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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Freundschaften geschmiedet.«
    Nathan spürte, wie die Erschöpfung ihm die Knochen schwer werden ließ, und ihm fiel wieder ein, dass er eigentlich hatte schlafen wollen. Außerdem war sein Rücken mittlerweile ein einziger blauer Fleck, der so sehr schmerzte, dass er sich wohl bald nicht mehr rühren konnte, falls er sich nicht vorher ausruhte. »Es ist wahr, ich bin müde«, sagte er. »Aber ich möchte euch keine Umstände machen.«
    »Das ist auch nicht der Fall«, entgegnete der andere. »Wir schlagen hier unser Lager auf, essen und schlafen. Du bist zur rechten Zeit zu uns gestoßen. Unser Leben mag kurz sein, aber die Tage der Sonnseite sind lang. Wenn die Sonne hoch steht, können wir wenigstens ruhig schlafen. Und was deine Suche betrifft: Der Fluss ist breit, die Ufer sind überwuchert, zu beiden Seiten erstreckt sich meilenweit der Wald. Ich begreife dein Bedürfnis, aber ich kann nicht sagen, dass ich dich um die Aufgabe, die du dir gestellt hast, beneide. Eine Rast kann nicht schaden ... und dann wird etwas gegessen, um dich für den Weg zu stärken, einverstanden?«
    Damit war die Entscheidung getroffen. »Ich stehe in deiner Schuld«, sagte Nathan.
    Nikha führte ihn an einem kleinen Wagengespann vorbei ins Lager. »Mein Wagen«, sagte Nikha. »Ich habe ihn mit meiner jüngeren Schwester geteilt und mich um sie gekümmert, bis sie zur Frau gereift war. Als Eleni dann einen Mann in Zwiefurt fand – oder vielleicht fand er auch sie –, haben wir ihnen aus Tierhäuten ein Zelt errichtet. Bei unserer nächsten Ankunft in Zwiefurt wollten sie heiraten – der heutige Tag war dafür vorgesehen! Aber als wir letzte Nacht ein kleines Fest feierten ... Nun, du weißt ja, was passiert ist. All diese Pläne wurden zunichte. Jetzt wird sie sich eine Zeit lang in ihr Zelt zurückziehen und um diesen Mann trauern, den sie nie näher kennenlernen durfte.« Seine Stimme verhärtete sich. »Aber sie wird ihn schon bald vergessen haben, und das Zelt kann man immer noch brauchen. Vielleicht ist es ganz gut so.«
    Nathan warf ihm einen raschen Blick zu, der vielleicht etwas zu eindringlich war. Nikha sah sein Stirnrunzeln und hob entschuldigend eine Augenbraue. »Wenn sie ihn gut gekannt hätte, wäre ihre Trauer nur größer. Und was, wenn sie Kinder gehabt hätten?«
    »Das ist eine grausame Sichtweise«, sagte Nathan geradeheraus.
    »Weil ich mich an die grausamen Zeiten gut erinnern kann«, antwortete Nikha. »Und ich fürchte, es werden noch grausamere auf uns zukommen.« Er hielt kurz inne, um ein Lasttier am Ohr zu kraulen, eine von zwei Bergziegen, die an der Deichsel seines Wagens angeschirrt waren. Zottig wie eine übergroße Ziege und von vergleichbarer Intelligenz – aber weniger ›zickig‹ und mit breiteren Schultern und kräftigeren Beinen – warteten die beiden Tiere klaglos, dass jemand sie ausschirrte und zur Weide führte. Das Tier wandte den Kopf, blökte dankbar und ließ sich von Nikha hinterm Ohr kratzen.
    »Oh ja«, fuhr er schließlich fort, als spreche er zu sich selbst oder sogar zu dem Tier, »von jetzt an werden die geringfügigsten Bequemlichkeiten sehr selten sein, vermute ich mal. Für Mensch und Tier gleichermaßen ...«
    Unterdessen ließ Nathan seine Blicke über das Lager schweifen. Es gab zwei Wagengespanne und einen flachen, mit einer Plane überspannten Karren, ein halbes Dutzend Bergziegen nebst zwei Jungtieren und einige Ziegen, die hinter den Wagen angebunden waren. An deren Außenseiten hingen all jene Werkzeuge und Gerätschaften, die man zum Wanderleben brauchte. Jeder Gegenstand war umwickelt worden, um ungewolltes Geklimper und Geklapper zu vermeiden. Am Rand der Lichtung standen drei große Zelte im Schatten der Bäume. Und schließlich hatte das Lager noch zwei eigene Wölfe, einen Rüden und eine Wölfin. Sie waren gute Jäger, versorgten sich selbst und gaben rechtzeitig Laut, wenn sich Eindringlinge näherten – was auch erklärte, warum Nikha Sintana schon so zeitig auf Nathans Eintreffen reagiert und ihn erwartet hatte.
    Glaubte man Lardis Lidescis Lagerfeuergeschichten, hatte es einst Hunderte von Gruppen wie diese gegeben. Kaum größer als wenige Familienverbände, konnten sie wie Schatten im Wald verschwinden oder sich bei Wamphyri-Überfällen in kleinen Höhlen verbergen und gaben schwierigere Ziele ab als die größeren, auffälligeren Stämme der Wanderer. Einige Bemerkungen Nikha Sintanas deuteten darauf hin, dass er ein Einzelgänger war, und die

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