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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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blickte in das wütende Gesicht, das auf ihn herunterstarrte. Gegen die Kraft in Nathans Armen und das Gewicht der Leiter konnte der Einsiedler nichts ausrichten. Dennoch bemerkte er die Kleidung seines Besuchers und dessen sonderbare Hautfarbe, und als der Zorn von ihm wich, nahm so etwas wie Furcht und Angst seine Stelle ein.
    »Wer bist du?«, keuchte er auf. Er ließ die Leiter los und wich einen Schritt zurück, bis nur noch sein graubärtiges Gesicht zu sehen war. Nathan fasste ihn fest ins Auge und kletterte die Leiter hinauf.
    »Ich bin ein Wanderer«, sagte er. »Und ich bin eine lange Strecke gewandert, um dich zu treffen, Iozel Kotys.«
    Iozel war klein, runzlig, einigermaßen sauber und recht anständig in abgetragenes Leder gekleidet. Er war zwar nicht sonderlich alt, aber er litt an einem Gebrechen, das seine Stimme und seine Glieder zittrig machte. Und seine dunklen Augen sonderten ständig Tränenflüssigkeit ab. »Hä? Ein Wanderer?«, sagte er. Seine Augen fuhren unruhig umher und musterten Nathan blitzschnell, als er von der Leiter auf die Felsplattform trat. »Und du sagst, du bist einen weiten Weg gewandert? Wie ist das möglich? Es sei denn – von Turgosheim?« Und da wurde seine Stimme zu einem heiseren Flüstern.
    Nathan hatte mittlerweile etwas über die Lebensweise und die Ängste dieser Leute herausgefunden. »Iozel«, sagte er, »ich bin nicht hier, um dir zu schaden. Ich bin einfach nur ... hier!« Es fiel ihm schwer, einen Grund für sein Hiersein zu finden. Eigentlich hatte er keinen, nur eben den, dass Thikkoul es vorausgesehen hatte und dass danach möglicherweise ein Wiedersehen mit geliebten Menschen stattfinden mochte, die Nathan seit Langem für tot gehalten und für immer verloren geglaubt hatte. Das allein war schon Grund genug, aber wie sollte er Iozel das alles erklären?
    »Einfach nur hier?« wiederholte der Einsiedler und schüttelte den Kopf. »Nein, wenn es eines gibt, was ich im Laufe des Lebens gelernt habe, dann dies: Nichts ist nur ›einfach‹ etwas, und niemand ist ›einfach‹ nur irgendwo. Er – hat dich geschickt!«
    »Er?«
    »Maglore! Du bist meine ... Ablösung!«
    Nathan seufzte. Nichts von dem, was diese Leute sagten, ergab irgendeinen Sinn. »Ich kenne diesen Maglore nicht«, sagte er.
    »Maglore von Runenstatt – in Turgosheim!«, eröffnete ihm der andere.
    Allmählich glaubte Nathan zu verstehen. Er sagte: »Das ist heute schon das zweite Mal, dass mich jemand für einen Wamphyri oder für einen ihrer verwandelten Offiziere hält. Aber das bin ich nicht. Ich bin ein Szgany.« Er entschloss sich zur Offenheit. »Ich komme aus einem Land im Westen hinter der Großen Roten Wüste. Vor einiger Zeit gab es dort Wamphyri, aber sie wurden vertrieben und in einer großen Schlacht besiegt. Jetzt sind sie von hier zurückgekehrt. Oder besser gesagt: von Turgosheim. Ich kam hierher, um herauszufinden, wie ihr in diesem Land der Vampire lebt, damit ich weiß, was ich meinem Volk im Westen raten kann.« Er zuckte die Achseln. »Nun, offenbar muss ich ihnen zum Weiterkämpfen raten – und sei es bis zum letzten Blutstropfen! Denn ganz offensichtlich kann man bei euch nicht von ›Leben‹ sprechen: Ihr existiert bloß wie Ziegen, die schlachtreif gefüttert werden.«
    Während er diese Worte sprach, kratzte sich Nathan heftig an seinem linken Handgelenk. Ein oder zwei Sandkörner mussten unter sein Lederband geraten sein, und er fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes noch lausig, da er zu dicht neben seinem Jäger-Führer gegangen war. Doch als er verstummte, wurde der Juckreiz unerträglich. Um sich besser kratzen zu können, rollte er sich das Lederband vom Gelenk und schüttelte es sich von den Fingern. Um sein Gelenk wand sich ein weißer Hautstreifen, in den sich helle Sandkörner eingegraben und die Haut gereizt hatten. Nathan holte sie mit einem Fingernagel hervor, verrieb etwas Spucke auf die rote Stelle und wollte sein Band wieder an sich nehmen.
    Iozel hatte ihn jedoch dabei genau beobachtet und kam ihm zuvor. Mit nachdenklichem Gesicht nahm er Nathans Armband auf und betrachtete es – zuerst neugierig, dann sehr aufmerksam. Schließlich verengte er die Augen, als hätte er etwas wiedererkannt, und mit einem wissenden Nicken gab er das Band zurück.
    Nathan fragte: »Ist etwas damit?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Es ist nur ein seltsames Schmuckstück, das ist alles. Hast du ein schwaches Handgelenk, dass du es mit einem Band stützen musst,

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