergangenheit getötet worden wäre, hätte ich in der Zukunft nicht leben können. Eine simple Rechnung die allerdings einen Haken hatte. Einen theoretischen nur, denn es gab keine Beweise für meine Annahme. Vielleicht lebte ich zum zweiten-oder drittenmal, war wiedergeboren worden, und diesen Aspekt wollte ich keinesfalls aus dem Auge lassen. Sich weiterhin darüber Gedanken zu machen, führte zu nichts. Es war außerdem kaum zu erfassen, aus diesem Grunde strich ich diese Überlegungen aus meinem Gedächnis und überlegte, wie wir dem Kerker entfliehen konnten.
Plötzlich zuckte ich zusammen. Jemand hatte mich berührt. Glenda suchte zwar auch den körperlichen Kontakt und hatte ihn auch gefunden, aber die letzte Berührung stammte von einem anderen. Da war jemand auf mich zugekrochen. Wer?
Ich hielt den Atem an und hörte eine
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