DÄMONENHASS
Herrn eingesetzt hat. Und dieses Paar – vergebt mir, wenn ich so etwas sage, es auch nur denke –, aber sie sind selbst Wamphyri! Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie still sitzen und nichts unternehmen werden, während Shaithis seinen alten Einfluss wieder aufbaut, seine alten Territorien erneut beansprucht. Oder? Undenkbar! Wir waren schon einmal Verbündete, wir werden wieder Verbündete sein.«
Jasef nickte mit zittrigem Haupt. »Von zwei Übeln erwählt man sich lieber dasjenige, das man bereits kennt, nicht wahr, Lardis? Aber hast du mir nicht zugehört? Karen ist bereits von ihrer Höhe geflohen! In diesem Augenblick hält sie sich mit dem Höllenländer im Garten seines Sohnes auf. Und was den Tiermenschen betrifft: Es ist geradezu sicher, dass er sich mit ihnen gegen Shaithis und die anderen verbünden wird. Nur sage mir, was kann ein Wolf schon ausrichten? Ach, er ist nicht mehr der Herr, den wir einst kannten!«
Lardis schritt auf und ab. »Nun, zumindest weiß ich, was ich tun muss!«, sagte er schließlich und wandte sich an Nana. »Geh nach Siedeldorf hinunter, sprich mit Peder Szekarly, Kirk Lisescu, Andrei Romani und seinen Brüdern. Sag ihnen, sie sollen sich sofort bei mir einfinden – mit ihren Gewehren! Wir gehen wieder zur Sternseite, in den Garten. Wenn Harry Herrenzeuger und Karen Kämpfer brauchen ... Ich bleibe hier und packe alles zusammen, bis die fünf hier sind. Wir gehen und besprechen uns mit jenen, die die Sternseite verteidigen, wie sie es schon einmal getan haben. Wir werden ihnen unser Bündnis anbieten und Kriegsrat halten!«
Nana nickte. Bisher hatte sie geschwiegen, doch nun sprudelten ihr die Worte wie ein Wasserfall über die Lippen. »Lardis, denkst du, dass ich ... Könntest du vielleicht ... Ich will nur sagen ... dass ich gerne mit euch gehen möchte!«
Erstaunt sah er sie an, verzog das Gesicht und legte die Stirn in Falten. »Du? Zur Sternseite? Hast du auf einmal den Verstand verloren, Nana? Du hast doch zwei kleine Söhne, um die du dich kümmern musst! Sie sind kaum ein Jahr älter als mein Jason! Wie könnte ich so etwas erlauben – und warum willst du es überhaupt tun? Bist du dir denn der Gefahr nicht bewusst?«
»Ich ... Natürlich weiß ich, dass es gefährlich ist.« Sie wandte den Blick ab. »Es war nur ... nicht mehr als eine Laune.« Dann brach es erneut aus ihr heraus: »Aber ich ... ich habe damals Harry Herrenzeuger gepflegt, und ich frage mich, wie es ihm jetzt wohl ergeht, da er doch ...«
»Verwandelt ist!«, beendete Lardis den Satz für sie. »Damals war er nur ein Mensch, Nana, wenngleich ein ziemlich seltsamer – doch nun ist er etwas anderes geworden. Du darfst nicht mitkommen. Zur Sternseite, was? Selbstverständlich nicht! Bleibe in Siedeldorf und kümmere dich um Hzak Kiklus Kinder, solange es geht. Eine Laune, sagst du? Eine verdammt dumme Laune, muss ich schon sagen! Soll ich einem Vampir-Lord, und sei es auch einer wie Harry Herrenzeuger, gestatten, seine roten Augen über eine meiner Szgany-Frauen wandern zu lassen? Du könntest ein Schicksal erleiden ... das ich nicht einmal einem Hund wünsche!«
Ah ja!, dachte sie bei sich. Du weißt es nicht, du weißt es nicht!
Dennoch war dies Lardis’ letztes Wort zu dem Thema, und Nana konnte nur ihre eigene Zunge verwünschen, die sie beinahe verraten hätte ...
Der Rückweg nach Siedeldorf war leichter. Als Nana und Jasef sich der letzten Treppe näherten, von der aus sie vorauslaufen würde, um den Männern Lardis’ Botschaft zu übermitteln, schnaufte der alte Mann: »Nana, das vorhin war ein Fehler.«
Zwar war auch sie außer Atem, doch nun blieb ihr fast die Luft weg. »Was war ein Fehler?«
»Vor vierzig Sonnaufs oder so wuchs ein Kind in einer Frau heran«, sagte der alte Mentalist mit gespielter Nachdenklichkeit. »Doch vor vier Jahren«, er sagte nicht ›Jahre‹, sondern sprach den Gepflogenheiten der Sonnseite und den Zeitmaßen der Szgany gemäß, »ereigneten sich gewaltige Dinge, und keiner zählte groß nach.«
»Was willst du damit sagen?« Doch noch ehe er antwortete, wusste sie bereits, was er meinte.
»Hzak Kiklu starb nach der Schlacht um den Garten«, sinnierte Jasef gemächlich weiter. Die Bemerkung war ganz und gar unnötig, doch bewies sie, was Nana schon immer gewusst hatte: dass, so alt er auch sein mochte, Jasef dennoch nicht der alte Narr war, für den manche ihn hielten. »Doch bevor er starb, steckte er noch immer voller Manneskraft. Ganz
Weitere Kostenlose Bücher