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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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gerade, du räudiger, verräterischer alter Hund?, fragte sich Nathan. Verrat, ja, Betrug – genau das, wovor Thikkoul ihn gewarnt hatte.
    Iozels Gedanken waren leicht zu lesen; sein Geist war schon vorher so häufig geöffnet worden, dass er ihn nicht mehr verschließen konnte. Sogar Nathans schwach ausgeprägte Begabung hatte kaum Schwierigkeiten damit, seine mentalen Verteidigungsstellungen zu überwinden. Vielleicht war Nathan auch nur verzweifelt darauf erpicht, die Gedanken des Mannes zu lesen.
    Er gehört zu Maglore oder hat einst zu ihm gehört, ich bin mir ganz sicher, dachte Iozel gerade. Aber ist er entflohen oder wurde er ausgesandt? Ist er hier, um mich abzulösen, oder hoffte er darauf, sich meiner Hilfe zu versichern, um sich zu verbergen?
    »Aha«, sagte Nathan, »es ist also wahr, was ich über Iozel Kotys gehört habe.« (Das Spiel der Beschuldigungen konnte auch von zweien gespielt werden.)
    »Was meinst du damit?« Das Interesse des Vierschrötigen war geweckt.
    Nathan warf ihm einen weiteren abfälligen Blick zu. »Na, dass die Wamphyri ihn als Spitzel gegen die Szgany hier eingesetzt haben. Gegen euch! Er führt euch bloß mit seinen Lügen über seine ›mystische‹ Kunst an der Nase herum, damit ihr ihn nicht als das erkennt, was er in Wahrheit ist. Sagt mir doch einmal, habt ihr jemals einen anderen Menschen getroffen, der aus Turgosheim entkommen ist?«
    »Höre nicht auf ihn, Dobruj!«, kreischte Iozel. »Was denn, ich soll ein Spitzel sein? Ich bespitzele niemanden. Wozu denn? Alles, worum ich doch je bitte, ist, dass man mich in Ruhe lässt. Aber der da: Seht ihn euch doch nur an! Seine Kleidung, seine fremdartige Färbung, seine Geschichte! Hah! Aus einem Land hinter der Großen Roten Wüste, natürlich! Seine Lügen sind doch offensichtlich.«
    Bei Dobruj handelte es sich um den vierschrötigen Anführer. Er reckte den Hals und blickte finster zu Iozel hinauf. »Oh ja, und es ist auch nicht das erste Mal, dass man dich verdächtigt, alter Einsiedler! Wenn ich für das eine oder andere den Beweis erhielte ... hah!« Wieder knetete er sein Kinn und sah zu Nathan. »Aber was machen wir bis dahin mit dir?«
    »Hört nur auf mich«, sagte Iozel, nun deutlich gefasster, »und dann werdet ihr wissen, was ihr mit ihm zu tun habt. Fügt ihn dem Tribut hinzu und rettet so einen der eurigen! Vormulacs Tributeintreiber treffen heute Nacht ein, und schon jetzt seid ihr zu knapp dran, weil euch einige ausgerissen sind. Warum soll der hier nicht die Ränge ausfüllen, nicht wahr? Wenn auch er ein Ausreißer ist – einer aus Turgosheim –, dann holen sie ihn ganz gewiss wieder zurück. Und das setzt euch und Vladisstadt in einen guten Ruf, Dobruj. Aber wenn er ein Spion ist, ah, dann werden sie schon Gründe finden, ihn nicht mitzunehmen! Und dann ... dann ist später immer noch Zeit, sich mit ihm zu befassen. So oder so habt ihr nichts zu verlieren.«
    Dobruj dachte darüber nach, legte den Kopf schräg und blickte ein weiteres Mal zu Nathan auf. Schließlich nickte er und sagte: »Es ergibt Sinn.« Darauf packten zwei Männer Nathan an den Armen. Er versuchte sie abzuschütteln, bis ein dritter ihm die Spitze seines eigenen Messers an die Rippen hielt.
    »Nichts da!«, befahl Dobruj. »Wenn er in den Tribut geht, wollen wir ihn nicht beschädigen. Gut, das reicht jetzt. Los, in den Ort zurück ...«
    Als sie Nathan über den Pfad zerrten, rief Dobruj zu dem Einsiedler hinauf: »Du da, Iozel – sieh zu, dass du in der Nähe bist, wenn die Tributeintreiber kommen. Denn wenn deine Beschuldigungen mich als Narren dastehen lassen, werde ich mit dir ein Wörtchen zu reden haben ...«
    »Hah!«, rief der Eremit aus und schüttelte vom Vorsprung herab die Fäuste. »Ihr werdet schon sehen! Ihr werdet es schon sehen!«
    Dobruj hielt inne und starrte ihn aus schmal gewordenen Schweineaugen an. »Oh ja, wir werden schon sehen, was es zu sehen gibt«, sagte er. »Sieh du dennoch zu, dass du dabei bist.« Es war ein Befehl, gegen den es keine Auflehnung gab. Und es lag eine unbarmherzige Drohung darin.
    Iozel sah ihnen nach, bis sie außer Sicht verschwanden. Dann ging er zu einem Sims in der Höhle und nahm ein aus Gold geschmiedetes Zeichen an sich. Der Seher-Lord Maglore von Runenstatt hatte es ihm gegeben. Es war Maglores Wahrzeichen, das in allem dem Lederband an Nathans Handgelenk glich, aber aus schwerem Metall geformt war. Unter gedämpften Flüchen trug Iozel es in eine dunkle Ecke, setzte sich auf

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