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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Augen, als er antwortete: »Ich weiß nicht, was ich dort gesehen habe. Aber es hat mich das Fürchten gelehrt und meine verworrenen Sinne wieder zurechtgerückt. Oder sie noch weiter verworren.« Er machte sich los, wandte sich ab und setzte seinen Weg nach Siedeldorf fort.
    Andrei sah ihm stirnrunzelnd nach, dann holte er hastig auf. »Aber du hast etwas gesehen?«
    »Fledermäuse«, knurrte Lardis. »Die großen Fledermäuse der Sternseite. Dafür habe ich sie gehalten, und das habe ich mir seitdem immer wieder eingeredet. Sicher, es können Fledermäuse gewesen sein, schließlich habe ich sie nur flüchtig gesehen – verstreute winzige Punkte am Himmel um Karenhöhe. Ich habe ihnen keine besondere Bedeutung beigemessen, bis ich mich wieder an den Abstieg machte. Nun gut, ich weiß, dass meine Augen nicht mehr das sind, was sie einst waren. Aber andererseits, wenn es nun keine Fledermäuse waren ... Was war es dann?«
    Andreis Achselzucken sollte sorglos wirken, doch er schaffte es nicht ganz: »Es waren nur Fledermäuse«, sagte er. »Die Erinnerung an die alten Zeiten lässt dich nicht los, das ist alles. Vielleicht ist das eine Warnung, dass du es gut sein lassen solltest, alle fünfzig Sonnaufs oder so zur Sternseite zu pilgern. Schließlich bist du nicht mehr der Jüngste.«
    »Nein, aber du auch nicht!«, raunzte Lardis. »Wenn du so sicher weißt, was ich nicht gesehen habe, warum klingt deine Stimme dann so verängstigt, he? Wen willst du damit überzeugen, Andrei, mich oder dich selbst? Eines sage ich dir ...« Er verhielt im Schritt und fuhr den anderen an: »Es kommt mir so vor, als hätte ich seit damals geschlafen und wäre erst jetzt wieder aufgewacht. Im Schlaf waren meine Sinne abgestumpft, und erst jetzt erwachen sie langsam wieder zum Leben! Ich kann sehen, hören, fühlen, riechen – ich erinnere mich an gewisse Dinge, die ich auf ewig verschwunden wähnte.«
    Weitere Sterne waren funkelnd am Himmel erschienen. Wieder sog Lardis die Nachtluft ein und starrte angestrengt in den aufsteigenden Nebel. »Komm schon!«, sagte er und ging mit weit ausgreifenden Schritten in Richtung Siedeldorf. »Hören wir auf zu reden! Wenn ich mich irre – und ich bete darum, dass ich nicht recht habe –, bin ich nichts weiter als ein alter Narr, der Angst vor seinem eigenen Schatten hat. Ah, aber sollte ich doch recht haben ... Wir haben Familie und Freunde in der Stadt, und die lange Nacht hat eben erst begonnen!«
    Gemeinsam schritten Lardis und Andrei nun schweigend, um ihren Atem zu sparen, durch die immer düsterer werdenden Schatten des Waldrandes. Obwohl sie erschöpft waren: Als sie Lachen und Musik hörten und der Geruch des Holzrauchs und der Kochfeuer in ihre Nasen zog, hatten sie es auf einmal sehr eilig. Denn ihnen war klar, dass eben diese Geräusche und Gerüche durch die Nachtluft drangen und man sie auf den bewaldeten Hängen und selbst noch auf den Gipfeln des Grenzgebirges wahrnahm. Und ihnen war ebenso klar, dass die Lagerfeuer so hell brannten wie ... Signalflammen.
    Aber mehr noch waren sie sich des Lebens in Siedeldorf bewusst. Und all des heißen Szgany-Blutes ...
    Im Dorf waren Jason Lidesci und Nestor Kiklu ihres Weges gegangen, während Nathan Kiklu seinem eigenen folgte. Die beiden strebten den Lagerfeuern zu, die bei Nacht an den Versammlungsplätzen loderten, Nathan ging zum Haus seiner Mutter an der Palisade.
    Der freie Platz in der Mitte, auf dem das Hauptfeuer und zahlreiche kleinere Kochfeuer brannten, war jedem zugänglich. Dort hatte man bereits Tische und Stühle anlässlich der Rückkehr von Lardis und den anderen aufgestellt, denn die Szgany Lidesci ließen nur selten eine Gelegenheit zum Feiern verstreichen. Jason und Nestor wurden dort lautstark von ihren Freunden willkommen geheißen. Wenig später wurden sie auf etwas nüchternere Weise von den gesetzteren Bürgern und Würdenträgern der Stadt begrüßt und tauschten Neuigkeiten aus.
    Die Letztgenannten wollten wissen, wie die Reise verlaufen war und wo Lardis und Andrei Romani steckten, wie weit sie hinter den jüngeren, leichtfüßigeren Angehörigen des Reisetrupps zurückgeblieben waren, was es Neues gab aus den anderen Städten und Dörfern des Ostens. Und so weiter. Jason und Nestor hielten sich mit ihren Auskünften zurück; jeder wusste, dass Lardis und Andrei alles zu gegebener Zeit auf ihre Weise berichten wollten. Tatsächlich war das Erzählen dessen, was sich zugetragen hatte, ein wesentlicher Bestandteil

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