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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Größe seiner Gruppe schien dies zu bestätigen. Nathan kam es jedoch eher so vor, als handle er nach einem Grundsatz aus alter Zeit, demzufolge ›klein‹ gleichbedeutend war mit ›sicher‹.
    Alles in allem bestand die Gruppe aus dreizehn Menschen: vier Männern einschließlich Nikha, drei Frauen und fünf Kindern, von denen das jüngste ein Säugling und der älteste der halbwüchsige Junge war, der zum Angeln gegangen war. Die dreizehnte Person ... war Eleni Sintana, die Schwester, die Nikha erwähnt hatte.
    Als Nathan aus dem Unterholz auf den Pfad gestolpert war, hatte er Eleni nur ganz kurz zu Gesicht bekommen, doch im gleichen Moment hatte er etwas in ihren Augen erblickt, das eine Saite in ihm zum Klingen brachte ... Vielleicht hatte es tatsächlich an ihren Augen gelegen, die denen von Misha so sehr glichen. Jedenfalls war er sich ihrer Anwesenheit seither durchaus bewusst gewesen, vermied es aber, sie direkt anzusehen. Die Wanderer waren häufig sehr wachsam, was ihre Frauen betraf, und sie mochten es nicht, wenn Fremde zu kühn wurden. Nathan sah, wie sie etwas abseits der Lagermitte mit einer Axt tote, abgefallene Äste zu Feuerholz zerkleinerte.
    »Das ist Eleni«, bestätigte Nikha seine Vermutung, während sie über die Lichtung gingen, »meine Schwester. Sie hackt Feuerholz, um sich abzulenken.«
    Sie sah auf, als sie näher traten – blickte Nathan an und lächelte schwach – und er erkannte, dass es tatsächlich an ihren Augen lag. Das überraschte ihn, denn er hatte geglaubt, dass nur Mishas Augen so warm, dunkel und freundlich sein konnten. Offensichtlich hatte er sich geirrt. Vielleicht lag es auch daran, dass Misha ihm in letzter Zeit nicht aus dem Kopf gegangen war, dass ...
    »Das ist Nathan Kiklu«, sagte Nikha und unterbrach seinen Gedankengang – und vielleicht auch ihren. »Ein Mann aus
Siedeldorf, von Lardis Lidescis Leuten. Er müsste sich waschen und könnte eine Schlafstelle gebrauchen und eine Decke, die ihn wärmt, bis das Essen fertig ist. Kümmerst du dich darum, kleine Schwester?«
    Sie nickte und richtete sich auf. Da sie nun einander vorgestellt worden waren, gestattete Nathan es sich, sie anzusehen.
    Sie mochte zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt sein und war eine typische Szgany. Sie war biegsam und grazil, ihre Bewegungen geschmeidig, sie hatte schimmerndes schwarzes Haar, eine leuchtend gebräunte Haut und einen vollen und zugleich sinnlichen Mund. Ihr haftete etwas an, das so wild war wie die Wälder, mehr noch als ihrem Bruder, und hätte Nathan es nicht besser gewusst, hätte er geglaubt, dass sie nur eine einzige Stimmung kannte, eine Lebenslust, die freudig bis zur Neige ausgekostet werden wollte. Ihr tiefes Lachen lockte und reizte, ohne jedoch zu verführen. Denn sollte Eleni sich schließlich der Liebe ergeben, würde ihr Mann alles bekommen, was sie ihm zu geben hatte.
    Im Großen und Ganzen war Nathan recht naiv. Er neigte dazu, solche Einschätzungen gleich bei der ersten Begegnung vorzunehmen. Manchmal lag er damit sogar richtig. Eleni sollte so sein, und vielleicht würde sie eines Tages auch wieder so werden. Doch im Augenblick ... war sie nur klein und traurig und einsam.
    Als Nikha wieder zu seinem Wagen und seinen Tieren zurückging, setzte Nathan an: »Dein Bruder hat mir erzählt« – er hielt inne – »ich meine, du sollst nur wissen, dass wir uns in gewisser Weise ähnlich sind. So wie du deinen Mann verloren hast, habe ich mein Mädchen verloren.«
    Sie nickte ernst und erwiderte: »Ich weiß, wie groß dein Verlust ist, man sieht es in deinem Blick. Ich wusste es von dem Moment an, als ich dich sah. Aber in deinen sonderbaren blauen Augen habe ich noch weit mehr gesehen, Nathan! Alle möglichen seltsamen Dinge stehen darin, und du bist nicht sehr darauf bedacht, sie für dich zu behalten.«
    Er war überrascht, denn er wusste nicht ganz, was sie damit meinte. Vielleicht hatte er sie zu offen angesehen. Sofort wandte er den Blick ab. »Bin ich ... zu kühn gewesen? Wenn ich diesen Eindruck gemacht habe, dann ...«
    »Nein, nein, das nicht«, unterbrach sie ihn. »Und wenn du es gewesen wärst, was dann? Zigeuner sind nun mal kühn. Wenn jemand beliebt ist, beschwert sich keiner, und wenn man ihn nicht mag, sagen wir, dass er zu kühn ist. Nein, du bist schon seit Langem traurig, doch jetzt durchlebst du deine schlimmste Zeit.«
    Er schüttelte den Kopf, runzelte die Stirn und rieb sich das Kinn. »Aber woher ... Wie kannst du das

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